Gelsenkirchen. Der FC Schalke 04 reist mit einer Menge Selbstvertrauen zum Revierderby bei Borussia Dortmund am Dienstag. Obwohl die Königsblauen auf zehn verletzte Spieler verzichten müssen, halten sie sich für stark genug, den BVB zu überholen. “In einem Derby“, sagt Kevin-Prince Boateng, “kann alles passieren.“
Tabellenzweiter gegen Tabellendritter, Real-Madrid-Herausforderer gegen Real-Madrid-Geschädigte, Klopp gegen Keller, Lewandowski gegen Huntelaar - oder einfach: Borussia Dortmund gegen FC Schalke 04. Am Dienstag (20 Uhr, live in unserem Ticker) treffen sich die Revierrivalen im Signal-Iduna-Park zum Endspiel um die Vizemeisterschaft. Und die Königsblauen, hinter dem FC Bayern Zweiter der Rückrundentabelle, fahren mit einer Menge Selbstvertrauen ein paar Kilometer ins östliche Ruhrgebiet.
Huntelaar erzielte zehn Tore in den elf Bundesligaspielen
Da wäre zum Beispiel Klaas-Jan Huntelaar. Der Torjäger, der beim 3:1-Erfolg über Eintracht Braunschweig mit einem Freistoßtreffer seine Fabelquote auf zehn Tore in elf Bundesligaspielen in dieser Saison ausbaute, sagte: "Für die steht etwas mehr auf dem Spiel - die spielen zu Hause, haben in den letzten Jahren immer auf Platz eins oder zwei gestanden. Das Wichtigste ist, wie wir selbst antreten, dass wir unsere Leistung bringen." Und dann fügte Huntelaar noch hinzu: "Der Sieg in der vergangenen Saison hat gut geschmeckt. Wir wissen, wie wir spielen müssen." 2:1 setzten sich die Schalker - noch unter Huub Stevens - am 20. Oktober 2012 durch. Die Tore erzielten der inzwischen fast schon vergessene Ibrahim Afellay und Marco Höger.
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Kevin-Prince Boateng trug 2012 das Trikot des AC Mailand. Jetzt bezeichnet er sich als "Vollblut-Schalker", obwohl er auch mal für einige Monate beim BVB spielte. "Ich habe gute Erinnerungen an Dortmund, deshalb ist es für mich ein spezielles Spiel vor dieser Dortmunder Kulisse. Mal schauen, wie mich die Dortmunder Fans empfangen." BVB-Trainer Jürgen Klopp wird Boateng vor dem Spiel freundlich die Hand schütteln. Nach der Bekanntgabe des Boateng-Wechsels im August 2013 hatte Klopp noch launig verkündet, er hätte seinem ehemaligen Spieler eine SMS geschrieben mit nur einem Wort: Schalke. „Und acht Fragezeichen“, sagte Klopp. Das Video der Pressekonferenz wurde ein YouTube-Hit.
Schalke muss im Derby auf zehn verletzte Spieler verzichten
Boateng nahm seinem Ex-Coach das nicht übel: "Wir haben uns danach noch geschrieben." Der Mittelfeld-Star ist rechtzeitig zum Derby in einer erstklassigen Verfassung und weiß, wie die Schalker spielen müssen: "In einem Derby kann alles passieren. Es wird ein hektisches, aufgeheiztes Spiel. Wir müssen kühlen Kopf bewahren und versuchen, unseren Stiefel runterzuspielen." Das gilt auch für die vielen jungen Spieler, auf die Schalke aufgrund der Verletztenmisere setzen muss. Vor dem Spiel gegen Braunschweig hatte sich als Zehnter auch noch Kyriakos Papadopoulos abgemeldet. "Wir müssen auf die jungen Spieler bauen", erklärte Boateng: "Und die machen das sehr gut." Das galt am Samstag zum Beispiel für Leon Goretzka (19) und Kaan Ayhan (19).
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Goretzka, Torschütze zum 1:0, traf mit den Jugendteams des VfL Bochum häufig auf den BVB. "Schalke gegen Dortmund ist aber noch eine ganz andere Hausnummer, das hat man im Hinspiel gesehen. Das wird ein heißer Tanz", erklärt Goretzka. Und Kaan Ayhan, der es in seinem zweiten Spiel als Innenverteidiger der Profis mit Robert Lewandowski zu tun bekommt, ergänzt: "Wir können nach den letzten Erfolgen in der Bundesliga mit breiter Brust anreisen. Das ist ein Riesenspiel, nicht nur für mich, sondern für den ganzen Verein."
Trainer Jens Keller hört diese mutigen Aussagen gern. Und doch will er seinem Team den Druck nehmen. "Dortmund ist sicher der Favorit", sagt der Coach und verweist noch einmal auf die Personalsituation: "Es wird keiner zurückkommen." Heißt: Es bleibt bei zehn Ausfällen. Rechtsaußen Jefferson Farfan steht nicht einmal als Joker zum Einsatz bereit.