Gelsenkirchen. . Der FC Schalke 04 kann nach dem 2:1-Erfolg beim FC Augsburg wieder an die direkte Qualifikation zur Champions League glauben, spricht aber lieber noch nicht von Platz zwei oder drei. Am Dienstag spielt Schalke bei Real Madrid, doch wichtiger ist das Bundesliga-Duell danach gegen Braunschweig.
Dass Schalke 04 an diesem Dienstag in einer Kathedrale des Fußballs, dem Estadio Santiago Bernabeu zu Madrid, antreten darf (20.45 Uhr, live in unserem Ticker), wurde nur an den Zwischentönen deutlich. Zum Beispiel bei Horst Heldt. Der Manager des Gelsenkirchener Fußball-Bundesligisten ist manchmal ein kleiner Schelm, und so sagte er mit Blick auf das „wichtige“ Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League bei Real Madrid: „Es wäre ärgerlich, wenn sich in diesem Spiel jemand verletzen würde und dann am Samstag gegen Braunschweig nicht spielen könnte.” Für diejenigen, die sich in der Materie nicht ganz so gut auskennen, sei gesagt: „Wichtig” nannte Heldt das Spiel in Madrid nur mit deutlichem Sarkasmus, weil es für Schalke nach der 1:6-Niederlage im Hinspiel nur noch um einen guten Abschied aus der Königsklasse geht.
Weg könnte nach Champions-League-Aus in Madrid zurück in Königsklasse führen
Freilich hellt es die Stimmung rund um die Reise nach Madrid merklich auf, dass es kein Abschied für lange Zeit von der Champions League werden muss. Wenn Schalke in der Bundesliga so weitermacht wie zuletzt bis zum 2:1-Sieg am Freitagabend in Augsburg, dann führt der Weg im Sommer geradewegs zurück in die Königsklasse: In der Rückrunde holte Schalke satte zwölf Punkte mehr als Hauptkonkurrent Bayer Leverkusen, sogar 13 mehr als Borussia Mönchengladbach, immerhin drei mehr als der BVB und neun mehr als der VfL Wolfsburg.
Ralf Fährmann:
Schon nach fünf Minuten musste er hinter sich greifen - bei Tobias Werners Schuss zum 1:0 für Augsburg war der Keeper chancenlos.
Note: 3
Danach zeigte er sich sicher im Herauslaufen und bei Rückpässen - auf der Linie wurde er nicht mehr gefordert.
Tim Hoogland:
Am liebsten hätte er sich in der fünften Minute bei allen 125.000 Schalke-Mitgliedern persönlich entschuldigt.
Note: 5
Seine zu kurze Kopfball-Rückgabe verwandelte Tobias Werner zum 1:0 für Augsburg. Was für ein schlimmer Fehler!
Benedikt Höwedes:
Der Kapitän lag in der Anfangsphase sehr oft auf der Nase, weil er ständig ausrutschte.
Note: 2,5
Er erledigte seine Aufgaben im Abwehrzentrum gut, blieb aber immer hinten und verzichtete auf Ausflüge.
Joel Matip:
Der Innenverteidiger hatte zunächst im Zweikampf große Probleme mit dem bulligen Augsburger Stürmer Raul Bobadilla.
Note: 4
Auch in der Offensive unterliefen ihm einige dumme Abspielfehler. Nach vielen guten Wochen war das ein schwächeres Spiel.
Sead Kolasinac:
Er bekam es auf der linken Seite mit dem schnellen und im Vollsprint pressenden Andre Hahn zu tun. Er grätschte oft erfolgreich, trieb mit seinem Engagement seine ab und zu lethargischen Mitspieler an, wirkte sehr zweikampfstark.
Note: 2,5
Auch in der Offensive gelang ihm eine entscheidende Aktion. Sein Querpass auf Klaas-Jan Huntelaar führte zum 2:1 (48.). Minuspunkt: Mit einem schlimmen Fehlpass zwang er Julian Draxler zu einem taktischen Foul (63.).
Roman Neustädter:
Wie Benedikt Höwedes hatte er offenbar die falschen Schuhe dabei - so oft lag er auf dem Hintern. Im hart umkämpften Mittelfeld-Zentrum kam er häufig an den Ball.
Note: 3,5
Er konnte den Augsburgern aber nicht immer folgen. Unnötig: In der 17. Minute verursachte er einen Freistoß am eigenen Strafraum.
Kevin-Prince Boateng:
Er fasste sich in der 33. Minute ein Herz und wagte einen Fernschuss, den Augsburgs Torwart Alexander Manninger nicht festhalten konnte - den Abpraller verwandelte Huntelaar.
Note: 3
Er hatte einen großen Aktionsradius, schien aber gerade in der Anfangsphase überrascht von der Augsburger Spielweise zu sein.
Chinedu Obasi (bis 46.):
Es hatte keinen Sinn, den Rechtsaußen anzuspielen - denn entweder verlor er den Ball oder die Flanke landete im Toraus.
Note: 5
Die logische Folge: eine Auswechslung zur Pause.
Julian Draxler (bis 76.):
Er zeigte - ob in der ersten Hälfte auf der "Zehn" und nach der Pause auf der linken Seite - einige schöne Tricks und Pässe. In seiner effektivsten Aktion bediente er Kolasinac - und der legte das 2:1 vor (48.).
Note: 2,5
Auch in der Defensive musste er aushelfen. In der 29. Minute verhinderte er einen Augsburger Konter, als er Raul Bobadilla entscheidend störte, nach der Pause sah er nach einem taktischen Foul Gelb, als er einen Fehler von Kolasinac ausbügeln wollte.
Leon Goretzka:
In der ersten Hälfte spielte er links, nach der Pause rechts. Auf beiden Seiten zeigte sich nur selten gefährlich in Strafraumnähe.
Note: 4
In der eigenen Hälfte holte er sich im Kopfball ab und zu den Ball. Das war wichtig.
Klaas-Jan Huntelaar (bis 89.):
Leichtere Übungen musste er seit langer Zeit nicht mehr bewältigen. Der Torjäger stand zweimal vor dem leeren Tor und musste den Ball nur noch über die Linie schieben...
Note: 1,5
...zunächst nach Manningers Fehler (33.) und dann nach dem Querpass von Kolasinac (48.). Sieben Tore in acht Rückrundenspielen - der Hunter ist in WM-Form!
Kaan Ayhan (ab 46.):
In einem kniffligen Spiel kam er zur Pause und zeigte keine Nervosität - stark, wie er in der 74. Minute eine Ecke herausholte.
Note: 3
Einmal langte er zu energisch zu und sah nach einem Foul an Hamit Altintop die Gelbe Karte (62.).
Max Meyer (ab 76.):
Er kam für Julian Draxler. Ohne Note
Adam Szalai (ab 89.):
Er kam für Klaas-Jan Huntelaar. Ohne Note
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Natürlich war das zum Teil auch der Schwäche der Konkurrenz geschuldet, aber erfolgreicher als Schalke (19 Punkte aus acht Spielen) waren im Kalenderjahr 2014 nur die Bayern (24). „Wir haben in der Rückrunde sehr gut gearbeitet und gepunktet. Das haben wir uns verdient“, sagt Trainer Jens Keller zum Sprung auf Platz drei – nur noch um einen winzigen Punkt hinter dem Zweiten. Nachdem man in der Winterpause vom siebten Tabellenplatz aus vorsichtig kalkuliert hatte, wohl noch Vierter werden zu können, sind nun sogar wieder Platz zwei oder drei im Bereich des Machbaren – und damit die Champions League ohne den Umweg über die Playoffs.
Schalke will die direkte Qualifikation für Champions League erreichen
Selbstverständlich würde Heldt sich und Schalke diese unkalkulierbare Qualifikationsrunde im August gerne ersparen, aber noch erliegt er nicht der Versuchung, die Sicherung des dritten Platzes nun als neues Ziel auszugeben – auch wenn es eine sehr, sehr süße Versuchung ist. Heldt begründet den Verzicht darauf mit dem Wissen, dass die Mannschaft in den vergangenen Wochen nahe am Limit gepunktet hat und es auch wieder Rückschläge geben werde: „Der größte Fehler wäre es, sich nun in Sicherheit zu wiegen.“
Schalke feiert beim FCA
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Man werde sich nun nicht gegenseitig auf die Schulter klopfen, „sondern einfach so weitermachen wie bisher“. Und deswegen ist das Bundesliga-Spiel am Samstag gegen Braunschweig so wichtig: Die drei Punkte, die dort zu vergeben sind, genießen höhere Priorität als ein ehrenvolles Abschneiden am Dienstag in Madrid. Trotzdem wollen sie sich besser präsentieren als beim Hinspiel. Klaas-Jan Huntelaar, der Matchwinner in Augsburg, drückt es so aus: „Ich sage nicht, dass wir noch was reißen. Aber wir können vielleicht gewinnen oder ein Unentschieden holen.“ Wäre ja auch schon was.
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