Kellers Taktik-Korrektur in der Pause hilft Schalke 04

Augsburg. . Beim 2:1-Erfolg in Augsburg veränderte Schalke-Trainer Jens Keller nach einer schwachen ersten Hälfte in der Pause die taktische Ordnung. Das ging auf. Von Kevin-Prince Boateng gab es diesmal ein Lob für den Coach: “Der Trainer hatte ein glückliches Händchen.“

In der Kabine muss es laut gewesen sein. 1:1 hieß es zwar nach 45 Minuten im Bundesligaspiel zwischen dem FC Augsburg und dem FC Schalke 04, aber nach einer Halbzeit meinte Schalke-Trainer Jens Keller nur: "Das Beste war das Ergebnis." Nur einem schweren Torwartfehler und einem gedankenschnellen Klaas-Jan Huntelaar hatten die Schalker dieses glückliche Resultat zu verdanken.

Die Ansprache von Keller war daher eindringlich. "Der Trainer hat uns wachgerüttelt, er hat gesagt, dass wir wachwerden müssen, dass uns in Augsburg nichts geschenkt wird", verriet Leon Goretzka. Die Spieler spornten sich auch gegenseitig an. "In der Halbzeit haben wir gesagt, dass das, was wir in der ersten Halbzeit gemacht haben, nicht überragend war, dass wir das besser machen können", erzählte Huntelaar.

Schalke wurde von Augsburg vor der Pause überrollt

Schief gelaufen war einiges. Keller vertraute der Startelf, die vor einer Woche 1899 Hoffenheim mit 4:0 bezwungen hatte. Diesmal ging Kellers Rechnung aber nicht auf. Vor allem die rechte Seite mit Tim Hoogland in der Viererkette und Chinedu Obasi in der Offensive hatte einen schwachen Tag erwischt. Hoogland patzte schon in der fünften Minute und ermöglichte Tobias Werner mit einer zu kurzen Kopfball-Rückgabe das Tor zum 1:0. Obasi blieb komplett blass. Vorn verlor er jeden Ball - und besonders enthusiastisch in der Defensivarbeit präsentierte er sich auch nicht. Ständige Unterzahl gegen laufstarke Augsburger war die Folge.

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Von Andreas Ernst, aufgezeichnet in der Mixed Zone

Auch die übrigen acht Feldspieler schienen - trotz aller Warnungen - von der Wucht des Augsburger Spiels überrascht zu sein. "Augsburg hat uns ein bisschen überrollt", gestand Goretzka. Kevin-Prince Boateng ergänzte: "Die Augsburger laufen alle ganz, ganz viel, wie verrückt." Davon ließen sich die Schalker beeindrucken. "Wir waren überhaupt nicht im Spiel. Wir haben uns nicht gut bewegt, die Bälle nicht gefordert und alles in allem einfach nicht richtig Fußball gespielt." Zu allem Überfluss rutschten die Schalker auch noch ständig aus. "Eigentlich gibt es dafür keine Ausreden - aber der Boden war schon seifig", gestand Torwart Ralf Fährmann. Huntelaar meinte: "Das ist auch Fußarbeit, wenn man viel nach hinten läuft und dann plötzlich nach vorn geht." Augsburg verpasste das zweite Tor, Schalke glich zum 1:1 aus. Glücklich und unverdient.

Boateng lobt "gutes Händchen" von Trainer Jens Keller

In der Pause sprach Keller das an - aber er änderte auch die Grundordnung. Er wechselte Kaan Ayhan für Chinedu Obasi ein und verschob die halbe Mannschaft. Leon Goretzka wechselte von der linken auf die rechte Mittelfeldseite, Julian Draxler vom Zentrum nach links, der mit einer Gelben Karte belastete Kevin-Prince Boateng von der Sechs ins offensive Mittelfeld - und Kaan Ayhan räumte fortan gemeinsam mit Roman Neustädter vor der Abwehr auf. "Wir wollten damit die Defensive stabilisieren", erklärte Keller. Diese Taktik-Korrektur brachte schon nach drei Minuten in der zweiten Hälfte den gewünschten Erfolg. Ayhan sperrte im Mittelfeld den Weg frei. Draxler schickte auf der linken Seite Sead Kolasinac und der legte Klaas-Jan Huntelaar das 2:1 auf - der sehenswerteste Spielzug der Schalker.

Für die taktische Änderung gab es diesmal ein Lob von Kevin-Prince Boateng. "Der Trainer hatte ein gutes Händchen", sagte der Mittelfeld-Star. Nach der 1:5-Packung beim FC Bayern hatte Boateng Kellers Taktik noch hinterfragt. In der kompletten zweiten Hälfte ging die Formation übrigens nicht auf. Am Ende stürmte nur trotz der Schalker Umstellungen nur noch der FC Augsburg. "Die Augsburger haben Risiko gespielt, alles nach vorn geworfen", sagte Boateng. "Da hatten wir ein bisschen Glück."