Schalkes Trainer Keller geht beharrlich seinen Weg
•
Lesezeit: 4 Minuten
Gelsenkirchen. . Jens Keller hat großen Anteil am Aufschwung des FC Schalke 04 in der Rückrunde, denn er hat im Winter an wichtigen Stellschrauben gedreht. Doch auf Eigenwerbung verzichtet der Trainer. Stattdessen lobt er lieber die Mannschaft.
Wer wissen will, wie dieser Trainer tickt, der muss ihn nur nach den Gründen für den Aufschwung des FC Schalke 04 im Jahr 2014 fragen. Jens Keller überlegt dann nicht lange, er hat auf Anhieb einige parat. Am liebsten erzählt er davon, dass die Mannschaft im Wintertrainingslager in Katar „enger zusammengerückt“ sei. „Auch zwischenmenschlich!“
Meistens führt er auch noch Namen an, er lobt die Beständigkeit von Torhüter Ralf Fährmann oder die Präsenz des zurückgekehrten Torjägers Klaas-Jan Huntelaar. Das Wörtchen ich hingegen fehlt in seinen Analysen, es scheint nicht zu seinem Vokabular zu gehören.
Anfang Dezember ließ Schalke weder eine Entwicklung noch eine Spielidee erkennen
Dabei hätte er doch Anlass genug für Werbung in eigener Sache. Schon als der ehemalige Schalker U-17-Trainer Ende 2012 die damals leblose Profimannschaft übernahm, waren die Skeptiker lauter als die Befürworter. Und ziemlich genau ein Jahr später, nachdem sich sein Team Anfang Dezember weitgehend wehrlos mit 1:3 gegen Hoffenheim im Achtelfinale aus dem DFB-Pokal verabschiedet hatte, hing Keller in den Seilen wie ein bereits angeschlagener Boxer nach einem Aufwärtshaken. Noch zu diesem Zeitpunkt hatten viele Vorwürfe ihre Berechtigung: Die Schalker ließen weder eine Entwicklung noch eine Spielidee erkennen. Wenn sie unter Druck gerieten, hatten sie Panik in den Köpfen und Pudding in den Beinen.
Schalkes Führung reagierte, für den ehemaligen Bremer Trainer Thomas Schaaf wurde die Tür bereits einen Spalt breit geöffnet. Ob Schaaf nun nicht den Fuß hineinstellen wollte oder Schalke die Pforte nach Beratung wieder schloss, ist derzeit nicht mehr von Bedeutung. Denn Jens Keller, der sich nicht unfair behandelt fühlte, weil er über die Schritte informiert war, brachte seine größte Stärke ein: Beharrlichkeit. Der Mann hat, um im Boxer-Bild zu bleiben, erstaunliche Nehmerqualitäten. Bevor der K.o. angezählt werden kann, steht er wieder.
Der Schalke-Trainer hat an einigen Stellschrauben gedreht
Aber er plustert sich nach Erfolgen nicht auf, er kämpft einfach weiter und sagt lediglich: „Ich bin immer meinen Weg gegangen.“ Es kennzeichnet ihn, dass er vor dem Heimspiel an diesem Freitag gegen Mainz 05 (20.30 Uhr, live in unserem Ticker) betont: „Wir haben noch nichts erreicht.“ Aber bei aller Bescheidenheit ist sein Anteil an den vier Siegen in der Rückrunde nicht zu unterschätzen. Denn er hat an einigen Stellschrauben gedreht – mit weitreichenden Auswirkungen. Er hat Ralf Fährmann zur Nummer eins befördert und Kevin-Prince Boateng in die Defensivzentrale beordert: zwei enorm erfolgreiche Maßnahmen. Er hat den ebenso instabilen wie uneinsichtigen Jermaine Jones, dessen Ego im Teamranking die Plätze eins bis drei belegte, zuerst unter die kalte Dusche gestellt und dann weggeschickt. Er hat eine Sportpsychologin hinzugezogen. Und er hat nie über das dramatische Verletzungspech gejammert, stattdessen die vielen sehr jungen Spieler gestärkt.
Es fällt auf, dass er weniger verkrampft wirkt. Jens Keller lächelt und fragt: „Es wäre doch schlimm, wenn ich nach vier Siegen nicht lockerer wäre, oder?“ Aber es zeigt eben nicht nur die Mannschaft ein anderes Gesicht, sondern auch ihr Trainer. Dieses Gesicht ist mal entschlossen und mal entspannt, Züge der Verunsicherung sind seit Wochen verschwunden.
Verhaltenes Lob
„Wir haben alle Entscheidungen gemeinsam entwickelt und getroffen“, erzählt Manager Horst Heldt, „aber Anregungen für Veränderungen kommen natürlich in erster Linie vom Trainerteam, auch vom Cheftrainer. Er steht auch im Guten in der Verantwortung, nicht nur im Schlechten.“
Das klingt trotz allem verhalten, nachdem sich Heldt in der Winterpause auffallend reserviert geäußert hat: „Wenn alles einigermaßen normal läuft, wird Jens Keller bis zum Ende der Saison unser Trainer bleiben, und darüber hinaus hat er er noch einen Vertrag, den wir ebenfalls erfüllen wollen.“ Eine solche Formulierung schließt eine anderweitige interne Verwendung nicht aus. Sollten sich die Schalker, vielleicht sogar schon mit Keller, bereits auf einen alternativen Plan verständigt haben, dann gäbe die Aktualität Anlass, diesen noch einmal zu überdenken.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.