Gelsenkirchen. Auch nach der 1:2-Testspielniederlage in Köln muss beim Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 kein arrivierter Spieler um seinen Stammplatz bangen - weil von der Bank kein Druck erzeugt wird. Die Nachwuchsspieler fielen noch am meisten in Oberhausen auf, sind aber noch nicht so weit.

Nach so einer 1:2-Testspielniederlage beim Zweitligisten 1. FC Köln kurz vor Start der Rückrunde kommt normalerweise die große Unruhe in einen Bundesligakader. Spieler aus der zweiten Reihe drängen vehement auf ihre Chance in der Stammelf. Nicht so beim FC Schalke 04. Da hat die erste Elf quasi eine Stammplatzgarantie, einen Konkurrenzdruck von der Bank gibt es nicht.

Traurige Gewissheit bot die 0:1-Niederlage tags darauf beim Regionalligisten Rot-Weiß Oberhausen. Der zweite königsblaue Anzug ist völlig aus der Mode. Obwohl Trainer Jens Keller nach der Partie darauf hinwies, dass viele A-Jugendliche und Spieler aus der Amateurmannschaft zum Einsatz gekommen seien, sollte nicht verschwiegen werden, dass sechs gestandene Bundesliga-Profis auf dem Rasen des Niederrheinstadions gestanden haben. Mit Ausnahme des Rekonvaleszenten Benedikt Höwedes hat sich niemand für weitere höhere Aufgaben aufgedrängt. „Sie werden nicht von mir erwarten, dass ich in Einzelkritiken gehe, das mache ich nicht“, lehnte Jens Keller einen Leistungs-TÜV seiner Arrivierten kategorisch ab. Der Schalker Coach suchte lieber nach Erklärungen für manch blutleere Vorstellung: „Wenn man sieben, acht Monate verletzt war, braucht man einfach seine Zeit um wieder zurückzukommen, das geht nicht in zwei Tagen.“

Dennoch könnte, nein, müsste die Körpersprache eine andere sein. Wenn man Tim Hoogland oder Anthony Annan bei ihren Bemühungen zuschaute, konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, als hätten sie innerlich das Kapitel Schalke 04 schon geschlossen. Und Felipe Santana, der sich ebenfalls zu Höherem als einem Testspiel gegen einen Viertligisten berufen fühlt, trabte derart lässig durch die Abwehrreihe, dass die Oberhausener ihre unerwarteten Freiheiten im Sturm erst einmal verdauen mussten.

Mitleid für Leon Goretzka

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Wieder da: Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes.
Von Andreas Ernst, aufgezeichnet in der Mixed Zone

Fast schon Mitleid musste man mit dem vielgepriesenen Mittelfeldtalent Leon Goretzka bekommen, der neben so vielen uninspirierten Mitspielern einfach nur schlecht aussehen konnte und auch keine Ordnung ins Gästespiel brachte. Nach engagiertem Beginn glich er sich allzu schnell dem dargebotenen Niveau an.

Es war bezeichnend, dass wenn, dann nur die Nachwuchskräfte aufgrund ihres engagierten Auftretens auf sich aufmerksam machen durften. Das kesse Agieren eines Donis Avdijaj, der vorne ständig in Bewegung ist, war ebenso ein Lichtblick wie Philipp Max, der in der zweiten Hälfte einige brauchbare Flanken von der linken Seite in den Strafraum schlug, auch wenn sie keine geeigneten Abnehmer fanden. Auch die körperliche Robustheit eines Pascal Itter lässt für die Zukunft einiges erwarten.

Kyriakos Papadopoulos spürt den Kräfteverlust

Aber eben nicht schon für den Rückrundenstart am kommenden Sonntag beim Hamburger SV. Da greifen die altbewährten Kräfte: Das Hoffen auf die Rückkehr eines Benedikt Höwedes in der Abwehr und vor allem Klaas-Jan Huntelaars im Sturm. Der Kapitän fühlt sich nach einigen weiteren Trainingseinheiten diese Woche jedenfalls bereit in der Hansestadt für ein Comeback, sein Trainer sieht es nicht anders: „Wenn er die Woche komplett und beschwerdefrei trainieren kann, ist er auf jeden Fall eine Option. Benny hat auf dem Platz eine gewisse Ausstrahlung, die wir in der Mannschaft sehr gut gebrauchen können“, meinte Jens Keller. Eine andere Option hat der Schalke-Coach auch nicht. Denn Kyriakos Papadopoulos ist zwar wie immer wild entschlossen, musste aber nach seinem 45minütigen Einsatz vom Samstag erkennen, dass eine Partie beim ambitionierten Möchtegern-Erstligisten wesentlich mehr Substanz kostet als ein vielbeachteter Einsatz in der Regionalliga. Alles braucht seine Zeit.