Doha. Schalkes Cheftrainer denkt offen über ein neues Spielsystem für die Rückrunde nach und reagiert damit auf die anhaltende Verletztenmisere in seinem Kader. Außerdem ist Keller von der Vorstellung der Nachwuchsspieler, die mit im Trainingslager in Katar sind, sehr zufrieden. Draxler noch länger verletzt.

Auch das gibt es in der Wüste: Am Montag zog leichter Regen auf in Doha, und die dunklen Wolken konnte man durchaus als Sinnbild für die Situation nehmen, in der Schalke 04 in dieser Rückrunden-Vorbereitung steckt. Es gibt immer wieder Rückschläge. Auch die Verletzung von Neuzugang Jan Kirchhoff hat sich nun doch als schlimmer entpuppt, als ursprünglich erhofft – „es ist mehr als eine Prellung“, erklärt Trainer Jens Keller, der aber dennoch hofft, nicht allzu lange auf den Defensivspieler verzichten zu müssen. Am Montag zog Keller ein erstes Zwischenfazit der Vorbereitung. Er sprach über

... den Rückschlag mit der Kirchhoff-Verletzung: „Man geht mit guten Vorsätzen ins neue Jahr, hofft, dass man auch mal Glück hat – und dann passiert am zweiten Tag gleich so etwas. Die Bandstruktur ist ein bisschen verletzt. Ich hoffe nicht, dass auch er längere Zeit ausfällt."

... den Zeitrahmen für ein Comeback von Klaas-Jan Huntelaar und Julian Draxler, die wegen ihrer Verletzungen zu Hause bleiben mussten: „Klaas-Jan ist weiter als Julian, aber er ist auch schon länger verletzt als er. Bei Julian kann man noch keine Prognose machen, wann er wieder kommt. Das muss der Arzt entscheiden. Generell haben wir durch die vielen Verletzungen wieder keine optimalen Voraussetzungen, um gewisse Dinge zu erarbeiten."

... den Gedanken, in der Rückrunde ein neues Spielsystem im Mittelfeld einzuführen: „Wir haben ja schon in der Sommer-Vorbereitung ein 4-4-2 und ein 4-2-3-1 ausprobiert. Ein 4-4-2 können wir aktuell nicht spielen, weil uns ein zweiter Stürmer neben Adam Szalai fehlt. Vielleicht testen wir nun einmal ein 4-1-4-1, also ein bisschen offensiver mit Max Meyer und Kevin-Prince Boateng im Zentrum. Das ist sicher eine Überlegung wert, zumal wir nicht mehr so viele Sechser haben.“

... den Verzicht auf Jermaine Jones, der sich einen neuen Verein suchen will: „Ich konnte Jermaine nicht klar sagen, ob er in der Rückrunde einen Stammplatz haben würde. Wenn er in der Hinrunde auf der Bank saß, hat er die Situation professionell angenommen, aber mit 32 Jahren wird man nicht ruhiger, wenn man auf Dauer auf der Bank sitzt und eine WM vor der Brust hat. Dann wäre es vielleicht etwas schwieriger geworden.“

... die Forderungen an die Spieler, die er den Profis hier in Katar in Einzelgesprächen deutlich macht: „Generell geht es erst einmal darum, die Vorrunde mit jedem Einzelnen zu analysieren – warum viele die Leistung nicht so abgerufen haben und wo die Hebel anzusetzen sind, damit es künftig besser läuft. Die Ansprache ist bei jedem unterschiedlich: Die einen brauchen ein bisschen mehr Feuer – die anderen müssen eher gestreichelt werden.“

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... die Torwart-Frage, in der Ralf Fährmann davon ausgeht, auch in der Rückrunde die Nummer eins zu bleiben: „Ralf hat seine Sache sehr gut gemacht und Sicherheit ausgestrahlt. Er hat aber auch das nötige Spielglück gehabt. Sein Selbstbewusstsein ist legitim, ein Torhüter muss Selbstbewusstsein ausstrahlen, aber entscheiden tue ich. Und es gebührt der Respekt, dass man mit jedem Spieler vorher darüber redet.“

... die fünf Nachwuchsspieler, die in Katar mit dabei sind, und die Aussicht, ob ein zweiter Max Meyer dabei ist, der im Vorjahr hier den Sprung in den Profikader geschafft hat: „Die jungen Spieler machen viel Spaß. Allerdings wird es schwierig sein, eine ähnliche Entwicklung wie bei Max Meyer zu wiederholen. Sicher, ein Donis Avdijaj hat auch viel Talent, aber ob das dann so schnell geht, wird oft auch im Kopf entschieden.“

... die Konkurrenz im Kampf um den angestrebten Platz in der Champions League: „Mannschaften wie Wolfsburg und Mönchengladbach haben sich in der Vorrunde auf die Bundesliga konzentrieren können – das hat man deutlich gemerkt. Dortmund und Leverkusen hatten zum Schluss die gleichen Probleme wie wir, auch in Sachen Verletzungen. Bei diesen Voraussetzungen ist es schwierig zu sagen, wir wollen noch mal ganz oben dran kommen. Aber wir wollen um den vierten Platz spielen, und der Dritte ist ja auch nicht so weit weg.“