Gelsenkirchen. Der FC Schalke 04 kann im 143. Revierderby eine Überraschung schaffen, meint Andreas Ernst. Die Königsblauen wissen, wie man Borussia Dortmund in die Knie zwingt - so, wie in der vergangenen Saison. Daher müssen sich Julian Draxler, Kevin Prince Boateng und Co. nicht vor dem BVB verstecken.
Wer nach sportlichen Gründen sucht, warum der FC Schalke 04 am Samstag Borussia Dortmund im Revierderby aus der Arena schießt, der muss - zugegeben - sehr, sehr viel Zeit mitbringen. Der BVB ist individuell stärker besetzt und in der besseren Form.
Doch das heißt nicht, dass die Dortmunder nach Gelsenkirchen kommen und locker zum Derbysieg spazieren.
Denn in einem Derby spielen Emotionen eine entscheidende Rolle. Jeder Schalke-Fan kann sich noch daran erinnern, wie Kapitän Benedikt Höwedes am 9. März auf den Rasen sank und den 2:1-Derbysieg feierte - wild und laut! Die Schalker gewannen in der vergangenen Saison nicht nur das Rückspiel. Schon in Dortmund hatten sie sich mit 2:1 durchgesetzt. Zwei Siege in Folge gegen den BVB - Schalke weiß, wie es geht. Das ist der erste große Vorteil. Der zweite: Schalke spielt zu Hause.
Dass der BVB in allen relevanten Statistiken - Laufleistung, Torschüsse und, und, und - mit himmelweitem Vorsprung führt: geschenkt! Niemand glaubt ernsthaft, dass die Königsblauen in einem Derby vor knapp 62 000 Zuschauern auch nur einen Schritt weniger laufen als die Schwarz-Gelben.
Draxler und Szalai können Großkreutz und Hummels düpieren
Der BVB hat zwar Mkhitaryan, Reus, Aubameyang und Lewandowski - aber die Schalker Julian Draxler, Max Meyer und Kevin-Prince Boateng müssen sich davor nicht verstecken. Auch sie sind jederzeit in der Lage, mit glänzenden Einzelaktionen die Dortmunder Abwehr zu überlisten. Draxler stellte seine Nervenstärke im März noch unter Beweis, als er das Tor zum 1:0 erzielte.
Die Dortmunder flatterten hingegen. Der im Moment hochgelobte Rechtsverteidiger Kevin Großkreutz spielte in seiner Karriere noch kein gutes Derby - und wird am Samstag wieder von 55 000 Zuschauern ausgepfiffen. Er trifft auf dem Rasen überwiegend auf Übersteiger-König Draxler. Vorteil: Draxler! Mats Hummels stand im März komplett neben sich - am Samstag muss er den Strafraum gegen den kopfballstarken Adam Szalai verteidigen. Dribbling Draxler, Flanke Draxler, Kopfball Szalai, Tor - so kann es am Samstag laufen.
Übrigens waren auch vor dem Derby im März die Unterschiede eigentlich riesengroß: BVB und S04 trennten in der Tabelle zehn Punkte, und der neue Schalke-Trainer Jens Keller hatte sein Team zu gerade einmal drei Siegen in acht Pflichtspielen geführt. Heute beträgt die Differenz zwischen den Revierrivalen acht Punkte - und ruhiger ist es um Keller nicht geworden...