Gelsenkirchen. . Wenn der FC Schalke 04 am Samstag Bayern München empfängt, trifft Schalkes Kevin-Prince auf Münchens Jerome. Die beiden Halbbrüder aus Berlin wollen nach der Bundesligapartie auf Schalke die Trikots tauschen, doch auf dem Platz ist auch der Bruder ein Gegner.
Jetzt bitte mal ganz ehrlich: Ihr Bruder spielt beim FC Bayern und durfte drei Titel in einer Saison gewinnen – wird man da nicht neidisch als Fußballprofi?
Kevin-Prince Boateng holt kaum Luft, da ist die Antwort schon raus: „Nein!“, sagt er spontan. „Ich bin glücklich, so wie es ist, und ich bin stolz auf Jerome. Er hat einen Riesenschritt gemacht, den viele nicht erwartet hatten. Ich freue mich schon auf das Spiel.“
Das Spiel – das ist der Bundesliga-Hit Schalke gegen Bayern am Samstag (18.30 Uhr live in unserem Ticker), das ist das direkte Aufeinandertreffen der Boateng-Jungs aus Berlin.
Die Karrieren der Boateng-Brüder liefen über Umwege
Die beiden sind Halbbrüder, sie haben einen ghanaischen Vater und deutsche Mütter. „Jeden Tag haben wir Kontakt“, erzählt Kevin-Prince. „Wir schreiben uns, oder wir telefonieren miteinander.“
Beide sind Nationalspieler geworden. Jerome setzte auf eine Karriere in der deutschen Auswahl, Kevin-Prince durchlief alle deutschen Nachwuchsteams – doch weil er keine Perspektive sah, entschied er sich für Ghana. Er spielte eine starke WM in Südafrika, schon dort begegneten sich die Brüder auf dem Rasen: im letzten Gruppenspiel, das Deutschland mit 1:0 gewann.
Ihr Glück fanden beide auf Umwegen. Jerome versuchte sich nach den Berliner Ausbildungsjahren in Hamburg und bei Manchester City, bevor er sich in München etablierte. Kevin-Prince stabilisierte sich nach den Stationen Tottenham, Dortmund, Portsmouth erst beim AC Mailand: Nach Schalke kam er als internationaler Klasse-Mann.
Das ist Kevin-Prince Boateng
Einer defensiv, einer offensiv - Zweikämpfe der Brüder wird es bei Schalke-Bayern viele geben
Kevin-Prince, der Offensive, war immer auch der Auffälligere. Verteidiger Jerome entwickelte sich eher geräuschlos, auf leisen Stollen wurde er in dieser Saison zum großen Gewinner: Er hat in der Nationalelf und beim FC Bayern starke Konkurrenten abgehängt. Er sei „ruhiger und geduldiger geworden“, erzählt Jerome.
Robust aber ist er auch, und darin liegt vor diesem Samstag ein gewisser Reiz: Zweikämpfe zwischen den Brüdern werden sich nicht vermeiden lassen. Und Kevin-Prince hat in seiner typischen Art schon mal eine Ansage gemacht: „Am Freitag werden wir noch mal Kontakt aufnehmen, am Samstag werden wir uns auf dem Platz kurz Hallo sagen – und dann geht es um drei Punkte. Nach dem Spiel wollen wir die Trikots tauschen, aber während des Spiels ruht die Bruderschaft.“