Thessaloniki. Nach einem schwer erkämpften 3:2-Sieg steht Schalke 04 in der Gruppenphase der Champions League - auch dank Adam Szalai, der trotz einer Verletzung im Abschlusstraining auf die Zähne biss und gegen PAOK Saloniki zwei Treffer beisteuerte. Doch überwunden ist die Schalker Krise damit noch nicht.
Adam Szalai wollte den Verband an seiner rechten Hand am liebsten ignorieren, der würde ihn jetzt überhaupt nicht interessieren, sagte der kräftige Angreifer: „Ich bin einfach nur glücklich.“ Szalai mochte allein den Augenblick genießen, den Einzug mit dem FC Schalke 04 in die Champions League, an dem er einen so großen Anteil hatte. Zwei Tore hatte der Ungar zum schwer erkämpften 3:2-Sieg bei PAOK Saloniki beigesteuert – für ihn persönlich an sich schon eine große Leistung. Dass er beinahe gar nicht hätte spielen können, weil er sich im Abschlusstraining an der rechten Hand verletzt hatte, hätte Szalai am liebsten verschwiegen. Erst Manager Horst Heldt berichtete, was sich zugetragen hatte: „Adam hatte höllische Schmerzen.“
Dieses Durchbeißen, das Ankämpfen gegen Widerstände, das Szalai auf der Dienstreise nach Saloniki vorgelebt hatte, ist genau das, was Schalke von seinen Spielern gerne sehen möchte. Der Torjäger, der als Ersatz des ohnehin verletzten Klaas-Jan Huntelaar vorangehen musste, hätte auf seinen Einsatz verzichten können – aber dann wäre Schalke in diesem Jahr vermutlich nicht in die Champions League gekommen. So ist es noch mal gut gegangen: Für Szalai, für Schalke – und auch für Trainer Jens Keller. Der konnte guten Gewissens bilanzieren, dass nun endlich das vollbracht war, wofür man ihn im vergangenen Dezember eingestellt hatte: „Ich bin angetreten, um die Champions League zu erreichen. Dieser Auftrag ist jetzt erst erfüllt worden.“
Nie zuvor hatte es Schalke geschafft, zweimal hintereinander in der Königklasse zu spielen: Dieser Erfolg, so hoffen alle, soll die Basis dafür sein, dass etwas ruhigere Zeiten anbrechen. Zum ersten Mal dienen die 20 Millionen Euro, die nun in den kommenden Monaten auf die Schalker Konten fließen, nicht allein dafür, um vorhandene Löcher zu stopfen. Der Verein kann in die Infrastruktur investieren, Schulden abbauen und die Mannschaft weiter verstärken.
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Aogo soll schon gegen Leverkusen spielen
Bereits am Mittwoch lieh Schalke den beim Hamburger SV wegen seines Mallorca-Fluges in Ungnade gefallenen Nationalspieler Denis Aogo bis zum Saisonende aus; der 26jährige soll schon am Samstag gegen Leverkusen spielen. Heldt reagiert damit auf die Schwächen auf der linken Abwehrseite, wo sich die Situation durch das Formtief von Christian Fuchs und dessen Gelb-Rot-Sperre gegen Leverkusen „zugespitzt“ habe. Zudem hat er Kontakte zu Valentin Stocker (FC Basel) und Waldemar Sobota (Slask Breslau) geknüpft. Wenn sich auch diese Transfers realisieren lassen, dürften Teemu Pukki (zu Celtic Glasgow) und Tranquillo Barnetta, für den es ebenfalls eine Anfrage gibt, die Freigabe erhalten.
Der ganze Verein durfte in Saloniki ein wenig durchatmen und Luft ablassen: Das Zittern bis zur letzten Minute und dem entscheidenden 3:2 durch Szalai nach fantastischer Vorarbeit von Julian Draxler hatte seine Spuren hinterlassen – „wir sind ziemlich fertig“, gestand der Manager. Bei aller Erleichterung ignorierte es Heldt aber nicht, wie schwer sich die Mannschaft auch gegen die arg limitierten Kicker aus Saloniki getan hatte. Über den Berg, so sein Eindruck, ist Schalke wohl noch nicht: „Wir müssen weiter kleine Schritte nach vorne machen.“ Sein Trainer klingt ein wenig optimistischer und setzt auf die Kraft des Erfolgserlebnisses: „Ich hoffe, dass die Mannschaft jetzt Selbstvertrauen zieht, weil wir etwas Großes erreicht haben.“
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In der Bundesliga ist Schalke unter Zugzwang
Keller hatte in den vergangenen Wochen der Erfolglosigkeit nicht den Eindruck, „dass im Verein schon an mir gezweifelt wurde“. Doch die wenigstens extern schon geführten Debatten über den Trainer werden erst dann nachhaltig verstummen, wenn nun auch die Bilanz in der Bundesliga aufgebessert wird: Bisher steht ein Punkt aus drei Spielen zu Buche, und die kommenden drei Gegner heißen Leverkusen, Mainz und Bayern München. „Wir sind in der Bundesliga unter Zugzwang“, weiß Julian Draxler, für dessen Entwicklung seine individuell gute Leistung in Saloniki enorm wichtig war: „Deswegen ist mit Sicherheit noch nicht wieder heile Welt auf Schalke.“
Doch immerhin gibt es auf Schalke ja auch Kerle, die sich durchbeißen können: Adam Szalai ist so einer. Der Stürmer will auch gegen Leverkusen auf jeden Fall spielen – der befürchtete Kahnbeinbruch an der rechten Hand konnte bei der Untersuchung in Gelsenkirchen ausgeschlossen werden.