Hannover. Schalkes Trainer Jens Keller muss sich auf unruhige Tage einstellen. Die Königsblauen ließen sich beim 1:2 (0:2) in Hannover in der ersten Hälfte vorführen. Kapitän Benedikt Höwedes und Linksverteidiger Christian Fuchs flogen vom Platz.
Die Situation beim FC Schalke 04 spitzt sich zu: Nach dem enttäuschenden 1:1 gegen PAOK Saloniki im Play-off-Hinspiel der Champions-League-Qualifikation schaffte die Mannschaft von Trainer Jens Keller auch im dritten Bundesliga-Saisonspiel keinen Sieg. Sie unterlag am Samstagnachmittag nach einem sehr kuriosen und turbulenten Spiel bei Hannover 96 mit 1:2 (0:2) und verlor ihren Kapitän Benedikt Höwedes bereits in der 14. Minute wegen eines Platzverweises sowie Christian Fuchs wegen ener Gelb-Roten Karte (86.). Auch Hannovers Szabolcs Huszti flog vom Platz – in der 74. Minute.
Schalke-Trainer Keller änderte seine Elf auf vier Positionen
Der Schalker Trainer hatte sich bei seiner Aufstellung, die er im Vergleich zum 1:1 gegen PAOK Saloniki auf vier Positionen veränderte, für eine defensive Variante entschieden – mit einer Dreier-Sechs: Roman Neustädter zentral vor der Viererkette und Leon Goretzka sowie Jermaine Jones davor. Absicherung. Darauf achten, nicht zu verlieren. Und dabei hielt Jens Keller auch an seiner Saloniki-Innenverteidigung fest. „Joel Matip hat gegen den HSV sicherlich einen nicht so glücklichen Tag gehabt. In der Champions League gegen PAOK hat er sehr, sehr gut gespielt unserer Meinung nach“, erklärte Manager Horst Heldt vor dem Anpfiff. „Auch bei Benedikt Höwedes war eine Leistungssteigerung erkennbar. Deshalb wollen wir unsere Innenverteidigung nicht ändern. Wieder ein Wechsel wäre Gift. Es geht darum, dass sie sich stabilisieren.“
Auch Mirko Slomka, für den es das 200. Bundesliga-Spiel als Cheftrainer war, änderte seine Taktik. Er bot diesmal zwei Stürmer auf: Mame Diouf und Artur Sobiech. „Wir spielen zu Hause gegen eine Schalker Mannschaft, die ein wenig Verunsicherung gezeigt hat“, sagte der 96-Coach. „Wir wollen mutig auftreten und zusehen, dass zu den sieben Gegentoren, die sie bekommen haben, noch ein paar hinzukommen.“
Das Ergebnis auf dem Rasen: Zunächst einmal gab es kaum Auffälligkeiten oder gar Bemerkenswertes – bis zur neunten Minute. Da nämlich zog Hannovers Leon Andreasen ungehindert aus 21 Metern ab, scheiterte aber an Timo Hildebrand, der zur Ecke klärte. Und knapp drei Minuten später musste 96-Schlussmann Ron-Robert Zieler beim Herauslaufen mächtig Gas geben, um vor Christian Clemens an den Ball zu kommen.
Dann der Schock für die Königsblauen in der 14. Minute: Schiedsrichter Bastian Dankert aus Rostock wertete die Attacke von Benedikt Höwedes gegen Mame Diouf nach Pass von Artur Sobiech als Notbremse im Strafraum, zeigte auf den Elfmeterpunkt und zückte die Rote Karte gegen den schockierten Schalker Kapitän. Ádám Szalai nutzte die Zeit der Diskussionen, um seinen Schuhe zu wechseln, und Szabolcs Huszti ließ sich die Chance zum 1:0 nicht nehmen und verwandelte den Strafstoß eiskalt. Fortan spielte Roman Neustädter neben Joel Matip in der Innenverteidigung.
Diouf erhöhte nach einer Flanke von Huszti auf 2:0 für Hannover
Auch interessant
Für die ohnehin verunsicherten Schalker, die diesmal ganz in Weiß antraten, war diese neue Situation in Unterzahl sicherlich nicht hilfreich. Und hätte Timo Hildebrand gegen Mame Diouf nicht Kopf und Kragen riskiert sowie Schmerzen in Kauf genommen, hätte das Keller-Team schon nach 33 Minuten mit 0:2 hinten gelegen. Keine drei Minuten später entschied der Schalker Schlussmann dieses Eins-gegen-eins-Duell erneut für sich. Nach einem Fehler Tim Hooglands, der für den verletzten Atsuto Uchida rechts verteidigte, hatte Artur Sobiech erneut seinen Sturm-Partner in Szene gesetzt. Anschließend wechselte Jens Keller: Er brachte Innenverteidiger Felipe Santana für Leon Goretzka.
Das half jedoch nicht, um noch vor der Pause den zweiten Gegentreffer zu verhindern. Diesmal traf Mame Diouf. Nach einer Flanke von Szabolcs Huszti köpfte der Senegalese zum 2:0 für die 96er ein (42.). Und aus der Schalker Kurve dröhnte es. „Wir wolln euch kämpfen sehn!“ Das war schon das neunte Schalker Gegentor im dritten Bundesliga-Saisonspiel.
Nach der Pause bemühten sich die Schalker trotz ihrer Unterzahl-Situation um etwas mehr Offensive, brauchten in der 50. Minute aber auch die Klasse ihres Torwarts Timo Hildebrand, der gegen Artur Sobiech – Mame Diouf hatte aufgelegt – klärte. Und plötzlich waren die Schalker sogar wieder dran. Ádám Szalai nutzte die Vorarbeit von Roman Neustädter zum 1:2-Anschlusstreffer. Noch 35 Minuten mit neuem Selbstvertrauen. Und nachdem sie zuvor sehr souverän aufgetreten waren, wirkten die Hannoveraner vor 49000 Zuschauern nun längst nicht mehr so gut sortiert, so dass auch Mirko Slomka am Spielfeldrand schimpfte.
Schalke-Stürmer Adam Szalai vergab eine große Chance
Und in der 64. Minute hatte der 96-Trainer eigentlich schon die Hände überm Kopf zusammengeschlagen. Julian Draxler lupfte den Ball in die Spitze, Hannovers Abseitsfalle schnappte nicht zu, aber Christian Clemens und Ádám Szalai, der letztlich vorbeischoss, schafften es nicht, Ron-Robert Zieler zu überwinden. Das hätte das 2:2 sein müssen. Es folgte eine weitere nicht schlechte Möglichkeit, doch Julian Draxler verfehlte mit seinem 17-Meter-Freistoß das Ziel.
Mirko Slomka reagierte und brachte in der 72. Minute einen neuen Stürmer: Didier Ya Konan für Artur Sobiech. Aber Offensiv-Geist hatten auch in der Folge nur die Schalker – in Unterzahl, wohlgemerkt. Und zwei Minuten später war auch Hannover 96 nur noch zehnt. Bastian Dasnkert zeigte Szabolcs Huszti nach dessen Foul an Tim Hoogland die Rote Karte.
Schalkes Trainer Jens Keller versuchte noch einmal, den Druck zu erhöhen, indem er Max Meyer für Roman Neustädter (80.) und Tranquillo Barnetta für Christian Clemens (83.) brachte. Aber es änderte sich nichts mehr am Resultat. Die Königsblauen unterlagen mit 1:2, nachdem sie zuvor fünfmal in Folge nicht gegen Hannover 96 verloren hatten. Besonders schlimm: Auch Chrstian Fuchs flog noch vom Platz. Er sah nach seinem Foul an Mame Diouf die Gelb-Rote Karte (86.).
Schalke verliert erneut