Schalke geht in Wolfsburg unter - Fehlstart ist perfekt
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Wolfsburg. Was für ein Fehlstart! Nach dem dürftigen 3:3 gegen den HSV am ersten Spieltag erlaubte sich der FC Schalke 04 am zweiten Spieltag ein 0:4-Debakel beim VfL Wolfsburg. Die Schalker Abwehr erlaubte sich erneut schlimme Fehler.
Zwei Spieltage in der Fußball-Bundesliga sind absolviert, und der FC Schalke 04 muss weiterhin auf seinen ersten Sieg warten. Nach dem 3:3 gegen den Hamburger SV gab es am Samstag beim VfL Wolfsburg nach einer phasenweise peinlichen Vorstellung sogar eine 0:4 (0:0)-Niederlage, so dass nach sieben Gegentoren in zwei Partien erst ein mickriges Pünktchen auf dem Konto der Königsblauen steht.
Schalke wollte von Beginn an "eng und kompakt stehen"
Keine Überraschung gab es bei der Schalker Aufstellung: Jens Keller entschied sich im Vergleich zum vergangenen Sonntag für zwei Wechsel. Felipe Santana spielte für Joel Matip neben Kapitän Benedikt Höwedes in der Innenverteidigung, und Marco Höger rückte neben Jermaine Jones für Roman Neustädter auf die Doppel-Sechs. „Das ist eine rein sportliche Entscheidung. Im Pokalspiel lief auch schon nicht alles rund“, sagte der Coach der Königsblauen am Sky-Mikrofon im Gespräch mit Schalkes ehemaligem Innenverteidiger Christoph Metzelder. „Wir haben einen ausgeglichenen Kader, deshalb ist das die logische Konsequenz. Wir brauchen Joel und Roman aber, ich habe mit ihnen gesprochen – es gibt keine Probleme.“
Auch seine taktischen Vorstellung erklärte Jens Keller vor dem Anpfiff. „Wir wollen Wolfsburg und vor allem Diego keinen Raum geben“, sagte der 42-Jährige. „Deshalb müssen wir eng und kompakt stehen.“ Und es wurde schnell deutlich, dass diese Aufgabe eine sehr anspruchsvolle ist und Jermaine Jones reichlich Arbeit hatte. Die Wolfsburger, bei denen der von Triple-Sieger FC Bayern München gekommene Brasilianer Luiz Gustavo in der Startelf stand, machten Druck, hatten reichlich Drang zur Offensive.
Die erste gute Möglichkeit aber hatten die Schalker: Nach Vorarbeit von Christian Clemens und einer Flanke von Christian Fuchs zog Julian Draxler volley ab, der Ball blieb aber an einem VfL-Abwehrbein hängen. Nur vier Minuten später wurde es für die Königsblauen erstmals brenzlig. Aber Torwart Timo Hildebrand streckte sich und parierte den 28-Meter-Freistoß von Naldo. Glück hatte der Schalker Schlussmann dann in der 26. Minute, als Ivica Olic den Ball am langen Pfosten nach einer Flanke von Christian Träsch nicht richtig traf und die Kugel übers Tor hüpfte. Für das nächste Wolfsburger Signal sorgte Ja-Cheol Koo, dessen 22-Meter-Schuss knapp am Kasten der Gelsenkirchener vorbeistrich. 34 Minuten waren absolviert.
Wolfsburg gegen Schalke technisch überlegen
Und wieder nur zwei Minuten später waren die VfL-Fans schon in der Startphase zum Jubeln. Ricardo Rodriguez flankte, und Vierinha hatte auf der rechten Seite die freie Auswahl gegen Timo Hildebrand. Er entschied sich jedoch überraschend dafür, den Ball souverän am längen Eck vorbeizuziehen. Etwas Überraschendes gab es dann auch auf der Anzeigetafel. Beide Mannschaften hatten bis zur 38. Minute jeweils 50 Prozent Ballbesitz gehabt. Erneut nur zwei Minuten später wäre es mit der Tor-Ausgeglichenheit fast vorbei gewesen, und die technisch überlegenen Wolfsburger hätten beinahe verständnislos geschmollt. Der engagierte Klaas-Jan Huntelaar, der kurz zuvor nach einem Luftkampf mit Luiz Gustavo die Gelbe Karte gesehen hatte, zog ab, aber der Ball klatschte an den langen Pfosten.
Für die zweiten 45 Minuten wünschten sich die Schalker Fans neben Toren für ihre Mannschaft auch etwas mehr königsblauen Spielwitz, ein paar Fußball-Ideen mehr. Zumal Julian Draxler in der ersten Halbzeit im zentralen Mittelfeld im Prinzip gar nichts gelungen war. Taktisch änderte Trainer Jens Keller zunächst jedoch nichts, nur personell: Der angeschlagene Klaas-Jan Huntelaar, der einen Schlag aufs rechte Knie bekommen hatte, blieb in der Kabine, und es kam Ádám Szalai.
Zwar wirkten die Schalker vor 28405 Zuschauern dann etwas bissiger und hatten auch Möglichkeiten. Doch die Hereingabe von Ádám Szalai war so scharf, dass sie Julian Draxler nicht erreichen konnte, und Christian Clemens scheiterte mit seinem Schuss am Schweizer Nationalkeeper Diego Benaglio. Dann aber der Schock: Jermaine Jones verlor den Ball im eigenen Strafraum an Ja-Cheol Koo. Zwar klärte Christian Fuchs zur Ecke, doch diese nutzten die Wölfe in der 54. Minute zur verdienten 1:0-Führung. Ivan Perisic verlängerte per Kopf, und Innenverteidiger Robert Knoche bugsierte den Ball – völlig blank – über die Linie. Nur sieben Minuten später stand es auch schon 2:0. Atsuto Uchida klärte quer im eigen Strafraum so, dass der Ball genau bei Vierinha landete – der wackelte einmal und schoss platziert ins lange Eck.
Schalke-Fans hielten trotz Debakel zu ihrem Lieblingsklub
Jens Keller reagierte sofort: In der 63. Minute kam Teemu Pukki für Christian Clemens. Mehr Offensive also. Aber das änderte überhaupt nichts daran, dass das Schalker Defensivverhalten enorme Schwächen aufwies. Nur gut für die Königsblauen, dass Timo Hildebrand in der 66. Minute bei Diegos Schuss auf der Hut war. Eine Minute später aber war der Schalker Torwart machtlos. Naldo entschied das Duell der brasilianischen Innenverteidiger gegen Felipe Santana nach einer Ecke – wieder eine Standard-Situation – mühelos für sich und erhöhte für den VfL Wolfsburg auf 3:0.
Das war's. Fast. Das Einzige, was Trainer Jens Keller noch tat: Er schickte in der 73. Minute den A-Jugendlichen Max Meyer für den schwachen Jefferson Farfán in die heftig zerbeulte Schalker Mannschaft, die mit dem 0:3 gut bedient war. Die Fans sangen trotzdem: „Schalke ist der geilste Klub der Welt!“ Und Wolfsburgs Stefan Kutschke traf in der 90. Minute auch noch zum 4:0.
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