Draxlers Ausraster war ein Warnschuss vor Schalkes Start
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Karlsruhe. . Der Ausraster von Julian Draxler beim Pokalspiel gegen den Oberligisten Nöttingen (2:0) dient als Beispiel für den missratenen Auftritt des FC Schalke 04 - und als Warnung für den Bundesliga-Start am Sonntag gegen den Hamburger SV.
Das schlechte Gewissen plagte ihn wohl doch. Schweigend schlich Julian Draxler aus der Kabine in den Mannschaftsbus – kein Wort der Erklärung zu seinem Ausraster zuvor auf dem Platz, der den Nationalspieler unversehens in den Mittelpunkt eines aus Schalker Sicht ziemlich missratenen Auftritts im DFB-Pokal beim Oberligisten FC Nöttingen rückte.
Nachdem Draxler von seinem Gegenspieler Timo Brenner im Kampf um den Ball mit Tritten bearbeitet worden war, brannten ihm in der 83. Minute die Sicherungen durch: Er stieß den heranstürmenden Mario Bilger einfach zu Boden. Eine unüberlegte Aktion des 19-Jährigen, der Schalke in dieser Saison eigentlich mit seinem fußballerischen Talent einen kräftigen Stempel aufdrücken soll. Die Erwartungen sind hoch, aber diesmal hatte er sich nicht im Griff.
Manche Beobachter, so auch Nöttingens Trainer Michael Wittwer, legten sein Handeln als Tätlichkeit aus und hielten eine Rote Karte für angebracht: „Für mich war es klar.“ Schiedsrichter Christian Dietz hingegen beließ es bei Gelb, und Schalkes Trainer Jens Keller wechselte Draxler auf der Stelle aus – um Schlimmeres zu verhindern.
Erhöhte Wachsamkeit
Man konnte die Szene in der Tat unterschiedlich interpretieren. Man konnte aber auch das, was Schalkes Torwart Timo Hildebrand eigentlich ganz allgemein über die Leistung der in Grün gekleideten Königsblauen gesagt hatte, auch auf Draxlers Ausraster münzen: „So dürfen wir in der Bundesliga nicht auftreten.“ Draxler nicht, und Schalke auch nicht. Der 2:0-Sieg, mit dem die Gelsenkirchener nach Toren von Klaas-Jan Huntelaar (31.) und Leon Goretzka (90+4) die zweite Pokalrunde erreichten, war das einzig Positive. Mehr fiel auch Trainer Jens Keller zu diesem Thema nicht ein.
Schalkes Manager Horst Heldt hatte die Partie im Vorfeld als Test angesehen, inwiefern die Mannschaft die neu proklamierte Sieger-Mentalität schon verinnerlicht hat – gerade, weil eine Partie gegen einen Amateurverein zu Leichtsinn verleiten kann. Schließt man Kellers Fazit an („extrem arrogant und überheblich“), bleiben viele Fragezeichen. Aber so einfach wollte es sich der Trainer nicht machen: „Die Mannschaft hat einen sehr, sehr guten Charakter.“ Doch sie wird weiter lernen müssen, dass ihr nichts in den Schoß fällt – auch nicht gegen einen Amateurverein. Kapitän Benedikt Höwedes hatte schon „einen Warnschuss“ durchs Karlsruher Wildparkstadion zischen hören – einen Warnschuss, „dass es nicht von allein läuft“.
Bundesliga-Start wohl nur mit einem Stürmer
Auch Keller wird seine Schlüsse ziehen – ohne dem Spiel zu viel Bedeutung beizumessen. Eine Konsequenz: Am Sonntag beim Bundesliga-Start gegen den Hamburger SV dürfte er kaum mit der Doppelspitze Huntelaar/ Szalai beginnen – der ungarische Neuzugang wird seinen Platz zugunsten von Jefferson Farfan verlieren, sofern dieser voll fit ist. Dadurch kann auch Draxler, der sich im Pokal auf der linken Seite zunächst geradezu versteckte, wieder ins Zentrum rücken. Aber auch andere Spieler, etwa Christian Fuchs oder Roman Neustädter, sollten sich ihres Platzes angesichts der verschärften Konkurrenz-Situation lieber nicht zu sicher sein. „Bei uns“, sagt Keller, „hieß es ja nach der Vorbereitung schon, wie toll wir wären.“
Schalke mit Dusel weiter
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Zum Schwarzmalen besteht auch jetzt kein Grund; eher zu erhöhter Wachsamkeit vor dem Liga-Auftakt gegen den HSV, an den sich zwei Auswärtsspiele (in Wolfsburg und Hannover) sowie die Playoff-Partien für die Champions League anschließen (der Gegner wird am Freitag ausgelost). Nöttingen, der wackere Pokal-Gegner, spielt dagegen am Samstag in der Oberliga gegen den FV Ravensburg, und Trainer Michael Wittwer muss seine Mannschaft nun auf eine ungewohnte Favoritenrolle vorbereiten. „Ich werde meinen Spielern sagen, dass wir am Samstag wie Schalke 04 sind“, verriet Wittwer.
Worauf ihm Keller den guten Rat gab: „Das mach ‘mal lieber nicht.“
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