Donaueschingen. Der ehemalige Bayern-Assistent Peter Hermann ist Schalkes eigentlicher Transfer-Coup. Als perfekte Ergänzung zum 19 Jahre jüngeren Jens Keller soll er seine Erfahrung ins Training einbringen. Das Triple setzt sich Schalke zwar nicht gerade als Ziel, aber etwas vom Erfolgs-Gen soll trotzdem abfärben.

Felipe Santana und Christian Clemens, Adam Szalai und Leon Goretzka: Alles schön und gut. Aber Schalkes Neuzugang mit den größten Vorschusslorbeeren heißt in diesem Jahr: Peter Hermann (61). Sogar Cheftrainer Jens Keller hat über seinen neuen Assistenten, der von Bayern München gekommen ist, gesagt: "Im letzten Jahr hat er das Triple geholt. Mir würde reichen, wenn er das Double holt." Natürlich war das im Spaß gemeint…

Und trotzdem: Peter Hermann ist weit mehr als "nur" ein Co-Trainer, Schalke verspricht sich von dem 61-Jährigen eine perfekte Ergänzung zu dem 19 Jahre jüngeren Jens Keller. Denn Hermann, seit 1989 im Trainergeschäft, hat die Erfahrung, die Keller noch gar nicht haben kann. Außerdem muss niemand fürchten, dass es den bescheidenen Hermann irgendwann in die erste Reihe drängen könnte: Denn in der Öffentlichkeit will er gar nicht stehen – "ich konzentriere mich lieber auf meine Arbeit". Und da gilt er als der vielleicht beste "Co" der Liga.

Hermann lässt im Bayern-Tempo trainieren

Schon im Vorjahr hieß es, dass Jupp Heynckes bei den Bayern zwar die Moderation und die Strategie geführt habe – aber die tägliche Arbeit auf dem Platz seinem Assistenten überließ. Peter Hermann bestätigt dies: "Bei Jupp Heynckes konnte ich viel machen." Und auf Schalke ist die Aufgabenverteilung nun ähnlich: Während Jens Keller viel beobachtet und nur eingreift, "wenn mir etwas nicht gefällt", leitet Peter Hermann die meisten Übungen. Und da setzt er neue Akzente: "Er will, dass wir einen festen Ball spielen. Das Tempo ist jetzt viel höher", beschreibt Torjäger Klaas-Jan Huntelaar. Diese Rasanz habe Hermann mitgebracht, "das ist er von den Bayern gewohnt".

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Nun werden die Schalker in Zukunft nicht gleich wie die Bayern spielen, aber das höhere Tempo soll die Mannschaft weiter bringen. "Bayern und andere Top-Teams sind auch deswegen so stark, weil sie mit viel höherer Geschwindigkeit Fußball spielen können", erklärt Manager Horst Heldt. Er hatte die Idee, Peter Hermann nach Schalke zu holen, und Jens Keller war von diesem Vorschlag sofort begeistert. Bei einem gemeinsamen Essen in München beschnupperten sich die beiden Trainer, und heute weiß Keller: "Es passt auch zwischenmenschlich sehr gut".

Schalkes Angebot war reizvoller als das der Bayern

Schalke hatte das Glück, dass Pep Guardiola bei den Bayern auch eigene Assistenten mitbrachte – Peter Hermann hätte nur als Trainer der zweiten Mannschaft in München weiter machen können, aber da war für ihn das Angebot auf Schalke reizvoller, zumal er nun wieder in seiner Heimat Leverkusen wohnen kann. Und dass es auf Schalke vielleicht nicht ganz so gediegen und erfolgreich zugeht wie beim Triple-Sieger, ist für ihn schon gar kein Problem. In seiner trockenen Art sagt er, dass die Unterschiede doch gar nicht so groß wären: "Bei Bayern ist alles ähnlich – da gibt es auch Frühstück, genau wie hier."

Es scheint, dass Schalke mit Peter Hermann einen richtig guten Fang gemacht hat. Nur die Vorstellung, dass er automatisch das Erfolgsgen aus München mitbringt, die möge man sich bitteschön abschminken: "Erfolgsgen? Ach was. Ich war in meinem Leben 100-mal Zweiter". 2002 hat er zum Beispiel mit Bayer Leverkusen das Vize-Triple geholt. Wäre für Schalke in der neuen Saison aber auch nicht schlecht…