Gelsenkirchen. Fußball-Bundesligist FC Schalke 04 kooperiert mit dem Ticket-Portal Viagogo und bringt damit seine Fans gegen sich auf. Finanziell lohnt sich die Zusammenarbeit, aber sonst schadet sie mehr als sie nützt. Ein Kommentar.
Wer es nur mit nackten Zahlen versucht, wird nicht verstehen, was auf Schalke passiert ist.
Zahlen also: 61 673 Zuschauer fasst die Schalker Arena. Zehnmal war sie in der abgelaufenen Bundesliga-Spielzeit ausverkauft, sieben Mal nicht. Im Schnitt kamen 61 171 Fans, rechnerisch macht das: 502 leere Plätze. Nun vergibt Schalke für zehn Heimspiele je 300 Karten an das Internet-Ticketportal Viagogo. Und was passiert? Dem Vorstand und seinem Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies fliegt auf der Jahreshauptversammlung die Kritik der Fans um die Ohren.
Vertrag mit Viagogo wirkt lukrativ
Dabei wirkt der Vertrag mit dem Schweizer Unternehmen so lukrativ: Viagogo zahlt angeblich 1,2 Millionen Euro pro Saison für das Recht, 0,29 Prozent der Schalker Tickets zu vermakeln, wenn auch bis hin zum doppelten des ursprünglichen Preises. Das soll sich für Schalke nicht lohnen?
Vermutlich nicht. Bayern München will sich von Viagogo, das mit Macht in den deutschen Fußball drängt, wieder lösen. Der Hamburger SV ist vorzeitig ausgestiegen. Landauf, landab demonstrieren Fans gegen Viagogo, sie sehen im Geschäftsmodell Abzocke und die Legalisierung des Schwarzmarktes. Ja, Geld soll her, um den nächsten Star zu finanzieren. Aber nicht von jedem und nicht um jeden Preis.
Schalker Chefetage spricht gerne vom sozialen Kumpel-Klub
Denn der Fußball ist, gerade hier, immer noch mehr als Geschäft: Er ist sozialer Kitt, er ist das Feld der Träume, er stiftet Identität. Dass ausgerechnet die Chefetage auf Schalke, die so gerne vom sozialen Kumpel-Klub spricht, nicht merkt, dass eine Geschäftsidee, von der sogar die Bayern abrücken, hier für Ärger sorgen muss? Jungejunge.