Gelsenkirchen. Harte Worte auf der Jahreshauptversammlung des FC Schalke 04. Obwohl Vereinsboss Tönnies souverän als Vorsitzender des Aufsichtsrats wiedergewählt wurde, drohte er mit Rückzug: “Wenn das der Umgang ist, den wir pflegen, verspreche ich, dass das die letzte Wahl, der ich mich gestellt habe.“

Angriffslustig, schlagfertig und populistisch präsentierte sich Clemens Tönnies bei der Jahreshauptversammlung des FC Schalke 04 in der Veltins-Arena. Von 4496 der 5778 stimmberechtigten Mitglieder (77,1 Prozent) gab's die Belohnung per Stimmkarte. Tönnies bleibt bis 2016 der Vorsitzende des Schalker Aufsichtsrats. Doch nach einer turbulenten Sitzung drohte Tönnies trotzdem mit einem Rückzug: "Wenn das der Umgang ist, den wir in Zukunft pflegen, verspreche ich, dass das die letzte Wahl, der ich mich gestellt habe." Seit 2001 steht der Unternehmer an der Spitze des Vereins. Peter Lange (2744 Stimmen) kehrt ins Gremium zurück, Andres Schollmeier (1937) muss seinen Platz räumen.

Schalke-Boss Tönnies "kann es nicht ab, hinter den Zecken zu stehen"

Mit einer emotionalen Rede resümierte Tönnies das vergangene Jahr und warb damit auch für seine Wiederwahl. Tönnies sparte nicht mit Eigenlob. Er rühmte sich unter anderem für die Verpflichtung von Sportvorstand Horst Heldt und für seine Hilfe in finanziell schwierigen Situationen und die Folgen. "Ich bin angetreten, um den Verein vor dem wirtschaftlichen Kollaps zu retten. Wir sind von Chaostagen vergangener Zeiten weit entfernt. Ich bin stolz darauf, dass wir unsere Rechnungen pünktlich bezahlen. Ich bin stolz darauf, dass wir in Topf zwei in der Champions League gesetzt sind. Viagogo hin oder her: Ich kenne viele Vereine die gern unsere Sorgen hätten. Wir klagen auf einem sensationell hohen Niveau." Seine Rede würzte er mit gut überlegten Sprüchen. Beispiele: "Ich kann es nicht ab, hinter den Zecken zu stehen." Und adressiert an Ex-Trainer Felix Magath: "Ich bin die Trainer leid, die Schalke benutzen als Sonnendusche, als Podium, sich zu inszenieren und dann den Rausschmiss zu provozieren."

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Für den 57-Jährigen gab es aber nicht nur Applaus - und das hatte nicht immer mit dem umstrittenen Viagogo-Deal zu tun. "Er macht für sein Ressort einen guten Job", sagte Tönnies über Finanzvorstand Peter Peters - Pfiffe! Dass Tönnies seine Freundschaft zu Bayern-Präsident Uli Hoeneß verteidigte, hörten ebenfalls nicht alle gern. "Ich stehe zu Uli Hoeneß. Uli ist ein wahnsinnig toller Kerl, von dem ich viel gelernt habe. Pfeift besser bei der Jahreshauptversammlung als gegen irgendeinen Spieler der Mannschaft. Ich lasse meine Freunde nicht im Stich, insbesondere, wenn sie mich brauchen. Einmal Freund, immer Freund - es sei denn, ich werde belogen oder betrogen."

Tönnies will in kommender Amtszeit "die Gräben zuschütten"

Nach einer anstrengenden Versammlung verkündete Tönnies ein nachdenkliches Motto für seine kommende Amtszeit: "Ich stehe dafür, die Gräben zuzuschütten und wenn ich dafür den größten Bulldozer der Welt anschaffen muss." Streit gab es genug bei der Versammlung.