Gelsenkirchen. Das Team von Trainer Norbert Elgert geht mit einer 0:2-Hypothek aus dem Hinspiel in Wolfsburg ins Rückspiel. Der Trainer hat ein gutes Gefühl fürs Weiterkommen, fordert aber Geduld ein.

Norbert Elgert ist seit 1996 mit einjähriger Unterbrechung als Trainer der Fußball-A-Junioren des FC Schalke 04 tätig. In dieser langen Zeit sammelte er jede Menge Erfahrungen; auch jene, wie es in einem Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft gelingt, eine 0:2-Niederlage aus dem Hinspiel noch umzubiegen. Sieben Jahre ist es her, als die Königsblauen einem 0:2 gegen Hertha BSC in Berlin ein 3:0 im Rückspiel folgen ließen. Auf einen solchen Coup hoffen die Schalker auch an diesem Dienstag, wenn es ab 20.15 Uhr (live bei Sport1) darum geht, gegen den VfL Wolfsburg einen Zwei-Tore-Rückstand aufzuholen.

Norbert Elgert ist nicht als Lautsprecher der Nation bekannt. Mit seinen Prognosen ist er stets betont vorsichtig und deshalb wirkte es sehr ungewöhnlich, als er vor sieben Jahren nach dem 0:2 in der Bundeshauptstadt voraussagte: „Wir stoßen den Bock noch um.“ Er behielt Recht. Ähnlich zuversichtlich äußert er sich auch diesmal. „Ich bin fest davon überzeugt, dass noch was geht für uns“, sagt der Fußball-Lehrer. „Das 3:0 gegen die Hertha vor sieben Jahren hat doch gezeigt, was im Fußball alles möglich ist. Ich kann nichts garantieren, aber ich habe für Dienstagabend ein gutes Gefühl.“

Auch Wolfsburgs Trainer Dirk Kunert weiß, dass aus der Sicht der Gäste erst die halbe Wegstrecke in Richtung Finale zurückgelegt ist. Deshalb agiert er alles andere als vollmundig. „Wichtig war, dass wir zu Hause zu Null gespielt und zwei Tore vorgelegt haben“, sagt er. „Wir haben aber noch nichts erreicht. Uns erwartet am Dienstag sicherlich ein hartes Stück Arbeit.“

Bei ihrer geplanten Aufholjagd setzen die Schalker auch auf die Unterstützung des Publikums. Dass die A-Junioren erstmals in der Veltins-Arena spielen dürfen, stuft Norbert Elgert als Wertschätzung ein. „Es freut mich. Das ist eine schöne Geste“, betont er. Für seine Jungs ist der Auftritt vor einer möglicherweise fünfstelligen Anzahl an Besuchern eine völlig neue Erfahrung.

„Im Hurra-Stil werden wir die Wolfsburger nicht bezwingen können"

Dass sein Team zu euphorisch ins eigene Verderben rennen könnte, glaubt Norbert Elgert nicht. „Im Hurra-Stil werden wir die Wolfsburger nicht bezwingen können. Dafür sind sie für ihren Altersbereich zu clever und abgeklärt. Wir müssen extrem schlau spielen und dürfen nicht ins offene Messer laufen, denn nach jedem weiteren Gegentor wird die Situation für uns noch schwieriger“, sagt der 56-Jährige. „Wir werden deshalb alle zusammen Geduld und Nachsicht aufbringen müssen, auch die Zuschauer. Unsere Spieler sind alles junge, hochbegabte Burschen, die ihr Bestes geben werden. Aber in der Veltins-Arena zu spielen, ist für sie eine besondere Drucksituation.“

Nach dem 0:2 vom vergangenen Donnerstag haben die Schalker, wie sie meinen, die nötigen Lehren für das Rückspiel gezogen. „Wir sind nicht an die Wand gespielt und vorgeführt worden“, sagt Norbert Elgert. „Wir wissen aber auch, dass es einiges gibt, was wir besser machen können, beispielsweise hat mir das Spiel gegen den Ball über weite Strecken nicht gefallen. Das haben wir in den Begegnungen vorher besser hingekriegt.“

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Ob es im Vergleich zum Hinspiel zu personellen Änderungen kommt, lässt Norbert Elgert noch offen. Bis auf Kubilay Sönmez, der weiterhin bei der türkischen U19-Nationalmannschaft weilt, hat er die große Auswahl, einschließlich der bereits aufgerückten Talente aus der eigenen B-Junioren-Mannschaft.

Zudem darf Sebastian Starke Hedlund nach Ablauf seiner Rot-Sperre erstmals wieder mitwirken, aber es könnte sein, dass der schwedische Junioren-Nationalspieler zunächst erst einmal von außen zuschauen muss. „Axel Borgmann hat seine Aufgabe als Innenverteidiger sehr gut gemacht. Vielleicht bleibt er auf dieser Position“, sagt der Coach.

Das Tor hütet auch diesmal Nils Leifhelm. An einen Wechsel hat Norbert Elgert nicht eine Sekunde lang gedacht. „Nils hat eine überragende Saison gespielt“, sagt sein Coach. „Wenn man in der gesamten Meisterschaftsrunde nur 19 Gegentreffer kassiert, kann das nicht nur an den Vorderleuten liegen. Über die beiden Tore vom vergangenen Donnerstag haben wir gesprochen. Auch andere starke Torhüter haben schon Fehler gemacht. Die Kritik, die Nils in der Öffentlichkeit einstecken musste, ist für ihn sicherlich nicht angenehm, kann aber eine gute Lebensschule für seinen weiteren Weg sein.“