Gelsenkirchen. . Was die Punkteteilung mit Bayer Leverkusen am Saisonende für den FC Schalke 04 wert ist, bleibt abzuwarten. Kapitän Benedikt Höwedes schaut in der Tabelle lieber nach unten. “Das wird ein harter Kampf um Platz vier“, sagte Höwedes nach dem Spiel.

Was so eine Punkteteilung doch für Gefühle freisetzt: Nach dem späten 2:2 gegen Bayer Leverkusen stellten sich auf dem Rasen der Arena erstaunliche Gefühlsausbrüche ein. Mitarbeiter der Schalker Presseabteilung umarmten und herzten das Betreuerteam, als hätte man soeben die Champions League klargemacht. Die Physios winkten ins Publikum, während sich die Spieler vor der Nordtribüne den Applaus abholten.

Zur Klarstellung: Bei der Punkteteilung mit Bayer Leverkusen, dem Inhaber des begehrten dritten Ranges, weil direkt Qualifizierten für die Champions League, ist man aus königsblauer Sicht dem hohen Ziel keinen Schritt nähergekommen. Im Gegenteil: Die Möglichkeit, doch noch die Ränge zu tauschen, hat sich um eine Partie reduziert.

Zwei Talente aus der Schalker U23 auf dem Spielberichtsbogen

Wahrscheinlich hatte die große Erleichterung aber mit dem Spielverlauf zu tun. Und auch mit den personellen Voraussetzungen. Oft wird gerne vom letzten Aufgebot berichtet, aber diese Bezeichnung hatte aus Schalker Sicht diesmal ihre Berechtigung. Dass mit Dennis Erdmann und Manuel Torres zwei Talente aus der U 23 auf dem Spielberichtsbogen auftauchten, veranlasste sogar einen kultigen Radioreporter vor der Partie bei der schreibenden Zunft zur Nachfrage: Wer ist das denn?

Die arg geschwächte Stammelf der Gastgeber begann das Kräftemessen auch auffallend verhalten und fast im Stile einer Auswärtsmannschaft. Leverkusen kombinierte sich fast mühelos bis in den Schalker Strafraum, wo Timo Hildebrand als letzte Instanz mehrmals demonstrieren konnte, warum Torhüter-Diskussionen auf Schalke längst der Vergangenheit angehören: Sowohl Sidney Sam als auch Gonzalo Castro blieben frei vor Hildebrand zweite Sieger.

Auch interessant

Schalke taktiert in der Trainerfrage

Von Peter Müller

Doch von der drückenden Überlegenheit in Halbzeit eins der Gäste sprach nachher niemand mehr, weil die 39. Spielminute alles überlagerte. Ciprian Marica war nach einem harten Kopfball-Duell mit Stefan Kießling benommen am Torraum-Eck liegen geblieben. Was Lars Bender nicht davon abhielt, die Flanke hereinzuschlagen, und Simon Rolfes nicht, am langen Ecke einzuköpfen. Übrigens ohne große Schalker Bemühungen, dieses Unheil abzuwenden. Über die Sauberkeit dieser Aktion gingen die Meinungen nachher wie erwartet weit auseinander. Nationalspieler André Schürrle: „Wenn man im Sechzehner ist, muss man den nicht einfach ins Aus spielen, das hätte ich von Schalke auch nicht erwartet.“ Und die fairste Schalker Stimme kam dazu von Kapitän Benedikt Höwedes: „Ich weiß nicht, ob ich das gemacht hätte, ihn einfach ins Aus gespielt.“ Respekt!

Pukki riss das Spiel noch herum

Als Stefan Kießling nach 58 Minuten eine Haarsträhne an den Freistoß von Michal Kadlec brachte und das Leverkusener 2:0 für sich reklamierte, schien Schalkes Niederlage unterschriftsreif und Rang drei weit entfernt. Doch einmal mehr erwies sich Königsblau als spätaktiv, als alles verloren schien. Ausgerechnet der eingewechselte Teemu Pukki riss das Spiel noch herum. Bei einem strammen Schuss von Michel Bastos (70.), den Bernd Leno nach vorne prallen ließ, war er per Abstauber zur Stelle. Und zwei Minuten später lag er nach einem Laufduell mit Ömer Toprak auf der Nase, wobei es auch in der zigsten Wiederholung so aussah, als sei der Finne über seine Hacken gestolpert. Was Schiedsrichter Manuel Gräfe nicht daran hinderte, Rot für Toprak zu zücken und Raffael nicht, den Strafstoß mit Hilfe des Innenpfostens zum 2:2 zu verwerten.

Ein später Punktgewinn, der, ja, wofür eigentlich gut ist? Wieder Höwedes: „Wir sollten nicht nur nach oben schauen, sondern auch nach unten. Das wird ein harter Kampf um Platz vier.“ Wo er recht hat, hat er recht.

Schalke punktet gegen Bayer

1/51