Gelsenkirchen. Zoff nach dem 2:2 im Bundesliga-Topspiel zwischen Schalke und Leverkusen. Vor dem 0:1 schossen die Leverkusener den Ball nicht ins Seitenaus, obwohl der Schalker Ciprian Marica verletzt auf dem Rasen lag. Von den Schalkern gab es massive Vorwürfe.
In der 39. Minute legte sich Michal Kadlec den Ball zurecht - Ecke für Bayer Leverkusen von der rechten Seite! 0:0 stand es noch im Bundesliga-Topspiel zwischen Schalke 04 und der Werkself. Kadlec entschied sich für die kurze Variante, schlug den Ball auf den sogenannten ersten Pfosten. Dort stand Schalke-Stürmer Ciprian Marica, köpfte den Ball weg, wurde dann aber von Bayer-Stürmer Stefan Kießling im Luftkampf am Kopf erwischt. Marica blieb verletzt im Fünfmeterraum liegen, Schiedsrichter Manuel Gräfe ließ weiterlaufen - und Bayer spielte auch weiter. Sidney Sam nahm den von Marica abgewehrten Ball auf, passte zurück auf Kadlec, der spielte Lars Bender frei - und dessen Flanke nickte Simon Rolfes zum 1:0 ins Tor. Genau zehn Sekunden, nachdem Marica auf dem Arena-Rasen aufgeschlagen war.
Vorwürfe an Leverkusen und Schiedsrichter Manuel Gräfe
2:2 (0:1) endete der Bundesliga-Gipfel. Ein rasantes Spiel mit vielen Torszenen, mit Gewinnern und Verlierern auf beiden Seiten - und doch ging es nach dem Schlusspfiff nur um eine Frage: Hätte Bayer Leverkusen vor dem Führungstor den Ball ins Aus schießen müssen, um eine Behandlung von Marica zu ermöglichen? In der Mixed Zone gingen die Meinungen nach dem Schlusspfiff weit auseinander. Ganz weit.
"Normalerweise", sagte Schalke-Torwart Timo Hildebrand, "spielt man den Ball ins Aus, wenn der Gegenspieler am Boden liegt. Die Leverkusener haben das nicht gemacht, warum auch immer. Spielen sie den Ball ins Aus, wäre das ganz großer Sport gewesen." Der betroffene Marica meinte: "Wenn es ein Spiel mit Fairplay sein soll, schießt man den Ball ins Aus, oder? Ich habe überhaupt gar nicht mitgekriegt, dass ein Tor gefallen ist." Auch Julian Draxler fand die Leverkusener Spielweise nicht astrein: "Heute stand viel auf dem Spiel. Wäre es nicht so wichtig gewesen, hätte Leverkusen den Ball ins Aus geschossen." Trainer Jens Keller beschuldigte Bayer nur indirekt, indem er sagte: "Wie Leverkusen da reagiert hat, kommentiere ich nicht."
Keller und auch Schalke-Manager Horst Heldt warfen Manuel Gräfe vor, das Spiel nicht sofort unterbrochen zu haben. „Wenn man sieht, dass ein Spieler am Boden liegt, der eventuell eine Kopfverletzung hat, gibt es nichts anderes für einen Schiedsrichter, als das sofort abzupfeifen. Es kann ja auch etwas Schlimmeres sein. Außerdem bin ich bin der Meinung, dass es ein Foul war", erklärte Keller. Heldt ergänzte: „Unabhängig ob das ein Foul an Marica gewesen ist oder nicht: Marica lag im eigenen Fünfmeterraum nach einem Eckball. Da bleibt keiner freiwillig liegen. Auf Nachfrage von uns hat der Schiedsrichter gesagt, dass er das Spiel nur unterbrechen kann, wenn sich ein Spieler schwerwiegend verletzt hat. Wenn ich mir die Bilder anschaue, sehe ich, dass der Schiedsrichter 40 Meter entfernt stand. Ich habe nicht von der Tribüne gesehen, ob Marica blutet oder bewusstlos ist. Ich glaube, dass der Schiedsrichter das auch nicht erkennen konnte." Genau wie Keller kommentierte Heldt die Leverkusener Spielweise süffisant: "Ich mache den Leverkusener Spielern keinen Vorwurf. Im Spielverlauf hat Uchida übrigens den Ball sofort ins Aus geschossen, als er gesehen hat, dass ein Spieler am Boden liegt."
Leverkusens Sportdirektor Völler wütete in der Mixed Zone
Die Leverkusener konnten mit den Schalker Vorwürfen überhaupt nichts anfangen. "Blödsinn", wütete Sportdirektor Rudi Völler sogar und fand drastische Worte: "Unsere Spieler haben alles richtig gemacht. In England hätten sie über diese Szene gelacht. Wir in Deutschland haben das Problem, dass wir bei jeder Kleinigkeit den Ball ins Aus schießen – selbst wenn sich jemand die Fußnägel aufgerollt hat. Der Schiedsrichter hat das gut erkannt. Denn Marica stand zehn Sekunden später schon wieder vorn im Sturm.“ Auch Torschütze Rolfes äußerte sich vehement: „Lars Bender stand im Strafraum frei. Und er stand nicht frei, weil Marica das Abseits aufgehoben hat, dann wäre das etwas anderes gewesen. So möchte ich sehen, wer in dieser Situation den Ball ins Aus spielt. Ich habe auch nicht gesehen, dass Marica danach vom Platz getragen werden musste." Einen Pfiff des Schiedsrichters hätte Rolfes nicht verstanden: "Natürlich hätte ich mich beklagt. Denn dann bleibe ich bald jedes Mal nach einer Ecke liegen, wenn sie von uns unsauber abgewehrt wird.“
Schiedsrichter Gräfe sagte nach dem Spiel in der Mixed Zone nichts. Er behielt seine Meinung für sich.
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