Gelsenkirchen. Nach dem 2:2 gegen Bayer Leverkusen spricht Schalke-Manager Horst Heldt von einer Tendenz, während Aufsichtsrats-Chef Tönnies zugibt, einen klaren Plan zu haben. Darf Jens Keller bleiben? Oder kommt ein erfahrener Mann?
Als sich Schalkes Spielmacher Raffael in der 87. Minute den Ball zum Elfmeter zurechtlegte, drehte sich Jens Keller um. Die Nerven – der Trainer wollte nicht hinschauen. Er war dann extrem erleichtert, als er in lachende Gesichter blickte und hochgerissene Arme sah, nachdem der von dem Brasilianer scharf geschossene Ball vom Innenpfosten ins Netz geflogen war. 2:2 gegen Bayer Leverkusen nach einem 0:2-Rückstand – Schalke hatte in der Schlussphase leidenschaftlich gekämpft, verpasste allerdings den entscheidenden Schritt nach vorne. Leverkusen bleibt vier Punkte entfernt auf Platz drei, der die Champions-League-Teilnahme bedeutet, die Königsblauen müssen weiterhin darauf achten, dass sie den Qualifikationsrang vier sichern.
Lob für den Schalker Interimstrainer
„Ich bin wahnsinnig stolz auf meine Mannschaft“, sagte Keller. „Nach dem 0:2 haben wir eine ganz tolle Moral bewiesen, und das in unserer personellen Situation gegen einen so starken Gegner wie Leverkusen.“ Auf insgesamt zehn verletzte oder gesperrte Profis musste Schalke verzichten, Keller bilanzierte deshalb: „Wir sind mit dem Punkt zufrieden.“ Schalke bleibt im Rennen. Und Keller selbst? Wie gut sind seine Chancen wirklich, über das Saisonende hinaus im Amt bleiben zu dürfen?
Die Vorgesetzten des Interimstrainers bewerten seine Arbeit durchweg positiv, verweigern aber ein klares Bekenntnis. „Die Mannschaft folgt dem Trainer, es hat sich bei mir eine klare Tendenz herausgebildet“, erklärte Manager Horst Heldt. „Ich sage aber nicht, dass die Entscheidung schon gefallen ist.“ Dies erledigte aber am Sonntagvormittag der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies als Gast der Sport1-Talkrunde Doppelpass. Auch er sang ein Loblied auf Jens Keller („Wir sind hochzufrieden mit seiner Arbeit, man sieht eine positive Entwicklung in der Mannschaft“), doch auf die Frage, ob Schalke schon einen neuen Trainer für die nächste Saison habe, sagte er zunächst nichts. Auf die hartnäckige Nachfrage, ob er denn schon wisse, mit welchem Trainer er ab Juli arbeiten wolle, antwortete er kurz und klar: „Ja!“ Noch eine Nachfrage: Also nicht mit Jens Keller? Dazu grinste Tönnies nur.
Diese Taktik lässt Schlussfolgerungen zu. Würde Schalke tatsächlich Keller voll vertrauen, müsste nicht weiter herumgeeiert werden. Weil noch nicht klar ist, wo der Klub am Saisonende landet, gibt es also einen Alternativplan mit einem noch großen Unbekannten. Das soll ein Mann sein, der nach einem möglicherweise schwachen Saisonstart nicht gleich als „Gesicht der Krise“ verunglimpft würde. Der Gladbacher Lucien Favre würde in dieses Profil passen. Auch der vereinslose ehemalige Chelsea-Trainer Roberto di Matteo ist denkbar. Der Bremer Thomas Schaaf und der Münchener Jupp Heynckes, über die Schalke ebenfalls nachdachte, kommen nicht mehr infrage.
Schon einmal handelte Clemens Tönnies entsprechend: Als im März 2009 Fred Rutten entlassen wurde und die meisten Schalke-Fans darauf hofften, dass Interimstrainer Mike Büskens weiterbeschäftigt würde, präsentierte Tönnies zur neuen Saison die ganz große Lösung: Felix Magath, den Meistertrainer vom VfL Wolfsburg.
Die Königsblauen wissen aber, dass sie in die Bredouille kämen, falls Jens Keller tatsächlich noch den direkten Einzug in die Champions League bewerkstelligen sollte. Dann gäbe es keine Argumente für eine Ablösung. Dieses Keller-Türchen haben sich Tönnies und Heldt offen gelassen, und deshalb nennen sie jetzt noch keinen Namen.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.