Bremen. Der FC Schalke 04 gewann das Auswärtsspiel in Bremen zwar mit 2:0 (0:0), verschlief aber die erste Hälfte. “Ich will nicht sagen, dass ich in der Pause in der Kabine die Nerven verloren habe, aber es waren deutliche Worte“, sagte Trainer Jens Keller.
Horst Heldt eilte durch die Mixed Zone. Der Manager des FC Schalke 04 lief an allen TV-Kameras und wartenden Journalisten vorbei. Nur einmal drehte er sich kurz um und sagte: "Ich muss mich erst einmal sammeln." Dann verschwand er in der Schalker Kabine. Heldt sah nicht wie einer aus, der sich über einen Sieg seiner Mannschaft freut. Dabei hatte Schalke gerade einen wichtigen 2:0 (0:0)-Erfolg bei Werder Bremen eingefahren und den vierten Tabellenplatz gefestigt. Sollte Schalke in einer Woche den Tabellendritten Bayer Leverkusen besiegen (Samstag, 13. April, 18.30 Uhr, live in unserem Ticker), ist sogar die direkte Qualifikation für die Champions League nicht mehr ausgeschlossen.
Heldt sprach am Freitagabend mit der Schalker Mannschaft
Doch darüber wollte Heldt nicht reden, nachdem er seine Nerven wieder gefunden hatte. "Puh", sagte Heldt. "Die erste Halbzeit gehört zu den ,Top 3' der schlechtesten von schlechten Halbzeiten. Keine Ordnung, keine Durchschlagskraft, wir waren zu weit von den Männern weg. Da ist keiner an seine Leistung herangekommen." Und Heldts Appelle am Donnerstag und Freitag schienen keine Wirkung gezeigt zu haben. Am Donnerstag hatte der Manager die Spieler bei der offiziellen Pressekonferenz in die Pflicht genommen, am Freitagabend im Mannschaftshotel persönlich. "Warum erzähle ich Freitagabend was?", fragte Heldt nach dem Spiel, schmunzelte dann aber und sagte: "Vielleicht sollte ich mich wieder zurückziehen mit meinen Äußerungen."
Denn es war nicht Heldt, der die Mannschaft nach unterirdischen 45 Minuten weckte. In der Pause ging der Manager gar nicht in der Kabine. Was dort passierte, wusste er aber schon: "In der Halbzeit war Rambazamba. Ich hab's bis zur Tribüne gehört." Stürmer Ciprian Marica saß in der Kabine und sagte zur Ansprache von Trainer Jens Keller nur: "Er hat uns auf den Kopf gehauen!" Keller selbst erzählte nach dem Spiel: "Ich will nicht sagen, dass ich die Nerven verloren habe, aber es waren deutliche Worte. Ich war erschrocken, wie wir aufgetreten sind. So eine Halbzeit will ich nicht nochmal von der Mannschaft sehen. Ich bin froh, dass meine Worte gefruchtet haben."
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Eine ehrliche Erklärung für die schwache erste Hälfte hatte nur Marica - und die spricht nicht für die Schalker Mannschaft: "Nicht jeder hat 100 Prozent gegeben. Vielleicht haben wir gedacht, heute wird es leicht. Aber wir haben gesehen, dass es so nicht funktioniert." Torwart Timo Hildebrand, der mit mehreren Paraden das 0:0 in der ersten Hälfte rettete, stimmte zu: "Man kann nicht so eine Körpersprache an den Tag legen. Und wir dürfen nicht zufrieden sein, denn Werder Bremen hat das Spiel selbst hergeschenkt." Stimmt, denn die Schalker Tore durch Julian Draxler (51.) und Ciprian Marica (69.) waren Einladungen des indisponierten Innenverteidigers Assani Lukimya.
Starke Leistung von Schalke-Joker Raffael
An beiden Treffern beteiligt war Mittelfeld-Joker Raffael (DerWesten-Note 2). Den hatte Keller zur Pause für den schwachen Michel Bastos eingewechselt. Raffael rückte auf die Spielmacher-Position im Zentrum, Draxler kam über die linke Seite. Das war die entscheidende Umstellung. Kellers Chancen, Schalke-Trainer zu bleiben, steigen weiter. Aus den letzten sechs Spielen holten die Königsblauen 15 Punkte. "Auf diesem Weg müssen wir weitermachen", sagte Heldt und ergänzte: "Wir haben uns ein bisschen Luft verschafft auf den Tabellenfünften. Aber mehr ist es nicht."
Vor allem Torwart Hildebrand warnte: "Diese Saison ist eine Wundertüte. Einmal spielen wir so, ein anderes Mal so. Wir müssen auf dem Boden bleiben. Erst wenn wir nächste Woche gewinnen, ist alles möglich." Vorher will Hildebrand nicht über den dritten Platz sprechen.