Gelsenkirchen. Der überragende Julian Draxler glänzte beim Schalker 2:1 im 142. Derby gegen Borussia Dortmund als Torschütze. Die Königsblauen ließen den BVB gar nicht zur Besinnung kommen. Die einen wollten unbedingt den Derby-Sieg, die anderen erst einmal nicht verlieren. Am Dienstag kommt Galatasaray Istanbul nach Gelsenkirchen.
Ein Kampfschwein hatten sie auf Schalke schon, Marc Wilmots sei Dank. Nun haben sie einen mit Kampfschnitt. Wie Julian Draxler selbst über sich sagte nach dem zuckersüßen 2:1-Derbysieg über Borussia Dortmund, dem ersten in der noch jungen Karriere des 19-Jährigen. Noch in der Woche war der Gladbecker zum Friseur seines Vertrauens gegangen und hatte sich die Seiten raspelkurz schneiden lassen. Die Dynamik im Aussehen setzte Schalkes Zehner eins zu eins auf dem Spielfeld um. Wo Draxler sich auch auf dem Platz nach vorne bewegte, öffneten sich Schneisen.
Selten hat man die Schalker in dieser Saison mal zu Hause so dynamisch und energiegeladen erlebt wie in diesem 142. Derby. Die Stimmung in der Arena erreichte von Minute zu Minute ekstatische Phonwerte. „Es war schön, miterleben zu dürfen, wie die Stimmung im Stadion wächst. Das sind die glücklichen Momente für uns alle“, freute sich Manager Horst Heldt oben auf der Tribüne über einen endlich einmal vergnüglichen Nachmittag.
Der mit Anpfiff von Schiedsrichter Peter Gagelmann mit einer kleinen Verzögerung durch den pyrotechnischen Irrsinn im BVB-Block gleich von Null auf Hundert ging. Königsblau ließ Schwarz-Gelb gar nicht erst zur Besinnung kommen. Die einen wollten unbedingt den Derby-Sieg, die anderen erst einmal nicht verlieren. Was im Endeffekt den Unterschied und den gerechten Sieg für die Gastgeber ausmachte.
Was an diesem Prestigeduell noch mehr verblüffte: wie frei und unbedrängt die Schalker zu ihren Chancen und Toren kamen. Als Atsuto Uchida flach in den Strafraum auf Julian Draxler passte, konnte der in aller Seelenruhe Maß nehmen und ins lange Eck zum 1:0 vollenden. Und beim 2:0 durch einen Kopfball von Klaas-Jan Huntelaar in der 35. Minute hätte zwischen die beiden BVB-Abwehrspieler noch ein holländischer Wohnwagen gepasst.
Dortmunds Vorzeige-Pöhler hat sich verzockt
Womit wir unweigerlich bei der Aufstellungs-Wahl des BVB-Verantwortlichen wären. Da hat sich Dortmunds Vorzeige-Pöhler aber gründlich verzockt. Einen nach längerer Grippe-Pause wieder in die Innenverteidigung zurückgekehrten Mats Hummels hat er mit dessen Einsatz in diesem wichtigen Duell keinen Gefallen getan. Und der Bankplatz von Marco Reus in der ersten Halbzeit muss als freiwillige Selbstschwächung angesehen werden, auch wenn Jürgen Klopp nachher fast schon trotzig verkündete: „Ich würde es wieder so machen, unsere Probleme hatten wir ja eher defensiv.“ Schon treffender daher die Analyse von Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes: „Mit Marco Reus kam Qualität, da standen wir dann auch unter Druck.“
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Aber keineswegs überraschend, denn auch beim 2:0-Zwischenstand zur Pause war die Messe natürlich noch nicht gelesen, das wusste auch Schalke-Trainer Jens Keller, den man nach der Partie selten einmal so emotional erlebte: „Wir wussten um die Qualität des BVB in der zweiten Halbzeit und waren natürlich gewarnt. Aber wir hätten auch das 3:0 machen können.“ Stimmt, gleich nach dem Wechsel zog Jefferson Farfán mit einem Haken nach innen, aber sein linker Fuß ist nicht zum Toreschießen geschaffen. So wurde es noch einmal eng, als Robert Lewandowski einmal die sich ergebende Lücke nutzte und flach den Anschlusstreffer erzielte.
Schalke stand ganz dicht vor dem 3:1
Aber das letzte große Aufbäumen des insgesamt enttäuschenden Deutschen Meisters in der Schluss-Viertelstunde blieb aus. Da standen schon eher die Platzherren ganz dicht vor dem entscheidenden 3:1. Was Teemu Pukki, Farfán oder Sead Kolasinac dabei an Möglichkeiten liegen ließen, wurde glücklicherweise nicht gerächt. Jens Keller brach eine Lanze für den Finnen: „Es ist nicht so einfach für den Jungen, er hat sich den Arsch aufgerissen, er braucht noch Rhythmus.“ Streicheleinheiten für einen, der dringender denn je gebraucht wird, jetzt, wo Huntelaar (Innenband-Teilanriss im Knie) für einige Wochen ausfallen wird.