Essen. BVB und S04 haben am 21. Spieltag deutliche Niederlagen hinnehmen müssen. Während Borussia Dortmund das 1:4 gegen den HSV aber als Ausrutscher abhaken kann, verschärft das 0:4 der Schalker die königsblaue Krise. Weil: Die Mutlosigkeit von S04 deutet auf eine Menge hin, nur nicht auf eine Trendwende. Ein Kommentar.

Man muss lange zurück denken, um sich an einen Spieltag in der Fußball-Bundesliga zu erinnern, an dem Borussia Dortmund und der FC Schalke 04 gemeinsam acht Gegentore kassiert haben. Die Rivalen haben sich die Trefferflut brüderlich geteilt, und auch wenn das 1:4 der Dortmunder zu Hause gegen den Hamburger SV auf den ersten Blick wie der größere Schock wirkt, ist es doch das 0:4 der Schalker bei Bayern München, das die größere Aussagekraft besitzt.

Denn mit dem 1:4 des BVB gegen einen starken HSV ist man ja doch relativ schnell durch: Es war ein rundum gebrauchter Tag, was das Resultat zwar nicht besser macht, zumal es dem BVB unmittelbar vor einer Champions League-Woche ins Kontor gehagelt ist. Aber trotz des Platzverweises gegen Robert Lewandowski, der noch über den Tag hinaus wirken kann, lässt sich dieses Spiel einordnen als Ausrutscher. Zwar hat die Mannschaft schon beim glücklichen 3:2-Sieg in Leverkusen vor einer Woche Abwehrschwächen offenbart, aber beim BVB ist die Qualität letztlich zu hoch, die Substanz viel zu grundsolide, um in eine Krise zu stürzen.

Der BVB Glück im Unglück

Hinzu kommt ein bisschen Glück im Unglück: Bayer Leverkusen, der hartnäckigste und beste Rivale im Kampf um die Vizemeisterschaft, hätte schon gegen die Borussia nicht verlieren müssen, und diese Leverkusener hätten erst recht nicht 3:3 in Mönchengladbach spielen müssen. Was Bayer dort in der Offensive zeigte, war allererste Bundesliga-Qualität. Dass die Mannschaft sich zweimal von Standards überraschen ließ und ein überlegen geführtes Spiel nicht mit einem Sieg beenden konnte, wird den BVB zumindest genau so ein wenig trösten können wie das 0:0 der Frankfurter gegen Nürnberg.

Nach oben muss ja ohnehin niemand mehr schauen, in der Meisterschaftsfrage ist bestenfalls noch die Antwort spannend, ab wann der FC Bayern den Titel rechnerisch sicher haben und mit dem Schaulaufen beginnen können wird. Das dramatische Element beim 4:0 über Schalke haben die Gäste hinzugefügt. Man kann, wie Mainz 05 vor einer Woche, gegen die Über-Bayern 0:3 verlieren und es mit Mumm und Kampfgeist tun. Oder man verliert wie Schalke.

Die Krisen-Diskussion hat Horst Heldt erreicht

Wie man es dreht und wendet: Mutlos, verzagt, ohne jedes Selbstvertrauen, als Team mit weniger Torschüssen als auf der Gegenseite alleine Mario Gomez zu verzeichnen hatte - die Schalker Krise geht weiter und weiter. Sie wird durch die Höhe des Ergebnisses und die Art und Weise, wie es gegen eine einmal durchrotierte Bayern-Elf zustande gekommen ist, nur noch befeuert. Die Trainerdiskussion um Jens Keller wird weiter gehen, sie mag Keller gegenüber bitter sein, aber sie ist längst nicht mehr zu stoppen, und sie hat natürlich auch Manager Horst Heldt erreicht, der offenbar unterschätzt hat, mit welcher Wucht eine Entscheidung für den glücklosen und so wenig charismatischen Trainer auf Schalke zurückschlägt, wenn es denn nicht läuft.

Und es läuft ja nichts vor dem Champions-League-Spiel in Istanbul und dem Liga-Duell in Mainz. Das Bittere: Auf Schalke lässt sich im Moment aber auch gar kein Anhaltspunkt dafür finden, dass die Mannschaft schnell die Kurve bekommt und nicht in einer Woche bereits die Saison in den Sand gesetzt haben könnte. Die Luft für Jens Keller wird immer dünner. Schalkes Dilemma: Will der Verein Horst Heldt nicht irreparabel beschädigen, muss es weiter auf dessen Trainer setzen. Und hoffen, dass Jens Keller mit dieser höchst labilen Mannschaft sofort die Kurve bekommt. Mehr als eine vage Hoffnung ist das im Moment nun wirklich nicht.