Gelsenkirchen. Trainer Jens Keller und Manager Horst Heldt vom FC Schalke 04 glauben, dass man sich Glück auch erarbeiten kann, obwohl beim Gastspiel in München am Samstag um 18.30 Uhr wohl wichtige Schlüsselspieler fehlen werden. Es muss dringend eine königsblaue Initialzündung her.
Die kommenden Spiele des FC Schalke 04 riechen nach Vorentscheidung für den weiteren Saisonverlauf: An diesem Samstag (18.30 Uhr, live in unserem Ticker) ist man zu Gast beim designierten kommenden Deutschen Meister Bayern München, eine Woche darauf beim Pokal-Bezwinger FSV Mainz 05, weitere vier Tage später folgt das Champions-League-Hinspiel im emotionalen Glutofen von Galatasaray Istanbul – eine Nagelprobe ist dagegen ein Wohlfühlprogramm.
Doch getreu dem Motto: Wer nicht kämpft, hat schon verloren, stemmen sich die Verantwortlichen gegen die öffentliche Angst des Total-Verlustes der Saisonziele. „Aber auch in München sind Punkte zu vergeben, wenn es nicht so wäre, bräuchten wir erst gar nicht dort hinzufahren“, flüchtet sich Chefcoach Jens Keller in leichten Anflug von Sarkasmus.
Manager Horst Heldt wird noch kesser und bemüht die jüngste Statistik: „Natürlich haben wir schwere Spiele vor der Brust, aber warum sollten wir nicht in Mainz und Istanbul bestehen können, wenn man beim BVB und in Arsenal gewonnen hat?“
Ja, warum eigentlich nicht? Vielleicht, weil die Mannschaft auf dem Platz zuletzt eine andere Körpersprache gezeigt hat, die so gar nicht zu den markigen Worten der sportlichen Führung passen will?
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Wie auch immer, um in den nächsten Wochen die gefährliche Abwärtsspirale stoppen zu können und nach den Champions-League-Zielen vielleicht nicht auch noch die Europa-League-Plätze aus den Augen zu verlieren, muss dringend eine königsblaue Initialzündung her, ein Befreiungsschlag, ein wundersames Kaninchen aus dem Taktik-Zylinder des neuen Trainers.
Pukki ist seit seinem Wechsel ein Spieler der traurigen Gestalt
Vor gut drei Jahren war der Überraschungsgriff ein gewisser Joel Matip: In seinem ersten Bundesligaspiel am 7. November 2009 ausgerechnet bei eben jenen Bayern, war er der umjubelte Ausgleichsschütze zum 1:1-Endstand. Warum sollte dem frisch unbekümmert aufspielenden Max Meyer nicht ein ähnlicher Überraschungs-Coup gelingen, zu verlieren hätte der 17-Jährige bei einem Einsatz kaum etwas.
Bei Teemu Pukki, der mutmaßlich einzigen Sturmspitze nach dem krankheitsbedingten Ausfall Klaas-Jan Huntelaars und des nach Länderspielreise auch am Freitag noch trainingsabwesenden Jefferson Farfáns, hält sich der Optimismus dagegen in Grenzen. Seitdem der Finne, der noch im Trikot des HJK Helsinki die Schalker Fans im Sturm eroberte, das königsblaue Hemd übergestreift hat, hat irgendwas seine Flügel gestutzt. Pukki ist seit seinem Wechsel ein Spieler der traurigen Gestalt. Würde er zum Matchwinner in der Allianz-Arena – wodurch ein Punktgewinn durchaus dazu zu zählen wäre – , würde er vielleicht endlich in der Bundesliga ankommen.
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Jens Keller schaut nicht auf den Einzelnen, sondern ist der festen Überzeugung, dass seine immer noch „gut mitziehende Mannschaft im Training“ das Glück irgendwann wieder wird erzwingen können. Der nicht gerade vom Glück verfolgte Chefcoach hat in den Video-Analysen noch einmal Statistik betrieben: Vier Spiele, zwölf gegnerische Aktionen, daraus resultierend acht Gegentore. Resümee: „Wir müssen die individuellen Fehler minimieren und unsere vier, fünf hochkarätige Chancen, die wir in jedem Spiel erhalten, besser nutzen.“
Heldt hat das Worst-Case-Szenario auf dem Radar
Horst Heldt pflichtet ihm mit seiner großen Erfahrung bei: „Wir haben es doch selbst als Spieler erlebt, dass man aus solchen Phasen auch wieder herauskommt.“ Als sportlicher Leiter hat Heldt natürlich auch den kaufmännischen Teil im Blick. Und hat das Worst-Case-Szenario, das öffentlich natürlich niemand durchspielen will, auch auf dem Radar: „Es wäre nicht schön, dienstags und mittwochs die anderen nur am Fernseher verfolgen zu müssen, aber wenn wir ein Jahr international nicht dabei wären, könnten wir dies auch überleben.“ Fragt sich, um welchen Preis. „Die Mannschaft hat sich in den letzten beiden Jahren mit der Champions-League-Teilnahme refinanziert“, so Heldt, „und auch diese Saison ist noch nicht gelaufen, wir werden nichts herschenken.“ Jetzt muss nur noch die kämpferische Einstellung des Managers auf die Spieler übergehen.