Essen. . Als Felix Magath 2010 den Quasi-Freifahrtschein für Geschäfte über 300 000 Euro erhielt, stemmten sich die Schalke-Fans dagegen. Dennoch durfte Magath die Vereins-Millionen nach seinem Belieben investieren. Unter den Altlasten leidet Schalke noch immer. Es ist Zeit, über die Rolle von Aufsichtsrats-Boss Clemens Tönnies nachzudenken. Ein Kommentar.
Den Fans des FC Schalke 04 wird gewöhnlich besonders viel Herzblut zugeschrieben, wenn es um ihren Verein geht. Weil aber auf der anderen Seite der Verstand oft auf der Strecke bleibt, sobald zu viele Emotionen im Spiel sind, müssen sie aber auch mehr als andere Fangruppen Kritik einstecken. Umso bemerkenswerter deshalb, dass es ausgerechnet S04-Mitglieder waren, die vor knapp drei Jahren den Beweis antraten, dass Vereinsliebe nicht automatisch blind machen muss.
Auf der Jahreshauptversammlung im Mai 2010 verweigerte die Mehrheit der Stimmberechtigten damals Felix Magath auf dem Höhepunkt seiner Schalker Macht die Zustimmung für seine Forderung, sich auch Geschäfte in einem Volumen von mehr als 300.000 Euro nicht mehr vom Aufsichtsrat einzeln absegnen lassen zu müssen. Magath wertete dieses – sehr vernünftige – Verhalten der Mitglieder als Misstrauensvotum, hinter dem er ein gezieltes Störfeuer durch den Fanverband vermutete.
"Stopp-Schild" der Schalke-Mitglieder machte auf Magath wenig Eindruck
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Warum die Erinnerung an diese Episode? Nun, weil die jetzt durch eine Veröffentlichung des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ bekannt gewordenen Details der – buchstäblich – unkontrollierten Schalker Millionen-Ausgaben unter Magath belegen, dass das „Stopp-Schild“ der Mitglieder keinerlei Bremswirkung gezeigt hat. Ausgestattet mit einem Quasi-Freifahrtschein des Aufsichtsrates gab Magath so viel Geld aus, wie er wollte.
Wer folglich heute die finanziellen Altlasten der Ära Magath beklagt, unter denen Schalke noch einige Zeit zu leiden haben dürfte, der muss mehr denn je die Mitverantwortung von Aufsichtsrat-Boss Clemens Tönnies hinterfragen.