Essen. Die Hinrunde der Bundesligasaison 2012/13 ist beendet. Bayern zieht an der Tabellenspitze davon, Magath scheiterte in Wolfsburg wohl endgültig mit seinem Alleinherrscher-System. Zum Start in die Winterpause präsentieren wir die Tops und Flops der Hinrunde.

Die Tops und Flops der Hinrunde: Klicken Sie sich durch unsere Fotostrecke und diskutieren mit! Wer zählt zu den Gewinnen, wer zu den Verlierern der aktuellen Spielzeit?

von Bastian Angenendt und Christian Kleber

Die Tops im Überblick 

Top: FC Bayern München Startrekord, frühester Herbstmeister der Bundesliga-Geschichte, mit neun Punkten Vorsprung in die Winterpause: Die Bayern sind nach zwei durchwachsenen Spielzeiten wieder eine Klasse für sich. Auch in der Champions League ging es souverän durch die Gruppenphase. Die große Stärke des Spitzenreiters: das Kollektiv. Vor allem dank der Neuzugänge Mandzukic, Pizarro und Shaquiri sind die Münchner in der Offensive weniger ausrechenbar als noch in der letzten Saison. Kaum einer redet noch von „Robbery“. Der Ex-Gladbacher Dante schlug ebenso ein. Und dann wird ja gerade auch noch ein Mario Gomez wieder richtig fit…

Top: René Adler (Hamburg)

Vom Abstellgleis zurück in den Dunstkreis der Nationalmannschaft: Nach langer Leidenszeit mit Rippenbruch, Knie-OP und Demission bei Bayer Leverkusen knüpfte der 27-Jährige als Neuzugang beim Hamburger SV an die Leistungen an, die ihn bis kurz vor der WM 2010 in Südafrika zur unumstrittenen Nummer eins bei Joachim Löw gemacht hatten.Speziell während des schwachen Saisonstarts des HSV stach der Ex-Leverkusener heraus. Mit knapp 80 Prozent gehaltenen Torschüssen gehört Adler zu den besten Torhütern der Liga. Als Belohnung gab’s von Jogi Löw die Rückkehr ins Nationaltrikot beim Testspiel gegen die Niederlande im November. Mit Hamburg ging’s aus dem Tabellenkeller hinauf auf Platz zehn.

Top: Alex Meier (Frankfurt)

Mal ehrlich – wer hatte denn bitte vor der Saison gedacht, dass ein Mittelfeldspieler aus Frankfurt auf Platz zwei der Torjägerliste überwintern könnte? Der 29-jährige Alex Meier steht wie kaum ein anderer für die Top-Leistungen der Eintracht in der Hinrunde. Elf Tore und ein Assist stehen für den 1,96 Meter langen Meier zu Buche. Sensationell überwintert er mit dem Aufsteiger aus der Banken-Metropole auf Rang vier. Das Frankfurter Urgestein – seit 2004 bei der Eintracht – hat in dieser Saison eine neue Vorliebe - Doppelpacks. Dreimal traf Meier in der Hinserie zweifach: Am 2. Spieltag beim 4:0 in Hoffenheim, beim 2:1 gegen den SC Freiburg (6. Spieltag) und beim 4:2 gegen den FC Augsburg (12. Spieltag). Eintracht-Trainer Armin Veh urteilt: „Er ist ein besserer Spieler denn je.“

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Top: Der Linksfuß Arango (Mönchengladbach)

Für das, was der linke Fuß von Juan Arango in dieser Hinrunde produziert hat, brauchen andere Bundesligaspieler eine ganze Karriere. So ziemlich jedes der fünf Saisontore des Venezuelaners verdienen nicht weniger als das Prädikat „absolutes Traumtor“. (Nicht nur) Fohlen-Trainer Lucien Favre meint: „Arango ist mit der beste Linksfuß der Welt.“ Aus 30 Metern unter die Latte gegen Frankfurt, Volley-Abnahme nach 40-Meter-Pass ins lange Eck gegen Wolfsburg, dazu noch eine Sonntags-Bogenlampe aus 44 Metern gegen Mainz und zwei direkt verwandelte Freistöße gegen Hoffenheim und Hannover. Wunderschön zum einen, zum anderen aber auch noch immens wertvoll für seinen Arbeitgeber: Immer wenn Arango traf, gewann die Borussia auch.

Top: Mario Götze (Dortmund)

Zugegebenermaßen könnte es beim BVB in der Liga etwas besser laufen. Trotzdem sorgt die Klopp-Elf nicht zuletzt dank ihrer Jungstars immer wieder für Momente zum Zungeschnalzen. Mario Götze ist dabei nicht selten treibende Kraft. Und das, obwohl der 20-Jährige beim Saisonstart nach längerer Verletzungspause nicht mal gesetzt war. Von der Ersatzbank schaffte es der Edeltechniker in die internationale Klasse. Ajax Amsterdam kann ein Lied davon singen. Besonders leidvoll die Dribbelkünste von „Götzinho“ erfahren musste die Defensive der SpVgg. Greuther Fürth, als Götze vor seinem Treffer zum 3:1-Endstand am 12 .Spieltag die halbe Fürther Abwehr als aussehen ließ. Zehn Scorerpunkte in der Liga und fünf in der Champions League sind die stolze Hinrunden-Bilanz des Dortmunder Eigengewächses.

Top: Stefan Kießling (Leverkusen)

Der Leverkusener ist bester Torschütze der Bundesliga-Hinrunde und damit nicht unwesentlich daran beteiligt, dass die Werkself Bayern-Jäger Nummer eins ist. Neben seinen zwölf Saisontoren legte der 28-Jährige noch vier Tore vor – Platz zwei in der Scorerliste hinter dem Münchner Thomas Müller. Am letzten Hinrunden-Spieltag brillierte Kießling im Heimspiel gegen den Hamburger SV (3:0) unter anderem mit zwei Treffern. Damit erzielte er 25 Tore im Kalenderjahr 2012 – so viel wie kein anderer Bundesligaspieler. Außerdem gelang ihm mit dem Assist für André Schürrle die Vorlage für das 1900. Bundesligator der Werkself. Einer der wenigen, die das bislang nicht begeistert, heißt zu Kießlings Leidwesen Joachim Löw.

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Top: Fortuna Düsseldorf

Wenn die Frankfurter Eintracht nicht wäre, dann müsste man den Relegations-Gewinner aus Düsseldorf zum Überraschungsteam der Hinrunde küren. Dass dieser Titel nach Hessen geht, dürften Trainer Norbert Meier und Co. angesichts von Tabellenplatz 13 und neun Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz 16 allerdings verschmerzen können. Schließlich mussten zu Beginn der Serie 18 Neue integriert werden. Fortunas Prunkstück ist die Abwehr. Sechs Spieltage dauerte es, bis die Düsseldorfer ihr erstes Gegentor fingen (2:2 gegen Schalke). Mit nur 22 Gegentreffern stellt die Meier-Elf die sechsbeste Defensive der Liga. Nicht umsonst holte der Neuling sogar beim Deutschen Meister im Signal Iduna Park einen Punkt – das schaffte bekanntlich selbst Real Madrid nicht.

Top: Schalkes Saisonstart

Neun Spiele, 20 Punkte: Am Ende eines goldenen Oktobers war die Welt auf Schalke noch in Ordnung. Mehr als in Ordnung. Die Königsblauen feierten den besten Saisonstart seit 41 Jahren. Krönender Augenblick für die Schalker war der 2:1-Derbysieg gegen den BVB. Daraufhin folgten weitere Siege gegen Arsenal und Nürnberg. Alles lief perfekt.

Die Flops im Überblick 

Flop: Schalkes Endpsurt

Mit dem 0:2 gegen Leverkusen kam auf Schalke jedoch eine scheinbar unaufhaltbare Krise ins Rollen. Bitteres Ende:Sechs sieglose Spiele in Folge, Trainer Stevens entlassen und auf Rang sieben in der Tabelle abgerutscht.

Flop: Das System Magath

„Das System Magath funktioniert überall“, hatte „Quälix“ kurz nach seiner Rückkehr zum VfL Wolfsburg gesagt. Knapp eineinhalb Jahre, etliche fragwürdige Transfers und Zerwürfnisse mit seinen Spielern später hatte der Ex-Schalker quasi im Alleingang den Gegenbeweis erbracht. Magath musste nach dem 8. Spieltag gehen. Nach einem 0:2 gegen Freiburg, bei dem die eigenen Fans die Tore des Gegners feierten. Da war der VfL Tabellenletzter mit fünf Punkten und 2:15 Toren. Eine der kuriosesten Nachrichten, für die Magath vor seiner Demission gesorgt hatte, war wohl die, dass er vor den Augen seiner Spieler nach deren Trainingslauf die Wasserflaschen ausleerte. Selbst Bayern-Boss Uli Hoeneß konnte sich einen Seitenhieb nicht verkneifen: Wenn die Spieler so wenig laufen, sind sie entweder vom Training kaputt oder spielen gegen den Trainer.“ Nach Magath ging es aufwärts mit dem VfL: Lorenz-Günther Köstner holte aus den letzten neun Partien 14 Punkte und brachte sieben Punkte zwischen die Wölfe und der Gefahrenzone.

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Von Christian Kleber und Andreas Ernst

Flop: Pyro-Fans

Unschöne Szenen mit Pyrotechnik häuften sich am 13. Spieltag. Erst hatten HSV-Fans zum Spieltagsauftakt am Freitagabend in Düsseldorf mit Bengalischen Feuern gezündelt und eine Fahne in Brand gesetzt. Tags darauf beim Duell des FC Schalke 04 gegen die Frankfurter Eintracht war die Schalker Nordkurve in Qualm gehüllt, weil wohl die Schalker Fan-Gruppierung „Hugos“ eine Art „Abschiedsfeuerwerk“ inszenieren wollen. Gegen einige „Hugos“ waren zuvor laut WAZ-Informationen bundesweite Stadionverbote verhängt worden. Eine vierminütige Verspätung des Anpfiffs hatte das Feuer der HSV-Fans in Düsseldorf zufolge, weil die Feuerwehr den Brand löschen musste. Auf Schalke folgte ein klares Zeichen gegen Pyrotechnik aus den Reihen der königsblauen Anhängerschaft. „Wir sind Schalker - und ihr nicht", brüllte das Gros der S04-Fans, dazu gab es ein deftiges Pfeifkonzert.

Flop: Javi Martinez (München)

Nach wochenlangem Hin und Her war er endlich da, der Königstransfer des FC Bayern und zugleich der teuerste Einkauf der Bundesliga-Geschichte. Für 40 Millionen Euro kam Javi Martinez aus Bilbao an die Isar, sorgte in seinen 15 Liga-Einsätzen allerdings noch nicht für den ganz großen Sport. Ein Tor und zwei Torvorlagen stehen im Hinrunden-Zeugnis des spanischen Nationalspielers. Neben seiner physischen Präsenz brachte der 24-jährige 1,90 Meter-Mann aber noch nicht viel ins Bayern-Spiel ein. Man habe Geduld mit ihm, heißt es an Säbener Straße. Fragt sich: Wie viel Geduld kann das bei so einem Transfer sein?

Flop: Tim Wiese (Hoffenheim)

Er wolle nicht mehr „unten rumkrebsen“, sagte Tim Wiese zu seiner Entscheidung, von Bremen nach Hoffenheim zu gehen. Es war das letzte Kapitel eines Transfer-Theaters, das selbst das Gerücht über einen Wechsel des Ex-Lauterers zu Real Madrid hervorbrachte. Was danach kam, war wenig königlich für den Nationalkeeper mit der adretten Frisur. Nach durchwachsenem Saisonstart verletzte sich der 31-Jährige am Knie. Der Belgier Koen Casteels nahm seinen Platz ein und machte seine Sache gut. Trainer Babbel und Manager Müller degradierten Wiese öffentlich zur Nummer zwei. Seitdem ist Wiese lediglich Zuschauer bei der TSG, die auf Tabellenplatz 16 überwintert. Im Übrigen: Sein Ex-Verein Werder Bremen krebst mit zehn Punkten mehr auf Platz 12 herum.

Flop: SpVgg. Greuther Fürth

Als Zweitliga-Meister stieg die Spielvereinigung in die Bundesliga auf. Nun hinkt die Elf von Trainer Mike Büskens nicht nur ihren Co-Aufsteigern aus Frankfurt und Düsseldorf meilenweit hinterher, sondern droht auch sang- und klanglos wieder abzusteigen. Nur ein Sieg und neun Punkte – Tabellenplatz 18 und bereits zehn Punkte Rückstand auf das rettende Ufer. In allen Mannschaftsteilen hakt es bei den Fürthern. Mit nur 27 Gegentoren stieg die Büskens-Elf in der vergangenen Saison auf – jetzt hat sie bereits 28 kassiert. Vorne stellt man mit nur elf erzielten Treffern die harmloseste Offensive der Liga.