Gelsenkirchen. . Schalke 04 will mit seinem Trainer Huub Stevens durch die Saison kommen. Doch das wird schwierig, wenn in den Spielen gegen Freiburg und Mainz der Erfolg ausbleibt. Stevens genießt ein Ansehen wie kein Zweiter - aber weitere Niederlagen könnten Schalke zum Handeln zwingen.
Huub Stevens scheint fast ein bisschen entspannt, als er an diesem Tag durch die Räume der Arena geht. Er lächelt, zwinkert mit dem Auge, wirkt ehrlich. Huub Stevens ist kein Typ, der sich verstellt. Andere Trainer, die sich in der Bundesliga in sportlicher Ballonseide auf die Bank setzen, zwängen sich bei Champions-League-Spielen in einen Anzug – für Stevens kommt so etwas nicht infrage. Er fühlt sich im blauen Sportzeug wohler. Authentisch ist ein Wort, das bei ihm gut passt – im guten wie im schlechten.
Als dieser Tage Schnee auf dem Schalker Trainingsplatz lag, griff er eigenhändig zur Schaufel, um den Rasen zu räumen. Auch so ist Stevens. Und so einem Trainer möchte man auf Schalke gerne eines Tages einen Abschied schenken, wie ihn Ottmar Hitzfeld im Sommer 2008 bei den Bayern bekam. Mit schönen Blumen und echten Tränen. Und mit der erneuten Qualifikation für die Champions League.
Krisensitzung in der Kabine
So stellt man es sich vor. Wenn die Lage nicht so vertrackt wäre in diesen Wintertagen auf Schalke, in denen Mannschaft, Trainer und Verein irgendwie aus der schönen Erfolgsspur geraten sind. Nur einen Sieg gab es in den vergangenen sieben Bundesliga-Spielen.
In dieser Woche haben sie alles getan, um die Karre wieder flott zu bekommen. Klubchef Clemens Tönnies hat auf der Weihnachtsfeier des Vereins emotionale Gedanken an die Spieler gerichtet, um ihnen die Erfolge zu Beginn der Saison wieder in Erinnerung zu rufen. Manager Horst Heldt gebrauchte bei einer Krisensitzung in der Kabine mahnende Worte. Und in der Arena ist ein neuer Rasen angewachsen, der es den Spielern leichter machen soll, noch vor Weihnachten die Kurve zu kriegen.
Schalke braucht zwei Siege aus den letzten beiden Partien
In den beiden bis dahin verbleibenden Heimspielen, an diesem Samstag (18.30 Uhr, live im Ticker) in der Bundesliga gegen den SC Freiburg und am Dienstag (19 Uhr, live im Ticker) im DFB-Pokal gegen Mainz 05, müssen Erfolge her. Sonst könnte es schwierig werden für die Schalker, mit ihrem Trainer durch die Saison zu kommen. Angesichts dieser brisanten Lage vermeidet es Manager Heldt zwar tunlichst, von „Endspielen“ für Stevens zu reden. Aber nach den beiden Begegnungen will er eine Bilanz des ersten Halbjahres ziehen, bei der alles auf den Prüfstand kommt. Bereits nach der jüngsten Niederlage in Stuttgart hatte Heldt angekündigt: „Wir müssen sehen, dass wir die beiden letzten Spiele gewinnen. Dann gucken wir, wo wir stehen und bewerten die Arbeit der Mannschaft.“ Und für diese Arbeit ist im Fußball vor allem einer verantwortlich: der Trainer.
Schalke steckt da in einer schwierigen Gemengelage. Auf der einen Seite gibt es diesen enorm großen Respekt vor dem 59 Jahre alten Stevens, der auf Schalke kein Trainer wie jeder andere ist. Der Niederländer ist Schalkes Jahrhundert-Trainer, er genießt ein Ansehen wie kein Zweiter und war immer fair zu dem Klub. Auch jetzt stellt er seine persönlichen Interessen wieder hinten an und sagt zu seiner Zukunft nur: „Wir nehmen uns die Zeit dafür. Jetzt haben wir die Zeit nicht, weil wir den Fokus allein auf die Spiele am Samstag und am Dienstag gelegt haben.“
Nachfolge-Kandidaten sind im Winter nicht zu haben
Auf der anderen Seite müssen die Verantwortlichen freilich auch ins Kalkül ziehen, dass sie eine Fortsetzung der Negativ-Serie zum Handeln zwingen könnte. Derzeit will das niemand – auch, weil Schalke in der Rückrunde dann wieder mit einem Übergangstrainer arbeiten müsste, da die öffentlich gehandelten Nachfolge-Kandidaten wie Mike Büskens (Greuther Fürth) oder Thomas Tuchel (Mainz) im Winter nicht zu bekommen wären. Ein möglicher Interims-Trainer könnte Stevens’ Assistent Markus Gisdol sein, dessen fachliche Qualitäten in der Branche hoch eingeschätzt werden: Klubs wie 1899 Hoffenheim und der SC Paderborn wollten den 43-Jährigen einst schon als Chef-Trainer verpflichten.
Horst Heldt hat angekündigt, nach dem Spiel gegen Mainz noch einige Tage auf Schalke die Stellung zu halten, ehe auch er in den Weihnachtsurlaub verschwindet. Noch geht er davon aus, dass es besinnliche Tage werden: „Ich bin überzeugt davon, dass wir beide Spiele gewinnen werden“, sagt der Manager kämpferisch. Das wäre in der Tat das Einfachste.