Gelsenkirchen. Timo Hildebrand von Fußball-Bundesligist Schalke 04 steht erstmals nach seinem Weggang im Gästetor in der Stuttgarter Arena. Bruno Labbadia hingegen ärgert die Doppelbelastung durch Europa League und Bundesliga. Der VfB-Trainer spricht von Wettbewerbsverzerrung.

Auch wenn der Blick aus dem Fenster bei der vorweihnachtlichen Witterung nicht unbedingt Gedanken an Freiluft-Veranstaltungen weckt, so werden doch in der Bundesliga auch an diesem Wochenende für den FC Schalke 04 drei überaus wichtige Punkte ausgespielt. Die Mannschaft von Trainer Huub Stevens trifft um 15.30 Uhr in der Mercedes-Benz-Arena auf den VfB Stuttgart (live im DerWesten-Ticker), und es gibt wahrlich andere Spielstätten hierzulande, wo die Königsblauen eine größere Erfolgsbilanz aufzuweisen haben: Von 42 Duellen in der Bundesliga gewannen die Gäste ganze vier, mutmachend klingt das nicht.

Labbadia ärgert die Doppelbelastung

Dann schon eher die Tatsache, dass die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia vor wenigen Stunden noch auf dem Platz gestanden hat, wobei man das Stehen nicht so wörtlich nehmen sollte, trotz der 0:1-Niederlage gegen Molde FK, die dennoch für die Schwaben zum Überwintern in der Europa League reicht.

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Natürlich ist man da schnell mit der Wettbewerbsverzerrung bei der Hand, Trainer Labbadia hat für diese Doppelbelastung innerhalb von 43 Stunden kein Verständnis: "Das ist ein großes Spiel, deshalb ist es jammerschade. Die Laufintensität bekommst du in zwei Tagen nicht hin." Kollege Huub Stevens will ob der zwei Tage längeren Regenerationszeit von einem Vorteil nichts wissen: "Wenn ich richtig informiert bin, hatten die ein Heimspiel, während wir reisen mussten, das soll man nicht verkennen", meinte er spitz. Ansonsten hofft Stevens, dass seine Mannschaft bis zum Samstag wieder eine bestimmte Frische hinbekommt. Eine Frische, die im vergangenen Monat komplett abhanden gekommen war. Die Bilanz: vier Spiele, zwei Unentschieden (daheim), zwei Niederlagen.

VfB holte zuletzt drei Siege aus vier Spielen

So kommt es, dass die beiden Konkurrenten am Samstagnachmittag tabellarisch wieder zusammengerückt sind, was sich anfangs der Saison noch ganz anders gestaltete. Der VfB hat in den vergangenen vier Bundesliga-Partien dreimal gewonnen, ist aber auswärts wesentlich stärker einzuschätzen, in der Heimtabelle rangiert die Labbadia-Elf in Abstiegsgefahr (Rang 14). Und während Huub Stevens für eine Punkteteilung wohl durchaus zu erwärmen wäre, vermutet er beim Gegner ganz andere Ambitionen: "Sie müssen eigentlich gewinnen, ein Remis hilft Stuttgart nicht weiter." Sollte der VfB aber den Dreier einfahren, wäre er mit Schalke punktgleich. Ein Anschluss ans obere Mittelfeld, den Königsblau nicht unbedingt herstellen möchte.

Bei aller Brisanz lassen sich zwei Schalker die Vorfreude auf ein Wiedersehen nicht nehmen: Torhüter Timo Hildebrand und Manager Horst Heldt haben 2007 an eben jener Stätte die Meisterschale in den schwäbischen Himmel gestreckt. So etwas verbindet und vergisst man nicht so schnell.

Hildebrand kehrt erstmals zu den Ex-Kollegen zurück

Für Hildebrand ist es sogar die erste Rückkehr ins Gästetor bei seinem ehemaligen Arbeitgeber. Zuletzt kamen immer irgendeine Krankheit oder Formschwäche dazwischen, darum ist der 33-Jährige noch ein bisschen abergläubisch: "Ich mache drei Kreuze, wenn ich spielen kann. Das glaube ich erst, wenn ich um halb vier auf dem Platz stehe." Dass an seiner Aufstellung nach all dem Torhüter-Hickhack der vergangenen Wochen nun überhaupt kein Zweifel mehr besteht, ist auch ein Verdienst des Routiniers, der beim Champions-League-Auswärtsspiel in Montpellier in der Schluss-Viertelstunde zumindest den einen Punkt und die halbe Million Euro festhielt.

Überhaupt war es der Abend der Älteren, was auch Christoph Metzelder mit einer grundsoliden Partie in der Abwehr bewies. "Christoph Metzelder hat ein gutes Spiel gemacht, aber da war noch ein junger Spieler, von dem redet überhaupt keiner. Aber das ist wohl nicht so wichtig, das ist immer nur bei anderen Vereinen ein Thema", moserte Huub Stevens. Gemeint war wohl Sead Kolasinac, der seine Champions-League-Taufe erlebte.

Kolasinac ist auch ein ehemaliger Stuttgarter. Ob Stevens damit andeuten wollte, dass er ihn am Samstag mit einem Einsatz in der alten Heimat belohen will? Spätestens zum Anstoß um halb vier werden einige mehr wissen.