Gelsenkirchen. . Schalkes Kapitän Benedikt Höwedes erklärt im Exklusiv-Interview, was seinem entwicklungsfähigen Team noch zu einer Top-Mannschaft fehlt. Und warum das Champions-League-Spiel gegen Olympiakos Piräus am Mittwoch gerade recht kommt.

Benedikt Höwedes sucht keine Fluchtpunkte, während er redet. Schalkes Kapitän schaut seinem Gesprächspartner in die Augen, der 24-Jährige duckt sich auch vor den aktuellen Schwierigkeiten nicht weg. Schalke 04 steht in dieser Woche vor zwei wegweisenden Heimspielen: Gegen Olympiakos Piräus soll an diesem Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF, Sky und im DerWesten-Ticker) der Sprung ins Achtelfinale der Champions League gelingen, und am Samstag will der zuletzt instabile Tabellenzweite mehr Platz zwischen sich und dem punktgleichen Tabellendritten Eintracht Frankfurt schaffen.

Habt ihr euch schon vom Anpfiff von Trainer Huub Stevens nach dem 0:2 in Leverkusen erholt?

Benedikt Höwedes: Den Anpfiff haben wir uns selbst gegeben, weil wir selbst unzufrieden über diese Niederlage sind und wissen, dass wir eine Reaktion zeigen müssen.

Schalke hat in Dortmund und bei Arsenal beeindruckend gewonnen. Und dann leistet sich die Mannschaft in Leverkusen einen auf der ganzen Linie enttäuschenden Auftritt. Wie passt das zusammen?

Höwedes: Das ist tatsächlich nicht leicht zu begreifen. Wir sind selbst verdutzt, weil so vieles falsch gelaufen ist, was wir sonst richtig machen.

Der Trainer betont oft, dass die Mannschaft jung sei. Aber auf dem Rasen stehen auch erfahrene Männer wie Huntelaar, Jones, Farfan, Fuchs oder Höwedes.

Höwedes: Es sind aber auch extrem junge Spieler dabei. Das darf trotzdem keine Entschuldigung dafür sein, dass wir so untergegangen sind.

An welchem Punkt der Entwicklung steht Schalke denn zurzeit? Ihr mischt an der Spitze mit, doch zu einer Spitzenmannschaft scheint euch noch die Stabilität zu fehlen.

Höwedes: Wenn man Spiele wie das vom Samstag sieht, ist das so. Bayern München leistet sich solche Spiele nur ganz, ganz selten, wir haben immer mal wieder eines dabei, das ziemlich in die Hose geht. Das deutet darauf hin, dass wir noch nicht an Bayern München und Borussia Dortmund herankommen.

Auch an Dortmund nicht? Aktuell steht der BVB hinter Schalke.

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Höwedes: Bayern ist momentan einen Schritt voraus. Aber ich schätze Dortmund ähnlich stark ein.

Welche Perspektiven sehen Sie für die nächsten Jahre? Muss es Schalkes Ziel sein, dauerhaft zur Champions League zu gehören?

Höwedes: Ich bin fünf Jahre dabei und spiele drei Jahre davon in der Champions League. In diesem Jahr sind wir in drei Wettbewerben gut vertreten. Ich hoffe, dass der Prozess so weitergeht, unser Potenzial mit den jungen Leuten ist enorm.

Es geht Schlag auf Schlag weiter. Wäre es nach einem Spiel wie dem in Leverkusen wünschenswert, mal durchatmen zu können? Oder freut man sich als Spieler über die schnellen Chancen zur Reparatur?

Höwedes: Ich finde es positiv, dass man schon wenige Tage später die Möglichkeit zur Wiedergutmachung bekommt.

Sie selbst spielen eine starke Saison. Weil Sie diesmal von Verletzungen verschont geblieben sind?

Höwedes: Entscheidend ist, dass ich lange auf meiner Innenverteidiger-Position spielen konnte, auf der ich eine ganz andere Präsenz zeigen kann. Aber ich konnte auch mit voller Kraft in die Spiele gehen.

Vor Saisonbeginn war Ihre Lage unbefriedigend. Sie hatten bei der EM nicht gespielt, im Klub schienen die jungen Konkurrenten Papadopoulos und Matip im Vorteil zu sein.

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Höwedes: Da muss ich dazwischengrätschen, das sehe ich anders. Ich konnte mich in der Vorbereitung durchsetzen, habe mich dann im Pokalspiel in Saarbrücken verletzt und war eine Woche vor dem Bundesligastart nicht im Training. Aber ich habe gesagt: Qualität setzt sich durch. Ich habe immer weiter gearbeitet.

Der Trainer hat vor der Saison die Frage gestellt, ob vielleicht das Kapitänsamt Benedikt Höwedes belastet haben könnte. Hatte es?

Höwedes: Hatte es nicht. Das habe ich dem Trainer auch so gesagt, und deshalb hat er mir weiter das Vertrauen geschenkt. Ich glaube, ich hatte schon in der letzten Saison meinen Anteil an unseren Erfolgen, ich war als Ansprechpartner für jeden da. In diesem Jahr kann ich noch mehr auf dem Platz bewirken.

Was muss ein Kapitän nach einem Spiel wie in Leverkusen machen?

Höwedes: Dafür sorgen, dass die Mannschaft intakt bleibt und auch in schwierigen Situationen zusammensteht. Aber dafür bin ich nicht allein verantwortlich, dafür haben wir auch einen Mannschaftsrat.

Stimmt der Eindruck, dass Sie in dieser Saison deutlicher geworden sind? Sie formulieren unmissverständlich Ihre eigenen Ansprüche, und Sie sind auch direkter in Ihren Analysen nach den Spielen.

Höwedes: Man lernt immer dazu und entwickelt sich natürlich als Persönlichkeit. Dazu gehört es auch manchmal, nicht drumherum zu reden, sondern Probleme klar anzusprechen.

Momentan ist auf Schalke viel von Verträgen die Rede. Ihrer läuft bis 2014 – und man hört nichts...

Höwedes: Ich habe da keine Eile. Ich konzentriere mich auf den Fußball und mache mir über alles andere erst mal keinen Kopf.