Gelsenkirchen. . Für die Nationalspieler des FC Schalke 04 war die Länderspielrunde sehr erfolgreich - kein Königsblauer kehrte mit einer Niederlage zurück. Dennoch war ist die Laune bei Starstürmer Klaas-Jan Huntelaar bescheiden. Der Niederländer wurde gegen Deutschland auf die Bank verbannt.
Ungeschlagen kehrten Schalkes Profis am Donnerstag von ihren Nationalmannschaften zurück – kein Königsblauer hatte in einem der Länderspiele am Mittwoch eine Niederlage hinnehmen müssen. Und doch hatte einer eine Laune, die sicher nicht schlechter gewesen wäre, wenn sein Team hoch verloren hätte: Denn Klaas-Jan Huntelaar hatte beim 0:0 seiner niederländischen Nationalmannschaft eine ganz persönliche deprimierende Niederlage einstecken müssen. Louis van Gaal ließ den Torschützenkönig der vergangenen Bundesliga-Saison während der gesamten Spielzeit auf der Bank schmoren. Und das, obwohl der Bondscoach fünfmal gewechselt hatte und obwohl Huntelaars bisheriger direkter Konkurrent im Kampf um die Stelle in der Sturmspitze, Robin van Persie, nicht einmal im Aufgebot gestanden hatte. Der Top-Angreifer von Manchester United war leicht verletzt und deshalb gar nicht erst angereist.
Van Gaal bevorzugt mit Dirk Kuyt einen ganz anderen Spielertyp als den Schalker Huntelaar
Gewöhnlich gibt Klaas-Jan Huntelaar nach Spielen, auch nach Niederlagen, bereitwillig Auskunft. Diesmal verschwand er ohne ein Wort aus der Amsterdam-Arena. Dabei hatte er doch so sehr darau f gehofft, dass sich seine Situation im Oranje-Team unter Louis van Gaal verbessern würde, nachdem er bei dessen Vorgänger Bert van Marwijk ganz schlechte Karten hatte.
Und nun das.
Van Gaal bevorzugte Dirk Kuyt, einen anderen Spielertypen. „Huntelaar ist im Moment nicht so in Form“, meinte der Bondscoach, der für den Frust des Schalkers offiziell Verständnis äußerte. „Das ist nicht einfach für einen Fußballer“, sagte er und schob nach, es sei auch für ihn als Trainer „nicht angenehm“ gewesen, Huntelaar mitzuteilen, dass er an diesem Abend keinen Platz für ihn auf dem Rasen haben würde. Mit Verständnis durfte van Gaal nicht rechnen. „Das Gespräch mit ihm war schwierig“, verriet er, ohne ins Detail zu gehen: „Das bleibt unter uns.“ Wenn Huntelaar wieder zu Hause sei, werde er „hoffentlich einsehen, warum ich ihn nicht eingesetzt habe“.
Schalke-Trainer Stevens lässt leise Kritik an van Gaal durchklingen
Auf Schalke wurde Huntelaars Nichtberücksichtigung aus zwei Perspektiven beurteilt. Für den Spieler tat es Huub Stevens leid – „ich freue mich immer, wenn die Jungs in ihren Nationalmannschaften spielen“, sagte der Trainer. Aber aus Vereinssicht gab es auch eine andere Seite: „Jetzt weiß ich, dass Klaas-Jan nicht verletzt ist...“
DFB-Team mit Nullnummer
Kommentieren wollte Stevens die Entscheidung seines niederländischen Trainerkollegen nicht. „Ich kann über die Situation von Klaas-Jan in der Nationalmannschaft nicht urteilen und will es auch nicht“, stellte Schalkes Trainer klar, er machte sich dann aber doch laut ein paar Gedanken: „Wenn Louis van Gaal findet, dass Klaas-Jan nicht in Form ist, dann frage ich: Was ist Form?“
Er habe ein Länderspiel zweier taktisch geprägter Mannschaften gesehen, die beide kein Gegentor bekommen wollten, meinte Stevens, und daher könne er sich auch vorstellen, warum Kuyt gespielt habe. „Er spielt bei Fenerbahçe Istanbul eher als zweiter Stürmer“, erklärte der Schalker Trainer. „Er verrichtet mehr Laufarbeit.“ Wenn man taktisch so spiele, dass im Grunde klar sei, dass man selbst nicht oft in den gegnerischen Strafraum komme, dann sei auch klar, warum Kuyt aufgestellt wurde.
Ehrgeiz für das Spiel in Leverkusen
Huub Stevens glaubt, dass er nicht viele Worte braucht, um Klaas-Jan Huntelaar wieder aufzurichten. Stevens hofft natürlich, dass der Stürmer seinen Ärger in Ehrgeiz umwandeln wird, und zwar schon am Samstag, wenn Schalke ab 18.30 Uhr bei Bayer Leverkusen antritt. Seit fünf Spielen, seit dem enttäuschenden 2:2 in Düsseldorf Ende September, hat der „Hunter“ in der Bundesliga nicht mehr getroffen. Diese Negativserie wird auch er unbedingt reißen lassen wollen. Wenn ihm das gelingen sollte, weil sein Ehrgeiz durch die Degradierung bei der Nationalmannschaft besonders angestachelt ist, hätte Louis van Gaal Schalke 04 durchaus einen Gefallen getan.