Gelsenkirchen. Schalke hat nicht nur den besten Saisonstart seit 41 Jahren geschafft, sondern ist nach dem verrückten Bundesliga-Sonntag auf Platz zwei jetzt erster Bayern-Jäger. Dennoch bleiben die Blauen gelassen: „Wir gucken nur auf uns“, verspricht Torjäger Klaas-Jan Huntelaar.

Auf Schalke wurde am Samstag eine Liebesbekundung der besonderen Art ausgesprochen: In aller Öffentlichkeit machte eine junge Dame ihrem Liebsten einen Heiratsantrag. Auf dem großen Video-Würfel unterm Arena-Dach haben die Fans bei Heimspielen die Möglichkeit, ihre kleineren und größeren Wünsche loszuwerden. Dass diesmal auch Zeit für Privates blieb, zeigt wohl: Sportlich sind sie auf Schalke derzeit nahezu wunschlos glücklich.

Mit dem 1:0-Sieg am Samstag gegen den 1. FC Nürnberg hat Schalke nicht nur seinen besten Saisonstart seit 41 Jahren perfekt gemacht. Mehr noch: Nach dem verrückten Bundesliga-Sonntag sind die Königsblauen in der Tabelle bis auf Platz zwei vorgerückt und mit vier Punkten Rückstand jetzt erster Jäger der erstmals gestrauchelten Bayern. Doch davon will sich Schalke nicht leiten lassen. „Wir gucken immer nur auf uns“, sagt Torjäger Klaas-Jan Huntelaar, „wir wollen einfach unsere Serie weiter ausbauen. Jetzt haben wir das Pokalspiel am Dienstag gegen Sandhausen und dann spielen wir in Hoffenheim, die im Moment nicht so gut drauf sind.“ Schalke beglückt sich in diesen Tagen selbst – wie beim Sieg gegen Nürnberg.

Binnen einer Woche hatten die Königsblauen alle Facetten gezeigt, die eine Spitzenmannschaft auszeichnen: Erst der beeindruckende Auswärtssieg in der Bundesliga beim Meister Borussia Dortmund, dann der historische Triumph in der Champions League beim FC Arsenal – und nun der Pflichtsieg gegen Nürnberg. Dass dem Team dabei zum Ende einer anstrengenden Woche die Leichtigkeit fehlte und Benedikt Höwedes gar von einem „dreckigen Arbeitssieg“ sprach, war zu verschmerzen.

Entscheidend war die höhere individuelle Qualität

Es war den Spielern positiv anzurechnen, dass sie auch nach den vorangegangenen Höhepunkten die Konzentration hoch hielten und die Partie geduldig herunterspielten. Es kann eben nicht jedes Mal ein Fußball-Fest werden. Oder, wie es Manager Horst Heldt ausdrückte: „Der Sieg in der letzten Woche war gut für die Seele – und dieser ist gut fürs Punktekonto.“ Ein Erfolg, der in dem Stil errungen wurde, in dem normalerweise die Bayern durch diese englischen Wochen kommen.

Entscheidend gegen Nürnberg war die höhere Qualität bei Schalke. In diesem Fall die von Jefferson Farfan, der nicht von ungefähr in der 77. Minute das Siegtor erzielte. Dem Peruaner eilt ja der Ruf voraus, dass er nur dann groß aufspielt, wenn ihm die Lust danach ist – demzufolge muss es ihm derzeit einen Heidenspaß auf Schalke machen, denn Farfan zählt seit Wochen zu den Besten.

Erst einmal gelang Schalke in der Bundesliga ein besserer Start

Vier Siege in den letzten vier Spielen hat Schalke gesammelt, insgesamt überhaupt nur eine Niederlage (gegen Bayern) in 13 Pflichtspielen erlitten. Eines der Geheimnisse dafür ist der gelassene Umgang damit: „Wir haben immer noch Potenzial, um uns zu verbessern“, verdeutlicht Huntelaar: „Eigentlich haben wir sogar vier Punkte zu wenig.“ Er meint die Punkte, die Schalke bei den 2:2-Unentschieden in Hannover und Düsseldorf liegen ließ. Trotzdem war Schalke in der Bundesliga nur einmal besser als diesmal: In der Saison 1971/72 – damals wurden die Blauen am Ende Vize-Meister.

Was diesmal rauskommt, muss man abwarten – mit den weiterführenden Wünschen ist das ja so eine Sache. Nur der Heiratsantrag, der wird ja wohl sicher angenommen werden. Will man doch hoffen…