London. Bundesligist FC Schalke 04 würde Huub Stevens Stevens gerne länger an den Verein binden. Der Vertrag des Trainers läuft im Juni 2013 aus. Doch die Gespräche wurden vorerst aufgeschoben. Stevens blockt ab, seine Zukünftspläne seien jetzt nicht wichtig. Trotzdem bleibt Sportdirektor Horst Heldt entspannt.
Huub Stevens sitzt im Mediensaal des FC Arsenal in London-Highbury und zeigt sich wieder von seiner sperrigsten Seite. Er hatte noch nie Lust auf diese Pressekonferenzen, befohlen von der UEFA am "Matchday minus one", also am Vorabend der Champions-League-Spiele des FC Schalke 04. Für den 58-Jährigen ist auch dieser Termin im Emirates-Stadion die lästigste aller lästigen Pflichtaufgaben, deren Erfüllung aber vertraglich von ihm verlangt wird. Rund 50 Vertreter der Mediengattungen TV, Radio, Print und Online aus England und aus Deutschland sitzen vor dem Niederländer, der sein Publikum mustert, als wolle er einige lebendig verspeisen. Stevens hat die Borsten hochgestellt. In Dortmund zu gewinnen ist für den Schalke-Trainer eine angenehmere Aufgabe als eine "PK" zu bestreiten.
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Stevens lässt sich nicht in die Karten schauen
Als Profi war ein knochenharter Verteidiger, auch jetzt blockt er alles ab. Ihm wurde wegen solcher Auftritte einmal der Spitzname "Knurrer aus Kerkrade" verpasst, obwohl er aus Sittard kommt. Seine Pläne für die Aufstellung? "Wir werden auch gegen Arsenal mit elf Mann spielen." Vielleicht ist Stevens angefressen, weil der neben ihn sitzende Jermaine Jones als Erster angesprochen wurde und über seine Premier-League-Vergangenheit in Blackburn Auskunft gibt. Stevens umgibt sich zuerst immer mit der Aura der Unnahbarkeit. Wer ihm etwas entlocken will, soll erst seinen Wall der Zurückweisung überwinden. Arsenal-Coach Arsene Wenger, ein echter Gentleman, hat die Medien vorher im gepflegten Talk bedient.
Stevens taut langsam auf. Wer sich auf einen Schlagabtausch mit dem Missgelaunten einlässt, gewinnt seine Achtung. "Genauso, wie Jermaine nicht weiß, ob er spielt, weiß keiner bei uns, ob er spielt", sagt Stevens. Die Torhüter Unnerstall, Hildebrand und Fährmann befänden sich alle auf dem gleichen Niveau, alle könnten spielen. "Es kommt drauf an, wie frisch und fit dat se sind", sagt Stevens. Er gebe diese Infos nicht nach außen, nur etwas Allgemeines: "Als Trainer willste eine frische Mannschaft aufm Platz sehn." Jetzt ist Stevens warm geworden, er lacht, weil er sich freut, wie die Journalisten immer spekulieren müssen, wen er einsetzt. "Dann habt ihr wieder nicht richtig gelegen. Schade für euch", feixt er. Dann gibt er längere Auskünfte, die nicht alle wirklich erhellend sind.
Stevens : "Zukunftspläne sind jetzt nicht wichtig"
Der Charmebolzen genießt jetzt die Situation. Er kann nicht nur einen Kader von 25 Spielern Tag für Tag führen, sondern auch die Medien eine halbe Stunde lang an der Nase herum. Horst Heldt schaut zu, er kennt diese Shows. Der Manager hat den Holländer vor einem Jahr zum zweiten Mal nach einer ersten Amtszeit von 1996 bis 2002 nach Gelsenkirchen gelockt, als Ralf Rangnick wegen eines Burnout-Syndroms abdankte. Es steht außer Zweifel, dass Stevens die Mannschaft besser im Griff hat als jeder Trainer, der es seit seinem Rückzug vor zehn Jahren versucht hat. Das Team spielt meist auch besseren, erfolgreicheren Fußball. Wenn nichts passiert, geht die Zusammenarbeit Stevens/Schalke aber am Saisonende zu Ende.
Wer nach seinen Zukunftsplänen fragt, bekommt von Stevens natürlich eine Abfuhr. "Das ist jetzt nicht wichtig." Beim Nachhaken, dass eine solche Frage auf Schalke wichtig sei, wird er etwas ausführlicher. "Aber nicht für mich. Ich kann und will mich jetzt nicht damit beschäftigen, was nach dieser Saison ist." Das Programm sei zu dicht bis Dezember, um darüber nachzudenken. "Bis jetzt kann ich nur sagen, dass es Spaß macht. Aber ich werde auch nicht jünger", erklärt Stevens. Heldt will gerne mit ihm weitermachen. Die Vertragsverhandlungen mit den Spielern, deren Verträge 2013 auslaufen, hat er auf erste Priorität gesetzt. Lewis Holtby zum Beispiel, auf den englische Klubs ein Auge geworfen haben, stehe vor einem neuen Abschluss, sagt Heldt. Die Fragen nach Stevens Zukunft, gibt der Manager zu, "gehen mir aber auf den Zeiger". Heldt weiß, dass Stevens nicht der geborene Sympathieträger ist, aber zu Schalke wie der Deckel auf den Topf passt.
Heldt: "Es wird irgendwann eine Entscheidung geben"
"Es gibt keine Nervosität, wir sind beide ganz entspannt, es wird irgendwann eine Entscheidung geben", sagt Heldt. Als er Stevens im vorigen Jahr von der Rückkehr überzeugte, redete man einen Tag über Gott, die Welt und den Fußball, über Vertragsinhalte aber nur in aller Kürze. So soll es auch bei einer Verlängerung werden. Vielleicht klappt es ja im Januar oder Februar. Über einen "Plan B" im Fall von Stevens Abgang will sich Heldt keine Gedanken machen: "Ich weiß, dass Schalke ein sehr attraktiver Verein." Er gehe nicht davon aus, eine Stellenanzeige veröffentlichen zu müssen. Wenn Stevens sperrig wird, wird Heldt dafür kämpfen, dass der Charmebolzen bei Schalke bleibt. (dapd)