Dortmund. . Trainer Huub Stevens führte die Königsblauen zum umjubelten 2:1-Derbysieg bei Borussia Dortmund. Stevens hatte nicht nur den richtigen Ton bei seiner Ansprache vor den Profis getroffen, sondern auch ein glückliches Händchen bei der Auswahl seiner ersten Elf bewiesen.

Alle waren stolz, alle hatten das Grinsen festgezurrt. „Man schaut in der Kabine in lauter glückliche Gesichter“, berichtete Schalkes Manager Horst Heldt direkt nach dem 2:1-Sieg im Derby in Dortmund, und er selbst sah dabei auch nicht gerade aus, als sei er unbeschirmt in einen Platzregen geraten. Auch für den Manager war dies natürlich ein ganz besonderer Tag, denn erstmals in seiner Zeit auf Schalke durfte auch er sich Derbysieger nennen. „Wenn man in Klassikern so oft einen auf die Mütze bekommen hat, dann haben die Spieler diesmal das Lob ganz besonders verdient“, sagte er. Es habe nach den Derbys zuvor ja berechtigte Kritik gehagelt, deshalb wärmte dieses Resultat die Seele: „Wir genießen den Augenblick“, betonte Horst Heldt.

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Auch die Spieler versteckten ihre Freude nicht, doch auch im Überschwang der Gefühle ließen sie sich nicht zu leichtsinnigen oder großspurigen Äußerungen hinreißen, sie bevorzugten Vernunft und Bescheidenheit. „Unsere Fans haben jetzt ein halbes Jahr lang mehr zu lachen“, sagte beispielsweise der breit grinsende Lewis Holtby und hielt auch nach dem Spiel den Ball schön flach: „Wir haben auswärts ein Derby bei einem sehr starken Gegner gewonnen, aber wir wollen das nicht zu hoch jubeln. Denn schon am Mittwoch geht es gegen Arsenal, das ist der nächste starke Gegner.“

Schalke-Kapitän Höwedes warnt

Diese Fokussierung auf das Wesentliche, diese Professionalität hatten die Schalker zuvor auch auf dem Dortmunder Rasen nachgewiesen, was in dieser Klarheit nach den Erlebnissen und Ergebnissen der vergangenen Wochen durchaus als Überraschung gewertet werden durfte. Deshalb warnte auch Kapitän Benedikt Höwedes bei all dem berechtigten Jubel: „Natürlich haben wir den Deutschen Meister geschlagen und stehen gut da. Aber wir müssen die Kirche im Dorf lassen.“ Die Schalker wissen, dass sie zuletzt zu instabil waren, um jetzt voreilige Schlüsse aus dieser Klasseleistung ziehen zu können. „Wir sind auf einem guten Weg, aber noch nicht da, wo wir hinwollen“, stellte Trainer Huub Stevens fest.

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Der Niederländer hatte sein Team diesmal nicht nur taktisch gut sortiert, sondern auch an der Ehre gepackt. „Er hat die Mannschaft auch emotional eingestellt“, erzählte Horst Heldt, und die Spieler waren davon offensichtlich begeistert. „Der Trainer hat uns heiß gemacht, weil er weiß, dass dieses Spiel etwas Besonderes ist, gerade für die Spieler, die das noch nicht so kannten“, sagte Revierderby-Neuling Roman Neustädter, und Revierderby-Routinier Benedikt Höwedes klang kaum anders: „Der Trainer war sehr emotional dabei, und spätestens, als wir in den Tunnel gekommen, aufs Feld gelaufen sind und unsere Fans im Rücken gehört haben, war das ein Adrenalin-Kick.“

Stevens hatte aber nicht nur den richtigen Ton bei seiner Ansprache vor den Profis getroffen, sondern auch ein glückliches Händchen bei der Auswahl seiner ersten Elf bewiesen. Er hatte sich für Lars Unnerstall statt für Timo Hildebrand entschieden – der jüngere Torwart enttäuschte den Trainer nicht, sondern behielt auch im größten Trubel die Nerven. Auch der Entschluss, Marco Höger im Team zu lassen, war lohnenswert. Höger hatte gegen Wolfsburg den verletzten Jermaine Jones gut vertreten, deshalb musste sich der erfahrene Mittelfeldrecke diesmal hinten anstellen. „Marco hat gegen Wolfsburg überragend gespielt“, erklärte Horst Heldt, „deshalb gab es keine Notwendigkeit, etwas zu verändern. Marco hat das zurückgezahlt.“

Marco Höger freut sich auf den Besuch beim Bäcker

Der gelobte 23-Jährige freute sich schon darauf, in den nächsten Tagen in Buer als Derbysieger zum Bäcker zu gehen: „Es könnte sein, dass man da jetzt auch mal ein Brötchen mehr in seine Tüte bekommt...“