London. Schalke will den zum Saisonende auslaufenden Vertrag mit Lewis Holtby verlängern. Der Sohn eines Engländers und einer Deutschen hat jedoch nie verheimlicht, dass er mal in der Premier League spielen möchte. In der Champions-League-Partie beim FC Arsenal könnten die Augen auf Holtby gerichtet sein.

England soll ja ein schönes Land sein – wenn man mal was sieht. Als der in Düsseldorf gestartete Flieger mit der Delegation des FC Schalke 04 an Bord am Dienstagmittag in London landete, entsprach der Nebel dem Klischee aus den Edgar-Wallace-Klassikern. Lewis Holtby ist das Wetter wurscht, nichts kann seine Vorfreude trüben. „Ich liebe England“, sagt er. Das Champions-League-Spiel seines FC Schalke 04 an diesem Mittwochabend beim FC Arsenal sei für ihn „wie ein Heimspiel“. Man muss ihn verstehen.

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Er ist der Sohn eines Engländers und einer Deutschen, er trug als Kind bei Länderspielen vor dem Fernseher noch das englische Trikot, doch als Profi entschied er sich längst für Deutschland: Gerade erst hat er die U 21 als Kapitän zur Europameisterschaft geführt. Aber er müsste sich bis über die Schmerzgrenze hinaus verbiegen, wenn er versuchen würde, die persönliche Bedeutung dieser Partie zu leugnen. 20 Karten hat er für Familienmitglieder besorgt. „Sie wohnen in Newcastle, in Birmingham und in Wimbledon“, erzählt er und fügt voller Stolz hinzu: „Und alle kommen jetzt im Stadion zusammen.“ Um ihn zu sehen.

Holby fordert „gleiche Performance“ wie beim Derby-Sieg

Er will ihnen Gründe liefern, damit sie ihn auch bewundern können. Die aktuelle Form des 22-jährigen Mittelfeldregisseurs ist bestechend, der Derbysieg hat sein Selbstbewusstsein potenziert: „Wenn man in Dortmund drei Punkte holt, ist auch bei Arsenal einiges möglich“, meint Lewis Holtby. „Da müssen wir die gleiche Performance abliefern, vielleicht sogar eine bessere. Das Wichtigste sind drei Punkte.“

Es schwärmt also nicht nur der England-Fan, sondern es spricht auch der Profi. Lewis Holtby scheint in dieser Saison einen entscheidenden Entwicklungsschritt zu machen, denn er kombiniert sein Talent mit Willensstärke. „Er ist wissbegierig, er will so schnell wie möglich vorwärts kommen, er ist ja schon vorbereitet in die Vorbereitung gegangen“, lobt Schalkes Manager Horst Heldt. In der Sommerpause hatte Holtby einen Privattrainer engagiert, um an Defiziten zu arbeiten, er fühlt sich einfach besser seitdem. „Jetzt ist mein Kopf frei, wenn ich auf dem Platz stehe“, sagt er.

Weil er nie verheimlicht hat, dass er künftig mal in der Premier League spielen möchte, liegt der Gedanke nicht fern, dass ihm dieses Spiel beim FC Arsenal (Mittwoch, 20.45 Uhr/live im DerWesten-Ticker) die ideale Casting-Showbühne bieten könnte - zumal sein Vertrag auf Schalke zum Saisonende ausläuft. Doch Lewis Holtby bemüht sich darum, diesem Thema jegliche aktuelle Brisanz zu rauben: „Mein Verein ist Schalke 04“, bekräftigt er. „Ich habe zwar gesagt, dass England mein Ziel ist, aber für wen und wann ich mal dort spielen werde, das weiß ich selbst noch nicht.“ Sollte es der FC Liverpool werden, der bereits angeklopft haben soll, wäre Vater Christopher stocksauer: Der ist nämlich glühender Fan des Lokalrivalen FC Everton.

Schalke will den Vertrag mit Lewis Holtby verlängern, die Verhandlungen laufen derzeit. Wie der Stand ist, verrät er nicht. „Ich bin bei den Gesprächen nicht dabei“, sagt er, er will sich nicht ablenken lassen: „Sonst geht die Leistungskurve nach unten.“

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Schalke-Manager Heldt sieht noch „eine kleine Lücke“

Horst Heldt wird deutlicher. „Wir sind in der entscheidenden Phase der Gespräche“, sagt der Manager. „Es gibt nur noch eine kleine Lücke, die hoffentlich bald geschlossen wird. Dass Lewis irgendwann mal nach England wechseln will, ist kein Problem. Ich glaube, dass er weiß, dass ihm die Bundesliga und Schalke in den nächsten Jahren noch gut tun werden. Seinen Traum kann er später immer noch verwirklichen.“

Bis dahin gilt: Volle Konzentration aufs Tagesgeschäft. Am Samstag in Dortmund hat sich Lewis Holtby dermaßen verausgabt, dass er ausgewechselt werden musste: In den letzten Minuten streikte die Wadenmuskulatur. Ein Problem vor diesem Mittwoch? Da lacht Deutsch-Engländer: „Die Krämpfe waren schon heftig“, sagt er, „aber ich könnte jetzt auch ein gebrochenes Bein haben – dieses Spiel in Arsenal würde ich mir nicht entgehen lassen.“