Dortmund. Nach einer Durststrecke von zweieinhalb Jahren hat der FC Schalke 04 erstmals wieder das Revierderby gegen den BVB für sich entschieden. Die Schalker siegten am Samstagnachmittag beim Deutschen Meister mit 2:1 (1:0). Ein Derbysieg ohne Höchstniveau.
Es war das Revierderby. Es war die Partie, die in der Historie in den Fanlagern schon über Lust und Frust in ganzen Spielzeiten entschieden hat. Ganz konkret ging es aber diesmal darum, den Anschluss an die Spitze zu wahren. Die Fortuna stand weder Borussia Dortmund noch dem FC Schalke zur Seite. Düsseldorf verlor gegen die Bayern, die ihr Konto damit auf 24 Zähler aufstockten.
Und der BVB, der Meister von 2011 und von 2012, schwächelte und kassierte die empfindlichste Niederlage der letzten zwei Bundesligarunden. Eine Niederlage, die das Gemüt trifft. Eine Niederlage, die es schwer macht. Zwölf Punkte stehen nach diesem 1:2 (0:1) in der eigenen Arena zu Buche. Schalke triumphiert und bleibt dran am Rekordmeister.
Schalke nutzte Dortmunder Taktikfuchsereien eiskalt zur frühen Führung
Das kann auch auf die prekäre Personalsituation zurückgeführt werden. Auf dem realen Bau mit Stein und Mörtel hätten die Architekten sich ein paar Nächte um die Köpfe schlagen müssen. Wie Huub Stevens, vor allem aber Jürgen Klopp vor dem Spiel der Spiele geschlafen haben, weiß man nicht. Die verletzungsbedingten Eingriffe in die Mannschaftskonstrukte waren allerdings gravierend. Der Schalker Trainer musste erwartungsgemäß auf Julian Draxler und Kyriakos Papadopoulos verzichten.
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Ibrahim Afellay und Joel Matip liefen auf. Jermaine Jones landete dagegen überraschend auf der Bank. Für den strammen Mittelfelddefensiven stand Marco Höger auf dem Feld, das auch Lars Unnerstall betreten dürfte, der Torhüter, von dem kaum einer geglaubt hatte, das er den Job zwischen den Pfosten vermittelt bekommen würde.
Auf Dortmunder Seite war die Umstrukturierung sogar so eindrucksvoll, dass Derby Nummer 141 die Chance hat, im Geschichtsbuch einen Eintrag in dem Kapitel zu bekommen, das Taktikfuchsereien vorbehalten ist. Jakub Blaszczykowski, Mario Götze, Ilkay Gündogan und Marcel Schmelzer mussten auf die Teilnahme am Spektakel in der mit 80.645 Zuschauern gefüllten Arena verzichten. Der BVB-Trainer reagierte mit einer kreativen Lösung. Nicht Chris Löwe tauchte als Ersatz für Linksverteidiger Schmelzer auf, sondern Multifunktionsakteur Kevin Großkreutz.
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Der aber wurde vorgeschoben, so wie sein Pendant Lukasz Piszczek auf der rechten Seite. Sven Bender spielte nicht neben Kapitän Sebastian Kehl in der Mittelfeldzentrale, sondern zwischen den Innenverteidigern. Und in der Dreierkette hinter Solospitze Robert Lewandowski traten an: Ivan Perisic, Moritz Leitner, Marco Reus.
Wurde aber nach 30 Minuten bereits in mancherlei Hinsicht revidiert. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Königsblauen nämlich im schwarzgelben Revier eine Markierung gesetzt. 14 Minuten war die Begegnung alt. Schalke hatte diese 14 Minuten dominiert. Und Afellay, der Niederländer, nutzte eine Gelegenheit von der linken Strafraumseite. Schöne Vorarbeit von unter anderem Roman Neustädter, einem weiteren Neuzugang. Afelay zieht volley ab. Der Ball prallt gegen den Pfosten. Roman Weidenfeller erreicht ihn nicht mehr. 1:0 beim in den vergangenen beiden Spielzeiten so erfolgreichen Nachbarn.
Schalke schockte den BVB nach Wiederanpfiff mit schnellem 2:0
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Nach einer halben Stunde dann erfolgte der nächste Dortmunder Umbau. Bender rückte auf die linke Seite der Verteidigungsreihe, Piszczek, ansonsten links tätig, bewegte sich nach rechts. Großkreutz positionierte sich links vorn, Leitner neben Kehl. Das traditionelle System war wiederhergestellt. Gebracht hat das jedoch wenig. In der 37. Minute spielte Lewandowski den Kollegen Reus an, der in vorderer Reihe lauerte. Reus brachte den Ball Richtung Tor. Unnerstall musste eingreifen. Mehr war nicht in Halbzeit eins, auf beiden Seiten.
Runde zwei aber begann mit einem Coup, der die blauen Hoffnungen auf Funkturmhöhe schraubte. Bereits drei Minuten nach Wiederanpfiff herrschte beim BVB Sortierungskonfusion, die Lewis Holty mit einem wohltemperierten Pass auf Kollege Höger nutzte. Der lief urplötzlich völlig allein gelassen auf Weidenfeller zu und blieb kühl bis ans Herz. 2:0 in Minute 48. Sieben Minuten später allerdings ging schon wieder ein wenig an Höhe verloren. Kurz nachdem Klaas-Jan Huntelaar, der Toptorjäger, eine Topmöglichkeit vergeben hatte. Freistoß von Reus. Kopfball von Lewandowski. Anschlusstreffer der Dortmunder. 1:2.
Noch einmal etwas für das Taktikfuchskapitel. Leonardo Bittencourt wurde für Kehl eingewechselt und strebte in die rechte Offensive, Leitner und Bender spielten nun vor der Abwehr. Und Großkreutz übernahm erst rechts hinten, dann links hinten. Und Julian Schieber kam für Perisic, durfte aber mittig wirken. Auch Stevens reagierte. Auf Müdigkeitserscheinungen bei Jefferson Farfan. Er brachte Tranquillo Barnetta und in der 79. Minute Jones für Höger. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Partie noch immer kein höchstes spielerisches Niveau. Doch es war längst Revierderbyfeuer drin. Ein Feuer, das den Schalkern mehr Spaß bereitete, weil für sie nichts mehr anbrannte.