Dortmund. Jedes Derby zwischen Schalke und Dortmund ist für Überraschungen gut. Diesmal überraschte der FC Schalke mit einem Sieg, der vollauf verdient war. Und BVB-Trainer Klopp überraschte mit einem kleinen Formations-Wirr-Warr. Am Ende sollte jedoch festgehalten werden: Das Revier hat zwei Spitzenklubs.
Vor dem Revierderby wird jedes Mal aufs Neue das Besondere, Ekstatische, Außergewöhnliche dieses Duells beschrieben und herbeigeredet. Das gehört zur Folklore. Auch das 141. Aufeinandertreffen wurde mit dieser Fallhöhe ausgestattet – und selbst, wenn am Ende nur ein – nüchtern betrachtet – bestenfalls durchschnittliches Spiel herauskommt, so hinterlässt dieses Duell doch überaus enthusiastische und zutiefst niedergeschlagene Anhänger. Vor allem, wenn das Ende – gemessen an den Erfahrungen der letzten Jahre - ein doch unerwartetes Ende findet. Das überaus Überraschende an diesem Schalker 2:1-Erfolg in Dortmund war: Der Sieg war vollauf verdient.
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Starke Schalker verdienten sich den Sieg gegen schwache BVB-Elf
Und BVB-Trainer Jürgen Klopp wird sich insgeheim fragen, ob er daran nicht vielleicht selbst ein gewissen Anteil hat. Der Dortmunder Trainer stattete seine Elf nach den Ausfällen von Götze, Blaszczykowski, Schmelzer und Gündogan nicht nur notgedrungen mit neuem Personal aus, sondern verordnete seinem Team zudem noch eine Systemumstellung, versuchte es zu Beginn mit eine Dreierkette in der Abwehr (mit Sven Bender als zentralem Mann), ehe er nach einer halben Stunde sein offenkundiges Missverständnis korrigierte. Diese ungewohnte Grundordnung mag zur Verunsicherung bei den Platzherren beigetragen haben, die gegen die überaus selbstbewussten Gegner keinen rechten Zugriff fanden, unsicher wirkten, förmlich vergaßen, ihr Spiel zu machen.
Doch es würde die Leistung der Gäste unnötig schmälern, wenn man ihr Auftreten allein den zögerlichen Gastgebern anlasten würde. Schalke verdiente sich den Sieg durch eine funktionierende Organisation und Struktur samt einer überaus konzentrierten Defensiv-Leistung, die dem BVB bis auf eine kurze Schwächephase Mitte der zweiten Halbzeit keinerlei Torchancen gestattete.
Schon am Mittwoch werden alle von der Champions League sprechen
Nun rangiert Königsbau in der Tabelle vorerst fünf Zähler vor Schwarzgelb. „Die Nummer eins im Pott sind wir“, sangen die Schalke-Anhänger beseelt. Folkore halt…
Doch anders als in früheren Jahren wird dieses Derby die Debatte nur ein paar Tage prägen. Am Mittwoch schon wartet die Champions League, warten Real Madrid und Arsenal London auf den BVB und den FC Schalke. Und an den Namen dieser Weltklubs kann man ermessen, wie weit es beide Vereine schon geschafft haben. Sie sind deutsche Spitzenklubs – und darauf könnte dann auch das gesamt Revier stolz sein. Auch wenn es schwer fällt – denn die Missgunst untereinander gehört erst recht zur Folklore.