Gelsenkirchen. . Der FC Schalke 04 muss in den kommenden Wochen ausgerechnet den beim 2:2 gegen Montpellier besten Mann ersetzen: Julian Draxler brach sich den linken Unterarm und ist bereits operiert worden. „Das ist sehr bitter für uns“, sagt Manager Horst Heldt.

Als seine Teamkollegen geknickt in die Kabinen schlichen, weil sie unmittelbar vor dem Abpfiff des ersten Champions-League-Heimspiels gegen den französischen Meister Montpellier HSC den Gegentreffer zum deprimierenden 2:2 kassiert hatten, lag der an diesem Abend mit Abstand beste Spieler des FC Schalke 04 schon im Krankenhaus. Julian Draxler musste operiert werden, er hatte einen hohen Preis für seine mutige Spielweise gezahlt. Als er in der 52. Minute in seiner unverwechselbaren Art dynamisch in den Strafraum zog und mehrere Franzosen wie Trainingshütchen stehen ließ, verlor Außenverteidiger Garry Bocaly die Nerven. Er säbelte den jungen Schalker gnadenlos um und wurde dafür mit der Roten Karte bestraft. Den Elfmeter verwandelte Klaas-Jan Huntelaar zum 2:1, für Julian Draxler aber war das Spiel beendet. Er war beim Sturz unglücklich aufgekommen und hatte sich den linken Unterarm direkt am Handgelenk gebrochen. Draxler wurde sofort ausgewechselt, Ibrahim Afellay kam für ihn.

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„Julian ist noch im Krankenhaus, es geht ihm den Umständen entsprechend gut“, berichtete Mannschaftsarzt Thorsten Rarreck am Donnerstag. Bei optimalem Heilungsverlauf rechnet Rarreck mit einer Pause von drei bis vier Wochen.

Julian Draxler blieb nichts anderes als Galgenhumor. „Prost Mahlzeit“, schrieb er bei Facebook. „Spiel nicht gewonnen und Handgelenk gebrochen und ein paar Tage Krankenhausaufenthalt. Was will man mehr...“

Draxler löst Ricken als jüngsten deutschen Torschützen in der Königsklasse ab

Nichts konnte Julian Draxler mehr genießen. Nicht die Tatsache, dass er grandios gespielt hatte, nicht das Sonderlob seines Trainers Huub Stevens, und auch nicht den ganz persönlichen Rekord, den er an diesem Abend aufgestellt hatte. Der Schalker Nationalspieler hat nämlich mit seinem Treffer zum 1:0, als er einen punktgenauen Steilpass von Klaas-Jan Huntelaar aufnahm und unwiderstehlich an Montpelliers Torwart Geoffrey Jourdren vorbeizog, den Dortmunder Lars Ricken als jüngsten deutschen Torschützen in der Champions League abgelöst. Draxler ist 19 Jahre und 13 Tage jung, Ricken war zu seiner Zeit 19 Jahre und 100 Tage „alt“.

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Dass Julian Draxler nun eine Zeit lang fehlen wird, trifft nicht nur ihn persönlich hart. In dieser Form nämlich wird Schalke ihn schwer vermissen. Es war ja ungemein erfreulich, wie Draxler darauf reagiert hatte, dass er nach einer bescheidenen Vorstellung gegen die Bayern in den folgenden beiden Partien gegen Mainz und in Düsseldorf nur auf der Bank gesessen hatte. Das will Huub Stevens sehen: dass ein Spieler seine Verärgerung in positive Energie umwandelt. Von der ersten Minute an war gegen Montpellier zu erkennen, dass sich Julian Draxler beweisen wollte. Alle sollten sehen, dass er in dieses Team gehört. Er schoss, wann immer es möglich war, auch aus der Ferne. Er dribbelte geschickt, er verteilte die Bälle klug. Sein außergewöhnliches Talent ist seit langem bekannt. Wenn er es so einsetzt, ist es für Schalke optimal.

Afellay und Barnetta stehen als Alternativen parat

Nun haben die Königsblauen genau für einen solchen Fall in dieser Saison ja vorgesorgt. Die Neuzugänge Ibrahim Afellay und Tranquillo Barnetta stehen auf der linken Offensivseite als Alternativen parat. Doch genau da liegt das aktuelle Problem. Diese beiden, der von Bayer Leverkusen gekommene Schweizer und der vom FC Barcelona geliehene Niederländer, sind von ihrer Bestform noch weit entfernt. Und das kann man ihnen nicht vorwerfen, denn es ist erklärbar: Beide hatten in der vergangenen Saison wegen Verletzungen monatelang nicht spielen können. So wie Manager Horst Heldt dachten deshalb alle Schalker über Julian Draxlers Verletzung: „Das ist sehr bitter für uns.“