Gelsenkirchen. Vor dem Spiel waren die Hoffnungen groß, nach dem Spiel war die Ernüchterung noch größer: Schalke hatte beim Bundesliga-Spitzenspiel gegen Bayern München wieder keine Chance und verlor vollauf verdient mit 0:2. Toni Kroos (55.) und Thomas Müller (58.) sorgten mit einem Doppelschlag für die Entscheidung, als die Bayern nach der Pause ernst machten.
Die Schalker ließen früh die Köpfe hängen: Eigentlich wollten sie zeigen, dass sie in dieser Saison näher an den Rekordmeister herangerückt sind als im Vorjahr (zwei 0:2-Niederlagen), doch dann war auch diesmal wieder vorzeitig die Luft raus. Während die Bayern ihren vierten Sieg im vierten Bundesliga-Spiel feierten, kassierte Schalke die erste Niederlage. Eigentlich fanden die Blauen nur in der Viertelstunde vor der Pause zu ihrem Spiel – die zweite Halbzeit war eine große Enttäuschung.
Als Schiedsrichter Knut Kircher die erste Halbzeit abpfiff, gab es von den Zuschauern noch ehrlichen Applaus: Die Schalker hatten gerade ihren Rhythmus gefunden und in einer starken Phase vor der Pause die Bayern unter Druck gesetzt – der Halbzeitpfiff kam nicht eben zum besten Zeitpunkt für die Königsblauen. In diese Phase fiel auch die größte Chance der ersten Halbzeit: Nach einer Kombination über Draxler und Huntelaar kam Jefferson Farfan in halbrechter Position zum Schuss, doch Manuel Neuer konnte den Ball mit einer starken Parade über die Latte lenken (39.).
Manuel Neuer, der Ur- und Ex-Schalker, auf den ohnehin wieder die meisten Augenpaare gerichtet waren. Um 14.46 Uhr betrat Neuer zum Warmmachen den Rasen, und bekam den erwarteten Empfang mit Sprechchören und Transparenten, die nicht freundlich gemeint waren. Ohrenbetäubend waren die Pfiffe zum Anpfiff der ersten Halbzeit, als Neuer vor die Nordkurve musste. Von dort kamen auch die Pfiffe während des Spiels bei jedem Ballkontakt von Neuer. Doch insgesamt war die Temperatur längst nicht mehr so heiß wie vor einem Jahr. Schalke-Chef Clemens Tönnies hatte recht gehabt mit seiner Erwartung, dass sich die Emotionen mit der Zeit etwas beruhigt hätten.
Schalke mit dem ersten Torschuss durch Farfan
Das Spiel war zunächst von gegenseitigem Respekt geprägt. Schalke, mit Draxler anstelle von Barnetta in der Start-Elf, gab nach sechs Minuten den ersten Torschuss durch Farfan ab, aber danach übernahmen die Bayern erst einmal die Spielkontrolle. Schalke war zu ängstlich und sah sich in die Defensive gedrängt – Torwart Lars Unnerstall beendete aber die erste Drangperiode der Bayern durch sein Herauslaufen gegen Toni Kroos (9.). Ihre beste Chance in der ersten Halbzeit hatten die Gäste in der 25. Minute: Nach einer Linksflanke von Toni Kroos kam Mario Mandzukic am zweiten Pfosten zum Kopfball, konnte die Kugel aber nicht drücken. Mandzukic stürmte bei den Bayern wieder von Beginn an für Pizarro, ebenso kamen Müller und Gustavo wieder für den verletzten Ribery sowie für 40-Millionen-Mann Martinez in die Elf.
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Bundestrainer Joachim Löw hatte es jedenfalls gefallen. In der Halbzeitpause lobte er bei Sky die „taktische Disziplin beider Teams“: „Beide Mannschaften stehen in der Defensive sehr gut.“ Für die zweite Halbzeit erwartete der Bundestrainer, dass die Bayern „das Tempo erhöhen und auf eine Entscheidung drängen werden.“
Erst vergab Draxler, dann kam der Münchner Doppelschlag
Und so kam es dann auch – der Bundestrainer kennt seine Pappenheimer offenbar gut. Zwar vergab Julian Draxler in der 50. Minute noch eine Konterchance für Schalke, aber dann schlugen die Bayern mit einem Doppelschlag eiskalt zu. Tor Nummer eins fiel in der 55. Minute: Nach einem Ballverlust von Jones im Mittelfeld steckte Müller das Spielgerät auf Toni Kroos durch und der traf frei vor Unnerstall zum 0:1. Und die Schalker hatten gar keine Zeit, um sich davon zu erholen, da wurden sie von Thomas Müller ein zweites Mal düpiert: Der Nationalspieler setzte sich in der rechten Strafraumecke gegen gleich drei Schalker (Fuchs, Matip, Draxler) durch und spitzelte den Ball an Unnerstall vorbei zum 0:2 ins lange Eck (58.). Die gleiche Prozedur wie im letzten Jahr: Als die Bayern ernst machten, hatte Schalke das Nachsehen.
Trainer Huub Stevens reagierte – er musste reagieren, um noch einmal neue Hoffnung zu wecken. Er brachte in der 62. Minute Barnetta und Afellay für Holtby und Draxler: Nominell ein Doppel-Wechsel auf hohem Niveau, aber er konnte sein Team damit nicht mehr ins Spiel zurückholen. Die Bayern spielten die Sache cool herunter, sie hatten durch Müller, Robben und den eingewechselten Martinez noch weitere Chancen zu einem höheren Sieg. Schalke wehrte sich nur noch halbherzig – und beim letzten gefährlichen Torschuss von Farfan war wieder Neuer die Endstation.