Gelsenkirchen. Am Donnerstag gastiert in der Europa League Athletic Bilbao im Viertelfinale beim FC Schalke 04. Im Gespräch mit DerWesten erklärt Schalkes Innenverteidiger Joel Matip, wer auf Schalke der Boss ist und warum für das Bilbao-Spiel die Eurofighter von 1997 als Vorbild dienen sollten.

Er ist erst 20 Jahre jung, erlebte bereits in der Champions League unvergessliche Momente und setzte sich in der Innenverteidigung des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 gegen arrivierte Spieler durch: Joel Matip steht auch am heutigen Donnerstag im Fokus, wenn die Königsblauen im Viertelfinal-Hinspiel der Europa League Athletic Bilbao (21.05 Uhr / live Sat1 und im DerWesten-Ticker) empfangen

Herr Matip, der FC Schalke 04 gewann mit dem Uefa-Cup, dem Vorgänger der Europa League, den bislang letzten internationalen Titel 1997 …

Joel Matip: (lacht) Da war ich noch relativ klein, sechs Jahre alt. Oder fünf? Also ganz bewusst habe ich die Spiele damals nicht mitbekommen. Erst im Nachhinein habe ich mich natürlich bis ins Detail informiert.

Also ist Ihnen das Erfolgsgeheimnis für den Siegeszug der so genannten Eurofighter bis in das Endspiel bekannt?

Matip: (grinst) Welches genau?

In Heimspielen blieb die Mannschaft stets ohne Gegentreffer.

Matip: Ach ja. Als Abwehrspieler freue ich mich auch immer, wenn die Null steht. Wir sollten uns so gesehen ab jetzt ein Beispiel an den Eurofightern nehmen. Es hat einmal geklappt, warum nicht ein zweites Mal?

Wäre es nicht auch an der Zeit, den alten neue Eurofighter zur Seite zu stellen?

Matip: Natürlich ist es ein großer Traum, die Europa League zu gewinnen. Wer möchte das nicht?

Am Donnerstag gastiert im Viertelfinal-Hinspiel Athletic Bilbao in Gelsenkirchen. Die Null muss stehen – hat Ihr Trainer Huub Stevens bereits 1997 gesagt. Wiederholt er sich 15 Jahre später?

Matip: Wir sollten auf Schalke mit dem Anspruch antreten zu gewinnen – nach Möglichkeit zu null. Denn es hilft in einem internationalen Wettbewerb ja doch, wenn der Gegner kein Auswärtstor erzielt.

Raul, Jose-Manuel Jurado oder Raul: Welcher spanische Mannschaftskollegen gibt die meisten Tipps zu Bilbao?

Matip: Raul hat bereits zu einigen Spielern etwas erzählt. Aber wir werden uns vor dem Spiel noch mal genau mit der Mannschaft beschäftigen, damit wir top vorbereitet sind.

Wie Angst einflößend ist Bilbaos Achtelfinal-Triumph über Manchester United, gegen das Schalke in der vergangenen Saison im Halbfinale der Champions League chancenlos ausschied?

Matip: Respekt habe ich vor jeder Mannschaft. Das gehört einfach dazu. Aber Angst werden wir keine haben. Wir glauben an unsere eigenen Stärken und daran, dass wir als Sieger vom Platz gehen werden.

Apropos eigene Stärken. Heimspiele ohne Gegentor gehörten bislang nicht dazu, oder?

Matip: (schmunzelt) Die sind eher rar, das muss ich leider zugeben. Aber das Wichtigste ist sowieso, dass wir gewinnen.

Wieso steht die Null nicht?

Matip: Wir lernen noch dazu und versuchen, uns immer zu verbessern. Woran es genau liegt, kann ich so nicht sagen. Der eine oder andere Ball rutscht halt rein. Aber darüber ärgern wir uns selbst sehr. Immerhin: Am vergangenen Samstag gegen Bayer Leverkusen hat es ja schon mal geklappt mit der Null.

Sie spielen in der Innenverteidigung neben Kyriakos Papadopoulos. Ein 20- neben einem 19-Jährigen – liegt es daran?

Matip: Nein, das Zusammenspiel mit Papadopoulos ist super. Papa ist als Typ und als Verteidiger fantastisch. Ich staune jedes Mal über ihn, aber ich spiele super gerne mit ihm zusammen.

Lewis Holtby erzählte mal: Wenn Papadopoulos einen Ball klären will, rufe er „Papa“ und dann müsse man zur Seite gehen, weil es sonst schmerzhaft werden könnte. Wie sprechen Sie sich mit ihm ab?

Matip: (lacht) Ich weiß gar nicht, ob er immer Papa ruft. Er ruft es wahrscheinlich nicht jedes Mal, aber ich erkenne seine Stimme und weiß, wann ich zurückgehen muss – um ihn abzusichern.

Sind Sie als der Ältere der Abwehrboss?

Matip: Wir versuchen uns gegenseitig zu helfen. Außerdem bekommen wir auch von den Außenpositionen Tipps. Der Fuchser (Christian Fuchs, d. Red.) hilft ebenso, uns anzuweisen oder zu stellen.

Und im defensiven Mittelfeld schirmt Jermaine Jones ab.

Matip: So wie Jermaine spielt, kann ihn vor der Viererkette fast niemand ersetzen. Wie viele Angriffe er abwehrt, das ist immens. Wie er uns unterstützt, das ist sehr beeindruckend.

Während speziell Jones auch mal lautstark Kritik oder Lob äußert, treten Sie eher ruhig auf. Oder täuscht der Eindruck?

Matip: Eine gewisse Ruhe ist auch nicht schlecht. Im Spiel ist es jedoch nicht immer hilfreich, wenn man ganz ruhig ist. Die richtige Mischung sollte es sein.

Joel Matip über die Uefa-Verhandlung in Nyon und die Folgen 

Zuletzt tauchte Ihr Name durch die Entscheidung der Uefa. Sie trotz einer Roten Karte in Enschede nicht zu sperren, ziemlich häufig in den Medien auf. Ein komisches Gefühl für einen zurückhaltenden Typ wie Sie?

Matip: Das lässt mich eigentlich alles relativ kalt. Klar lese ich meinen Namen öfter in der Presse, aber ich bin einfach froh über die Entscheidung, die getroffen wurde, und dass ich wieder spielen kann.

Sie reisten zur Verhandlung nach Nyon. Mit welchen Eindrücken kehrten Sie zurück?

Matip: Das war schon beeindruckend. Aber der Richter und das gesamte Komitee waren extrem freundlich. Die Verhandlung ist aber auch relativ früh in eine Paragraphen-Diskussion abgeglitten.

Trotzdem sind Sie vernommen worden, oder?

Matip: Es gab eine kurze Befragung verschiedener Personen und zu denen gehörte ich. Ich war noch nie bei einer Gerichtsverhandlung, deshalb war alles neu. Und auch wenn das Ergebnis schön war: Ich brauche so etwas nicht noch einmal.

Sie werden nun aber jedes Mal daran erinnert, wenn es zu Unrecht eine Rote Karte gab oder bei anderen strittigen Tatsachenentscheidungen. Siehe Podolski, siehe Rolfes. Ist das nicht belastend?

Matip: Ich bin froh, dass ich spielen kann. Was mit den anderen ist, dazu kann ich wenig sagen … (Matip hebt die Schultern und grinst)

Seit dem vergangenen Spieltag ist der FC Schalke wieder Dritter und wäre direkt für die Champions League qualifiziert. Oder geht der Blick sogar weiter nach oben?

Matip: Erstmal schauen wir nur auf den dritten und vierten Platz. Damit sind wir bislang ganz gut gefahren.

Also heißt das Ziel: In dieser Saison die Europa League gewinnen und nächstes Jahr wieder Champions League spielen?

Matip: Wir hatten ja schon im vergangenen Jahr das Vergnügen, in der Champions League zu spielen, und sind sehr weit gekommen. Das waren Erlebnisse, da will man als Fußballer wieder hin.

Viel Glück dabei und herzlichen Dank für das Gespräch.

Matip: Gerne. Das war’s?

Oder sollen wir noch darüber sprechen, wie wichtig die Vertragsverlängerung mit Klaas-Jan Huntelaar oder Raul für Schalke wäre?

Matip: Darüber weiß ich ohnehin nicht mehr als zu lesen ist.

Und Sie haben Ihren Vertrag ja bereits verlängert.

Matip: Ich weiß eben, was ich an Schalke habe.