Gelsenkirchen. . Der FC Schalke 04 steht nach dem 2:0 gegen Bayer Leverkusen auf dem ersehnten direkten Champions-League-Startplatz. Nicht nur für Torjäger Klaas-Jan Huntelaar ist das ganz wichtig. Huntelaar erzielte beide Tore und er genießt es, auf Schalke umschwärmt zu werden.
Wenn du ermessen willst, wie gut der Sieger tatsächlich war, dann musst du dir den Verlierer anhören. Schalke 04 hat Bayer Leverkusen mit 2:0 bezwungen, das reine Resultat aber sagt wenig aus über den Schaden, den es bei dem Unterlegenen angerichtet hat. „Meine Mannschaft ist ziemlich am Ende“, gab Bayer-Trainer Robin Dutt entnervt zu, „sie hat die Energie einfach nicht, sie ist nicht frisch.“ Schalke war über Leverkusen hinweggerauscht; stand hinten stabil, zog ein beeindruckendes Tempospiel auf und leistete sich lediglich den Luxus, mit vielen guten Chancen zu großzügig umgegangen zu sein. Nach Gladbachs Ausrutscher bauten sich die Schalker breitschultrig auf Platz drei auf, von dem sie sich nicht mehr verdrängen lassen wollen. Endstation Sehnsucht: Als Dritter wäre Schalke am Saisonende direkt für die Champions League qualifiziert und hätte bei allen Vertragsverhandlungen ein Trumpf-Ass auf der Hand. Vor allem bei denen mit Klaas-Jan Huntelaar.
Schalke-Fans stellen sich vermutlich lieber eine Zahnwurzelbehandlung ohne Betäubung vor als den möglichen Verlust ihres Top-Torjägers im Sommer. Am Samstag entschied er das Spiel mit zwei perfekt gesteuerten Kopfbällen. In der 18. Minute veredelte er eine Linksflanke von Christian Fuchs, in der 86. schickte er Leverkusen nach einer Rechtsflanke von Jefferson Farfan endgültig auf die Bretter. Der Holländer profitierte dabei zwar auch davon, dass die Abwehrspieler sein zielstrebiges Handeln aus respektvoller Distanz beobachteten, doch er wäre in dieser Saison bei der Torjagd wohl auch dann nicht zu hindern, wenn ihm eine Augenbinde und eine Bleiweste umgelegt würden.
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Der 28-Jährige besitzt zwar noch einen Vertrag bis 2013 und sagt, dass er allein deshalb wohl auch in der nächsten Saison „noch da sein sollte“, aber was heißt das schon, wenn ihm eine Klausel den Ausstieg bei einer Ablösezahlung in Höhe von 20 Millionen Euro ermöglicht. Fakt ist: Huntelaar genießt es, auf Schalke umschwärmt zu werden, er sagt, er fühle sich hier „superwohl“, und er liebt die Nähe zur Heimat. Aber er ist auch ein Vollprofi, um den sich internationale Top-Klubs reißen müssten; einer, der mit seinen Qualitäten definitiv in die Königsklasse gehört. „Der dritte Platz ist wichtig“, meint Huntelaar vielsagend. „Natürlich will er lieber in der Champions League spielen, keine Frage“, bestätigt Schalkes Manager Horst Heldt, der die Leistungen des Stürmers durch zusätzliche Einnahmen leichter belohnen könnte. Heldt will sich aber nicht verrückt machen lassen, er fürchtet Vergleiche nicht. „Wir haben auch einiges zu bieten“, meint er und erwähnt den „Wohlfühlfaktor“. Nicht jeden ziehe es des Geldes wegen nach Russland oder China, „nach Anschi oder Unschi“.
Farfan in Topform
Ob Heldt dabei an Jefferson Farfan gedacht hat? Schalkes launischer Rechtsaußen ist gerade wieder bestens aufgelegt, Leverkusens Verteidiger hätten ihn auch mit einem Moped nicht eingeholt. Bringt er diese Form, ist es eben doch schade für Schalke, ihn am Saisonende nach Ablauf des Vertrages ablösefrei ziehen lassen zu müssen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies berichtete zwar am Sonntag im Sport-1-Doppelpass, dass es noch Gespräche geben werde, die Schalker versprechen sich aber wohl nicht mehr viel davon. Die Zeichen stehen bei Farfan auf Abschied.
Und bei Raúl? Da geht es in Kürze in die nächste Verhandlungsrunde. Tönnies bekräftigte, dass Schalke den 34-Jährigen nur noch für eine Saison halten will. Dass Raúl finanzielle Abstriche machen müsste, ist ebenfalls kein Geheimnis. Champions-League-Teilnahme plus Wohlfühlfaktor – das könnte auch für ihn die entscheidende Formel sein.