Enschede/Gelsenkirchen. . Die Abrechnung des Schalke-Managers mit Schiedsrichtern und Uefa-Offiziellen nach der 0:1-Niederlage in Enschede hallt kräftig nach.

In diesen düsteren Zeiten, in denen sich der FC Schalke 04 entweder selbst schlägt oder von bösen Mächten bezwungen wird, gibt es doch tatsächlich auch noch Lichtsignale der Hoffnung. Die von Verletzungen ausgebremsten Klaas-Jan Huntelaar und Christoph Metzelder konnten am Freitagvormittag wieder trainieren, der Torjäger und der Abwehr-Routinier werden am Sonntag im Heimspiel gegen den Hamburger SV dringend benötigt. Dass Jefferson Farfan fehlte, der sich am Tag zuvor beim Training mit der zweiten Mannschaft am Fuß verletzt haben soll, ist hingegen ein weniger gutes Zeichen.

Bissige Kritik

Aber was ist das alles im Vergleich zu den Ereignissen von Enschede? 0:1 im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League verloren, zu Unrecht mit einem spielentscheidenden Elfmeter und einem Platzverweis für Joel Matip bestraft: schwerwiegende Gründe für Empörung und Verbitterung. Horst Heldt hielt seinen Frust nicht unter Verschluss, seine gepfefferte Kritik an den Schiedsrichtern und den Uefa-Delegierten hallt nach.

Die bissige und beleidigende Abrechnung des Schalker Managers hatte allerdings nicht den Charakter einer Wutrede. Eine Wutrede war das herausgebrüllte Deutschgestammel von Giovanni Trapattoni, der sich als Bayern-Trainer über seine lustlosen Spieler aufregte. Eine Wutrede war auch die spontane Explosion von Rudi Völler, der sich als Teamchef der Nationalmannschaft im Fernsehen schützend vor seine Stars warf und dafür das ARD-Dreigestirn Netzer/Delling/Hartmann attackierte.

Offenbar keine Strafe

Horst Heldt dagegen zürnte zwar im Geiste von Trap und Rudi, äußerlich aber wirkte er total gefasst. Er hatte es sich gut überlegt, seinen Ärger öffentlich loszuwerden. Er nahm die deutschen Journalisten mit in die Interviewzone, als im Presseraum gerade Enschedes Trainer Steve McClaren zu reden begann, den er nicht stören wollte. Heldt krakeelte nicht, Heldt gestikulierte nicht. Heldt stand einfach nur da und feuerte einen Giftpfeil nach dem anderen ab.

Pappnasen. Heinis. Amateure. Kam ihm ein weiterer abwertender Begriff in den Sinn, streute er ihn genüsslich ein. Schließlich habe jeder gesehen, dass sich Enschedes Stürmer de Jong selbst in die Hacken getreten habe, nur eben nicht das inklusive Torrichtern sechsköpfige Schiedsrichtergespann um den Schotten Craig Thomson.

Als jemand Horst Heldt darauf aufmerksam machte, dass seine Analyse der anderen Art teuer werden könnte, grinste der Manager nur kurz. Und sagte dann klaren Kopfes: „Das ist mir egal.“ Ein offizieller Uefa-Abgesandter hatte ihn vorher brüsk abgewiesen, gerade darum provozierte Heldt unerschrocken weiter. „Der Oberwitz beginnt damit, dass wir eine Stunde und 15 Minuten vor Anpfiff im Stadion sein müssen. Da steht dann einer mit einer geeichten Funkuhr und passt auf. Und wenn du eine Sekunde zu spät kommst, brummen sie dir eine saftige Geldstrafe auf. Damit beschäftigen die sich. Ich habe schon gesagt: Nächste Woche kommen wir wieder zu spät!“

Heldt wäre sicher nicht überrascht, wenn ihn die Uefa in üblicher Manier finanziell abstrafen würde. Möglich ist aber auch, dass diesmal nichts passiert. „Die Schiedsrichter und die Uefa-Delegierten haben in ihren Berichten nichts vermerkt, es gibt deshalb auch keine Ermittlungen der Disziplinarkommission“, sagte ein Uefa-Sprecher. Nur Joel Matip wird wohl trotz des Einspruchs seines Klubs um eine Sperre für das Rückspiel am Donnerstag nicht herumkommen. Denn die folgt einem Platzverweis automatisch.