Gelsenkirchen. Schalkes ganze Konzentration gilt dem Hamburger SV. S04-Trainer Huub Stevens erwartet für beide Mannschaften ein richtungweisendes Spiel am Sonntagabend: „Die müssen punkten, um da unten wegzukommen, und wir müssen gewinnen, wenn wir da oben noch mitreden wollen.“

Am Tag danach schien über Schalke wieder die Sonne. Ganz allmählich verzieht sich bei den Verantwortlichen auch der Groll über die Umstände der 0:1-Hinspielniederlage in der Europa League bei Twente Enschede. Der dicht gedrängte Terminkalender im März verhindert auch ein langes Nachkarten, wenn man sich gleich wieder auf die kommende Aufgabe konzentrieren muss.

Nur Manager Horst Heldt wird in den nächsten Tagen ein wenig sorgenvoll sein Brieffach kontrollieren müssen, sein Ausspruch der „Pappnasen“ in Richtung Unparteiische wird sicherlich einen Briefwechsel mit der Uefa mit teurem Inhalt nach sich ziehen. Im Vergleich zu seinem Sportdirektor äußerte sich Trainer Huub Stevens am Tag danach ausgesprochen milde, vielleicht wollte er den Preis nicht unnötig in die Höhe treiben: „Ob er seine Worte schon bereut hat, das müssen sie ihn selbst fragen. Meine Meinung ist, da könnten fünf oder sechs Schiedsrichter am Rand stehen und die Szene beobachten. Ob die das dann besser sehen? Ich weiß es nicht. Der Linienrichter hatte doch bei dieser fraglichen Szene freie Sicht“, so das abschließende Urteil des Trainers.

„Auch die Fans eine große Rolle“

Ganz allgemein seien es schwierige Tage für den Klub, für alle Beteiligten: „Wir müssen, wo so vieles momentan gegen uns ist, ganz einfach noch mehr zusammenrücken, und da spielen auch die Fans eine große Rolle“, hofft Stevens bei der Bundesligapartie am Sonntag (17.30 Uhr/live im DerWesten-Ticker) gegen den Hamburger SV auf die entsprechende Unterstützung von den Rängen.

Ganz gewiefte Beobachter der Vorfälle von Enschede glauben indes, dass der emotionale Ausbruch des Managers, der ansonsten für seine besonnenen Kommentare auch kurz nach dem Spiel bekannt ist, kühl kalkuliert war und als Blendfeuer von den teils bescheidenen Schalker Angriffsbemühungen ablenken wollte. Was Huub Stevens ganz entschieden widersprach: „Ich finde, wir haben eine gute Leistung gebracht, ihr seht immer nur die Aktionen bei Ballbesitz. Wir haben gegen einen guten Gegner gespielt, der sich nach vorne keinen Rat wusste.“

Nun aber gilt die ganze Konzentration dem HSV, einem Gegner, der die Punkte genauso dringend benötige wie die Königsblauen: „Die müssen auch punkten, um da unten wegzukommen, und wir müssen gewinnen, wenn wir da oben noch mitreden wollen“, erwartet der Schalke-Coach für beide Mannschaften ein richtungweisendes Spiel.

Und eins, das auf Gastgeberseite wieder von erheblichen Umstellungen in der Stammelf geprägt ist. Kyriakos Papadopoulos, der den Laden in der Abwehr am Donnerstag noch zusammenhielt, sitzt seine Gelb-Rot-Sperre ab. Da war es gut, dass es beim Freitagtraining zwei Lichtblicke gab: Klaas-Jan Huntelaar, der in Enschede nach seiner Gehirnerschütterung noch geschont wurde, netzte in der einstündigen Übungseinheit schon wieder fleißig ein. Und auch Christoph Metzelder konnte erstmals nach seinem Muskelfaserriss in den Adduktoren, erlitten beim Auswärtsspiel in München, wieder flott mittrainieren. Während sich Huntelaar verhalten optimistisch äußerte („es geht schon besser“), gibt sich der Trainer noch skeptisch: „Wir müssen abwarten, wie nun die Reaktion nach der Belastung ist. Über einen Einsatz werden wir erst Samstag zusammen mit der medizinischen Abteilung entscheiden.“

Die Partie gegen den HSV wird für Schalke ein Charakterspiel

Dagegen wurde Jefferson Farfán auf dem Trainingsplatz wieder nicht gesichtet. Der Peruaner, der unter der Woche heftige Kritik am Verein übte, soll nun verletzt sein. „Eine Fußprellung“, wie Stevens kurz und knapp mitteilte.

Hamburgs Farfán heißt übrigens Mladen Petric. Nachdem der Kroate ein Vertragsangebot des HSV verstreichen ließ, setzte bei ihm ein rapider Formverlust ein. So wird das Duell am Sonntag vielleicht auch ein Charakterspiel.