Köln. Die Spieler lagen sich in den Armen, die Fans feierten Karneval auf Schalker Art: Mit einem 4:1-Erfolg beim 1. FC Köln hat Schalke im Spitzenkampf der Bundesliga ein bärenstarkes Ausrufezeichen gesetzt.
Nein, das konnte man beim besten Willen so niemals erwarten: Ohne sechs Spieler, darunter auch den verletzten Raúl, drehte Schalke beim 1. FC Köln einen 0:1-Rückstand (Podolski, 4.) in der zweiten Halbzeit zu einem triumphalen 4:1-Auswärtssieg. Raúl-Ersatz Ciprian Marica erzielte in der 60. und 72. Minute die ersten beiden Tore, Klaas-Jan Huntelaar erhöhte per Foulelfmeter auf 3:1 (78.) und Marco Höger setzte mit dem 4:1 in der 83. Minute den Schlusspunkt. Das war eine echte Kampfansage an die Bayern und den BVB. Mit Schalke ist wirklich zu rechnen.
Zur Pause lag Schalke mit 0:1 zurück – und allein schon die Entstehung dieses Tores war eine Geschichte für sich. Es fing an bei Torwart Lars Unnerstall, dem in der vierten Minute ein flacher Abstoß völlig misslang und der seine Mannschaft damit in frühe Konfusion stürzte. Beim folgenden Eckball rettete Uchida noch vor Jajalo, doch die Ordnung im Spiel war dahin. Noch in der gleichen Minute verlor Marco Höger im Mittelfeld erneut den Ball, Lukas Podolski stürmte gegen die sich in der Vorwärtsbewegung befindlichen Gäste in Richtung Tor und traf aus gut und gerne 20 Metern zur Kölner 1:0-Führung. Man durfte sich aber schon fragen, warum Podolski so frei und ungestört durch die Mitte spazieren konnte und von den Schalker Innenverteidigern Chhristoph Metzelder und Kyriakos Papadopoulos nicht konsequent angegriffen wurde.
Schalke fand erst nach einer Viertelstunde zu Sicherheit
Schalke hatte die ominösen zehn Minuten der Unkonzentriertheit, die Huub Stevens zuletzt immer wieder beklagt hatte, diesmal schon ganz an den Beginn des Spiels gepackt. Erst nach einer Viertelstunde fanden die Blauen zu mehr Sicherheit im Spielaufbau und übernahmen die Ballkontrolle. Doch was den Gästen in der ersten Halbzeit noch abging, war der Zug zum Tor. Nur zwei Standardsituationen von Christian Fuchs (16., 19.) sorgten für einen Hauch von Gefahr, aus dem Spiel heraus tat sich dagegen fast nichts – vor allem die Flanken von außen (Uchida, Fuchs) waren viel zu harmlos geschlagen.
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Schalke spielte den Kölnern so in die Karten. Der FC zog sich nach der Führung zurück, hatte in der Abwehr zunächst wenig Mühe und wartete seinerseits auf Kontergelegenheiten. Und die Gefahr bei der Chance von Lukas Podolski, der in der 42. Minute aus zwölf Metern übers Tor schoss, war größer als alles das, was Schalke vorher insgesamt zustande gebracht hatte.
Huub Stevens reagierte in der Pause. Für den enorm schwachen Uchida zog er Höger auf die Position des Rechtsverteidigers zurück und brachte Jose-Manuel Jurado neu im Mittelfeld. Jurado war trotz des Fehlens von Raúl zunächst draußen geblieben, weil Ciprian Marica den Vorzug als zweiter Stürmer bekam. Insgesamt musste Schalke auf sechs Spieler verzichten (Raúl, Holtby, Jones, Höwedes, Baumjohann und Farfan). Auch das erklärt, warum anfangs nicht ein Rädchen ins andere griff. Aber kämpferisch zeigte die Mannschaft, dass sie in dieses Spiel unbedingt zurückfinden wollte.
Marica brachte Schalke auf die Siegerstraße
Und nach genau einer Stunde wurden diese Bemühungen dann auch belohnt: Ausgerechnet Raúl-Ersatz Marica traf mit einem Kopfball zum inzwischen verdienten 1:1-Ausgleich. Hervorzuheben aber auch die richtig starke Flanke von Christian Fuchs in den Fünfmeter-Raum, wo Marica mit dem Kopf zur Stelle war.
Das Spiel gewann jetzt an Klasse, auch die Kölner wandten sich nun wieder eigenen Angriffsbemühungen zu und scheiterten durch Riether (66.) und Podolski (69.) zweimal an Unnerstall. Schalke hatte aber Oberwasser, weil Jurado sich gut einfügte, Draxler auftaute und Obasi insgesamt ein gutes Spiel machte. Überragend war aber im Mittelfeld Joel Matip, der eine enorme Präsenz hatte und Turm in der Schlacht war.
Und so fuhr Schalke das Spiel in der zweiten Halbzeit im Stile einer Klassemannschaft nach Hause. In der 72. Minute brachte Marica mit seinem zweiten Treffer die Blauen auf die Siegerstraße: Nach einem Kopfball von Huntelaar gegen den Pfosten staubte Marica zum 2:1 für Schalke ab. Und sechs Minuten später machte Klaas-Jan Huntelaar höchstpersönlich den Sack zu: Der Holländer verwandelte einen Foulelfmeter (Brecko an Draxler) zum 3:1 für Schalke. Brecko sah für das Foul sogar die Rote Karte, und Marco Höger schraubte das Ergebnis in der 83. Minute sogar auf 4:1.