Gelsenkirchen. Ciprian Marica ist wieder da! Der auf Schalke fast schon vergessene Rumäne traf beim königsblauen 4:1-Erfolg in Köln gleich zweimal. Doch ausgerechnet bei der großen Party mit den Fans nach dem Spiel konnte Marica nicht mitfeiern.

Ausgerechnet den schönsten Teil des Abends verpasste Ciprian Marica. Schiedsrichter Jochen Drees hatte das Spiel gerade beendet, die Schalker Spieler stürmten nach dem furiosen 4:1 beim 1. FC Köln in die Fankurve, doch der zweifache Torschütze konnte nicht mitfeiern. Er saß im Kabinentrakt auf einem Spinningrad. Rad fahren statt auslaufen, das übliche Erholungsprogramm für jeden eingesetzten Spieler. Also musste Marica im Stillen über seine großartige Leistung jubeln. Über sein Comeback, das ihm kaum jemand mehr zugetraut hatte.

Marica selbst überrascht

Denn an Klaas-Jan Huntelaar, Raúl und zuletzt auch Teemu Pukki kam der Rumäne nicht mehr vorbei, spielte, wenn überhaupt, nur ein paar Minuten. Ausnahme war das bedeutungslose Europa-League-Spiel in Haifa, das Schalke mit 3:0 gewann. Marica bereitete das erste Tor vor und erzielte das zweite selbst. Aber er gehörte dort zur Schalker B-Elf. Ausgerechnet in Köln entschied sich Trainer Huub Stevens für Marica als Raúl-Vertreter. „Ein bisschen überrascht war ich schon“, sagte Marica. „Aber der Trainer überrascht uns jeden Tag im Training. Er hat viele Varianten ausprobiert.“ Stevens selbst hatte keine rationale Erklärung für seine Entscheidung. „Das war ein Bauchgefühl“, gestand er. „Cipi hatte in den letzten Tagen gut trainiert.“

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Von Andreas Ernst und Jonas Knoop

Doch so gut lief es gar nicht in der ersten Hälfte. Schalke lag durch Lukas Podolskis Tor in der vierten Minute mit 0:1 zurück, Marica verlor fast alle Zweikämpfe, kam zu keiner Torchance. Auf der Raúl-Position kam er gar nicht zurecht, wieder einmal schien er seine Chance nicht nutzen zu können. In der Pause änderte Stevens das System. S04 versuchte es fortan mit einer Raute, Marica tauchte häufiger im Strafraum auf. „Da, wo ein Stürmer sein muss“, sagt er. In der 60. Minute nickte er den Ball nach einer traumhaften Flanke von Christian Fuchs zum 1:1 ins lange Eck. Zwölf Minuten später stand er richtig, als Klaas-Jan Huntelaars Pfosten-Kopfball ins Spielfeld zurückprallte – 2:1.

Lob von Sturmpartner Huntelaar

Am Ende erhöhten Huntelaar (78., Foulelfmeter) und Marco Höger (83.) noch auf 4:1, doch den Schlusspfiff erlebte Marica im Kabinengang mit – vor dem Fernseher, auf dem Spinningrad. Womöglich dachte er da an seine schwierige Startphase bei den Königsblauen, an viele schwache Leistungen, dass er als Fehleinkauf bezeichnet wurde. Aber dachte er auch an den Titelkampf? „Es ist kein Zufall, dass wir da oben stehen und wir tun alles, was wir können, um um den ersten Platz zu spielen. Aber ich will nicht über die Meisterschaft sprechen. Wir machen weiter Schritt für Schritt“, sagt Marica – und bleibt damit genauso zurückhaltend wie seine Mitspieler. Die lobten ihren Matchwinner. Zum Beispiel Klaas-Jan Huntelaar: „Das hat er super gemacht. Heute hat er gezeigt, dass er da ist, wenn er gebraucht wird."

Maricas Problem: In einer Woche, wenn Schalke auf den FSV Mainz 05 trifft (Samstag, 15.30 Uhr, live im DerWesten-Ticker), wird er wohl nicht mehr gebraucht. Denn dann ist Raúl wohl wieder fit und Schalke wird zum alten System zurückkehren. Mit Huntelaar, Raúl, Draxler und Obasi.

Ciprian Marica muss dann auf seine nächste Chance warten.