Gelsenkirchen. . Die Empörung über die immense Handgeld-Forderung von Jefferson Farfan ist groß. Aber Schalke-Manager Horst Heldt will den Peruaner nicht verurteilen. „Wenn er Redebedarf sieht, soll er sich melden“, sagte Heldt.
Es war heftig, ganz schön heftig, wie Jefferson Farfan vor genau einem Jahr den Zorn des Schalker Verantwortlichen zu spüren bekommen hatte. Felix Magath brummte dem Stürmer aus Peru die Rekord-Strafe von 150 000 Euro auf, weil Farfan nach dem Winterurlaub den Trainingsauftakt auf Schalke geschwänzt hatte und lieber in der Heimat mit einem Wechsel kokettierte. Mal nebenbei: Magath wollte den Südamerikaner, mit dem er nicht richtig konnte, auch von sich aus an den VfL Wolfsburg verkaufen, doch das ist eine andere Geschichte.
Auf jeden Fall machte Horst Heldt nach seiner Berufung zum Manager die Vertragsstrafe sofort rückgängig und ließ die 150 000 Euro an Farfan zurückbuchen. Er wollte so für die anstehenden Vertragsgespräche eine angenehme Atmosphäre schaffen. Doch die ist jetzt, seit Bekanntwerden der aktuellen Forderungen von Farfan, endgültig vergiftet.
Satte 14 Millionen Euro brutto will Farfan allein dafür haben, dass er seine Unterschrift unter einen neuen Vertrag setzt – zuzüglich eines Jahresgehalts von rund sechs Millionen Euro. Damit hat Farfan, respektive sein Berater Raúl Gonzales, eine Welle der Empörung losgetreten. An die Spitze setzte sich Schalkes Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies, der dieser Zeitung sagte: „Wir werden auf Schalke sicher nicht verrückt spielen. Forderungen, die unseren Konsolidierungskurs gefährden, werden wir bestimmt nicht erfüllen.“
Schon 2008 bezog Farfan ein Handgeld
Und selbst in der Berater-Branche hält man das, was Raúl Gonzales aufgerufen hat, für maßlos. „Wenn es 14 Millionen sind, dann ist das jenseits von Gut und Böse.“ Gesagt hat dies Andreas Müller, früherer Schalke-Manager und heute Spielerberater. Er wickelte 2008, damals noch als Schalke-Manager, den Wechsel von Farfan aus Eindhoven nach Gelsenkirchen ab.
Auch seinerzeit hat Farfan ein Handgeld bezogen, das aber schmaler bemessen (bis zu zwei Millionen Euro) und auf die komplette Vertragslaufzeit umgelegt worden sein soll. Schließlich musste Schalke zusätzlich zehn Millionen Euro Ablösesumme bezahlen.
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Bei ablösefreien Spielern steigen die Forderungen – und das, was gezahlt wird. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ enthüllte zum Beispiel, dass Farfans Landsmann Claudio Pizarro 2001 bei seinem Wechsel von Bremen zu Bayern München ein Handgeld von acht Millionen Dollar netto kassierte. Aufgebracht wurde dieses von Bayern-Partner Adidas – deklariert als Werbevertrag über acht Jahre.
Dieser Hintergrund kann erklären, dass ausgerechnet Schalkes Horst Heldt mahnt, man dürfe Farfan „jetzt nicht ins Licht des Gierig-Profis rücken“. Es sei „legitim“, dass der Spieler seine Verhandlungsposition ausreize: „Aber es ist auch unser Recht, dass wir handeln.“ Schalke hat mit Chinedu Obasi einen potenziellen Nachfolger verpflichtet, das Angebot an Farfan zur Vertragsverlängerung ist offiziell zurückgezogen. Endgültig zu sei die Tür damit aber nicht. „Ich habe Jeff gesagt, dass wir für weitere Gespräche zur Verfügung stehen“, erklärt Heldt, „wenn er Bedarf sieht, soll er sich melden.“ Ein Verkauf in der Winterpause sei nach wie vor nicht das Thema.
Schalke reist am Mittwoch nach Katar
An diesem Mittwoch fliegt Schalke ins Trainingslager nach Katar – Heldt ist sicher, dass Farfan dann mit in der Reisegruppe sitzt. Obwohl der Spieler am Dienstag beim internen Leistungstest in Gelsenkirchen fehlte, weil er noch auf dem Rückflug aus Südamerika war. „Das war aber abgesprochen – kein Problem“, versichert Heldt. Eine Geldstrafe gibt’s diesmal jedenfalls nicht.