Gelsenkirchen. Der FC Schalke 04 hat seine Zahlen von 2010 veröffentlicht: Sie geben Anlass zur Sorge, aber auch zur Hoffnung. Eigenkapital, das die Schuldenlast erleichtern könnte, hat Schalke schon länger nicht. Die Aussichten auf eine abgezahlte Arena in einigen Jahren sind nicht unbedingt verlockend.

Es gab eine Zeit, da machte der Fußballklub Schalke 04 ein großes Geheimnis um seine Finanzen. Besonders in den Konzernabschluss aller Schalker Tochterfirmen durften nur wenige Eingeweihte schauen. Dieses Zahlenwerk ist weitgehend von Bilanzkosmetik befreit. Doch mit den Heimlichkeiten ist nun Schluss. Zum Jahresende 2011 hat der Klub seinen Konzernabschluss für das Jahr 2010 im Internet veröffentlicht. Was dabei zum Vorschein kam, gibt beides: Grund zur Hoffnung und Grund zur Sorge.

Tatsächlich sind die Zahlen beeindruckend. So konnte Schalke dank der erfolgreichen Champions-League-Vorrunde 2010 einen Rekordumsatz von 188 Millionen Euro ausweisen. Besonders die Einnahmen aus den TV-Rechten ließen sich auf 57,4 Millionen Euro verdoppeln. Dazu kamen Werbeeinnahmen, die um knapp 10 Millionen Euro auf 50,3 Millionen Euro kletterten. Aus dem Spielbetrieb flossen 31,9 Millionen Euro in Schalkes Kassen. Eine Steigerung um knapp 25 Prozent.

Kein Eigenkapital

Doch neben diesen Jubelmeldungen finden sich in der Bilanz auch bedenkliche Zahlen. So wurden unter dem damaligen Trainer Felix Magath die Personalkosten auf die Rekordhöhe von 83,1 Millionen Euro getrieben. Im Jahr davor (also 2009) lag diese Zahl noch bei 68,3 Millionen Euro.

Um die Finanzen dauerhaft in den Griff zu kriegen, drängt Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies öffentlich auf Schuldenabbau. Im Jahr 2010 konnten die Finanzverbindlichkeiten laut Bericht auch immerhin um 16 Millionen Euro auf 216 Millionen reduziert werden. Doch dafür kletterten die Gesamtschulden auf rekordverdächtige 254 Millionen Euro.

Eigenkapital, das die Schuldenlast erleichtern könnte, hat Schalke schon länger nicht. Härter noch: Trotz intensiver Bemühungen muss Schalke eine bilanzielle Überschuldung in Höhe von 71,6 Millionen Euro ausweisen. Diese Überschuldung bedeutet zwar nicht, dass der Klub pleite ist, solange noch flüssiges Geld da ist, um die Rechnungen zu bezahlen. Aber die bilanzielle Überschuldung ist ein deutliches Signal, dass der Weg bis zur finanziellen Gesundung noch ein weiter ist.

Die Last der Arena

Wegbrechende Einnahmen aufgrund sportlicher Misserfolge können Schalke jederzeit das Genick brechen.

Schon in der Saison 2009/10 musste Schalke einen Teil der Besitzgesellschaft an der Arena an den Gelsenkirchener Kommunalbetrieb GEW verkaufen, um sich über die Saison zu retten. Aus den nun vorgelegten Zahlen geht hervor, dass Schalke den Verkauf der Anteile erst in seiner Bilanz 2010 als Darlehen ausgewiesen hat.

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Selbst die Aussichten auf eine abgezahlte Arena in einigen Jahren sind nicht unbedingt verlockend. So könnte Schalke ab 2018 zwar die Arena übernehmen, aber damit wäre die Halle nicht kostenlos zu betreiben. Denn die Schalker müssten mit immensen Unterhaltskosten für die dann als Altbau geltende Arena rechnen. Schon jetzt sorgt die Sicherung des im letzten Winter zerstörten Daches für einen Millionenschaden in der Bilanz.

Trotzdem beurteilen die Verantwortlichen die Aussichten auf Schalke optimistisch. So konnte der Fußballkonzern unter dem Strich einen schmalen Gewinn von 2,6 Millionen Euro ausweisen. Im laufenden Jahr kommen dazu Millionen-Einnahmen aus der K.o.-Runde der Champions-League, aus dem Sieg im DFB-Pokal, dem Verkauf des Torwarts Manuel Neuer und weiter wachsender Werbeeinnahmen. Schalke-Boss Tönnies sagte bereits, die Finanzschulden seien 2011 unter 200 Millionen Euro gedrückt worden.

Und sollte es mal härter kommen, falls etwa Schalkes Hauptsponsor Gazprom zu Bayern München wechseln sollte, wie es aus dem Umfeld des Gasgiganten spekuliert wird, dann hat Schalke mit der Veröffentlichung seiner Zahlen ein Fundament gelegt, um neue Anleihen am Kapitalmarkt zu platzieren – wie etwa die bereits ausgegebene Fan-Anleihe. Denn um öffentlich Geld an den Börsen einzusammeln, muss der Verein sich transparent machen. Ein Sprecher sagte dazu: Anleihen würden „zukünftig nicht ausgeschlossen“. Alleine ein Börsengang sei weiter tabu.