Gelsenkirchen. .
Schalke 04 will zehn Millionen Euro einsammeln und gibt dafür eine Anleihe heraus. 5,5 Prozent Verzinsung verspricht der Fußballclub den Anlegern. Die müssen sich sechs Jahre binden.
Wenn der FC Schalke 04 eine Anleihe ausgibt, ist das in vielerlei Hinsicht kein Geldgeschäft wie jedes andere. Wo sonst wäre im Zusammenhang mit einer eigentlich so nüchternen Sache zugleich die Rede von derart großen Gefühlen? Glaubt man der Werbung des Vereins, geht es bei der Zehn-Millionen-Euro-Anleihe nicht nur um Geld, sondern auch um „die ungebrochene Treue der S04-Anhänger“ und „die Liebe und Verbundenheit zu Königsblau“.
Die Schalke-Führung jedenfalls hat eine neue Möglichkeit entdeckt, wie Fans ihre Mannschaft unterstützen können. Erstmals in der Vereinsgeschichte sammelt der Fußballclub über eine Anleihe Geld ein. „Auf Schalke wird wieder Kohle gefördert“, lautet der selbstbewusste Slogan. Wer sein Geld für sechs Jahre zur Verfügung stellt, dem verspricht der Verein 5,5 Prozent Zinsen pro Jahr. Bis zu zehn Millionen Euro sollen auf diesem Weg in die Kasse der Königsblauen kommen. Weitere Anleihen sind denkbar. „Wir können auch aufstocken“, sagte Schalke-Aufsichtsratschef Clemens Tönnies. Bereits kurz nach dem Zeichnungsstart am Wochenende sei die Millionengrenze überschritten worden, hieß es. Mit dem Geld will der Verein seine Schulden abbauen.
„Diese Anleihe ist ein Liebhaberobjekt“
Schon die Stückelung der Anleihe verrät, wen der Club als Anleger im Visier hat. Beträge von 100, 500 oder 1904 Euro zielen auf die eigene Anhängerschaft als Abnehmer. Auch die Ausstattung der Anleihe soll Fans anlocken. Wer will, kann die Anleihe als „Schmuckurkunde“ hinter Glas gerahmt erwerben.
„Diese Anleihe ist ein Liebhaberobjekt“, sagt Anlegerschützer Marco Cabras. „Schalke-Fans werden hier zugreifen, aber bestimmt keine normalen Anleihe- und Renditejäger.“ Cabras, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), verweist auf den offiziellen Wertpapierprospekt, der die Details der Anleihe beschreibt. Sechs Jahre sei für eine Geldanlage ein relativ langer Zeitraum, zumal die wirtschaftliche Entwicklung eines Fußballclubs maßgeblich vom sportlichen Erfolg oder Misserfolg abhänge. Außerdem sei die Anleihe nicht börsengehandelt, könne also in einer brenzligen Situation nicht einfach verkauft werden.
Im Schalke-Wertpapierprospekt heißt es: „Ein Abstieg in die zweite Fußball-Bundesliga oder unter Umständen in eine noch unterklassigere Liga hätte erhebliche Einnahmeverluste zur Folge.“ Bei anhaltendem Misserfolg könne dies „gegebenenfalls zur Insolvenz führen“. Und so lautet auch das Fazit von Marco Cabras: „Wenn Schalke in die zweite Liga absteigen würde, könnte das Geld weg sein.“ Der Verein sieht dagegen keinen Grund für Pessimismus. Schalke-Sprecher Rolf Dittrich beteuert: „Das einzige Szenario, in dem der Anleger sein Geld verlieren würde, wäre eine Insolvenz. Und diese schließen wir aus.“