Gelsenkirchen. Der FC Schalke 04 nutzt seine wenige Zeit am Ball zu einem 3:1-Hieimsieg im Spiel gegen 1899 Hoffenheim. Trainer Huub Stevens kommentierte deshalb ziemlich gelassen: “Ballbesitz bringt nicht immer die Punkte.“

Fußball ist keine Mathematik, das hat schon Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge einst dem gelernten Mathe-Lehrer Ottmar Hitzfeld süffisant erklärt. Und das musste nun auch schmerzhaft Hoffenheims Trainer Holger Stanislawski erfahren: 61 Prozent Ballbesitz wies die Statistik am Ende der 90 Minuten Bundesliga in der Schalker Veltins-Arena zugunsten der Gäste aus, ein ungewöhnlich hoher Wert. Aber man kann die Sache auch umdrehen: Die Zeit am Ball scheint die TSG sinnlos verplempert zu haben, denn am Ende zählt das Ergebnis: Und da stand unmissverständlich auf dem Video-Würfel „Schalke 3 – Hoffenheim 1“. So dass Schalke-Trainer Huub Stevens hinterher ziemlich gelassen kommentieren konnte: „Ballbesitz bringt nicht immer die Punkte.“

Und aus dem Mathe-Unterricht wird in Hoffenheim ein Anschauungs-Unterricht: „Es wird eine lange Video-Sitzung, die Mannschaft wird sich die kompletten eineinhalb Stunden anschauen müssen, vor allem ihr Verhalten bei den Gegentoren“, kündigte Stanislawski einen nicht schönen Fernseh-Nachmittag im Kraichgau an.

Natürlich könnten dabei wieder hitzige Debatten über Schalkes ersten Treffer entstehen, den Raúl in Co-Produktion mit Hand und Fuß nach 26 Minuten erzielte. Es war die erste auffällige Szene des Spaniers nach 25-minütigem Versteckspiel. Und auch Schalkes zweiten Treffer dürfen die Hoffenheimer vor- und zurückspulen, als Musterbeispiel für ausgesprochene Dämlichkeit: So, wie Marvin Compper in der 72. Minute gegen Klaas-Jan Huntelaar in den Zweikampf ging, sollte man nur agieren, wenn man sich eines Freifahrtscheins durch den Schiedsrichter sicher sein kann.

Jermaine Jones ist Stevens' Königsfigur

Es erleichterte den Schalkern die mitunter recht schwierige Aufgabe, am letzten Oktober-Wochenende eine richtig fette Ernte trocken in die Scheune zu bekommen: Die letzten vier Pflichtspiele wurden alle gewonnen, dabei nur ein Gegentor zugelassen. Momentaufnahme: Platz zwei. „Nun werden wir versuchen, den zweiten Platz so lange wie möglich zu verteidigen“, verspricht Youngster Julian Draxler. Das könnte durchaus länger andauern, wenn die Schalker weiter so kompakt und homogen auftreten wie an diesem herrlichen Herbstwochenende. Mit Jermaine Jones im defensiven Mittelfeld hat Huub Stevens offensichtlich seine Königsfigur gefunden. Seine Grätschen haben die 60 384 Zuschauer offensichtlich vermisst, die jeden Tiefflugeinsatz des Deutsch-Amerikaners feiern. Zudem nutzt Jones noch jede Möglichkeit zu gefährlichen Weitschüssen. „Jermaine ist ruhig geblieben und hat seine Chance genutzt, die man so nicht unbedingt absehen konnte“, zollte ihm Manager Horst Heldt ein Extralob.

Und Torhüter Lars Unner­stall darf sich trotz der Verpflichtung Timo Hildebrands der vollen Unterstützung seitens des Trainers sicher sein. Befragt, ob es im Europa-League-Spiel am Donnerstag gegen Larnaka wohl einen Wechsel auf der Torhüter-Position gebe, riss Stevens das arme Lämmchen (Fragesteller) wie ein hungriger Wolf: „Timo kann noch nicht da sein, wo er nach eineinhalb Jahren Pause sein möchte. Wenn Lars so hält wie heute: Habe ich da einen Grund, etwas zu ändern? Da muss Timo im Training schon super halten“, blitzte es gefährlich in Stevens’ Augen bei der Antwort.

Tatsächlich strahlt Unner­stall eine Ruhe aus, die sich immer mehr auf seine Vorderleute überträgt. Fernab jeder statistischen Erfassung.