Warum Huntelaar für Schalke unverzichtbar ist

Karlsruhe. In den 17 Pflichtspielen der Saison traf Klaas-Jan Huntelaar 19-mal für Schalke 04. Beim 2:0-Pokalerfolg der Königsblauen in Karlsruhe erzielte er das wichtige erste Tor. Vor der Saison war der „Hunter“ noch sehr umstritten.

Es läuft die 81. Minute. 0:0 steht’s im DFB-Pokalspiel zwischen dem Zweitligisten Karlsruher SC und Schalke 04. Der Titelverteidiger kann froh darüber sein, denn der wackere Außenseiter hatte bis dahin die besseren Chancen. Nichts zu sehen ist von der Schalker Tor-Maschine Klaas-Jan Huntelaar (28). Gar nichts.

Nach 81 Minuten im lockeren Trab ist der Stürmer aber nicht etwa eingeschlafen. Genau beobachtet er, wie Schalkes Linksverteidiger Christian Fuchs den Ball am Fuß führt – und wittert sofort seine Chance. „Ich sehe, dass Fuchs den Ball hat, laufe zum ersten Pfosten und will den Ball dann auf den zweiten Pfosten verlängern.“ Die Flanke des Österreichers kommt wie oft geprobt millimetergenau, Huntelaar köpft, zack, drin, 1:0. „In diesen Momenten“, sagt Huntelaar und lächelt, „in diesen Momenten musst du extra clever sein. Das ist bei Stürmern ein bisschen Natur.“ Schalke gewinnt noch 2:0 und zieht ins Achtelfinale ein. Die Fans wissen, wem sie das zu verdanken haben. Laut brüllen sie „Hun-te-laar, Hun-te-laar“. Und immer weiter…

Dabei hieß es vor der Saison, der eher langsame Knipser Huntelaar passe nicht zum laufintensiven Tempofußball-Konzept von Schalkes Ex-Trainer Ralf Rangnick. Zudem hatte Huntelaar keine besonders beeindruckende Saison hingelegt, blieb zwischendurch über 1000 Pflichtspiel-Minuten ohne Tor, fehlte lange verletzt. In der Bundesliga erzielte er nur acht Tore. Die Königsblauen hätten über einen Verkauf bei einem passenden Angebot sicherlich nachgedacht, um damit Rangnicks Wunschstürmer Papiss Demba Cissé (SC Freiburg) zu finanzieren.

Das war erst vor drei Monaten! Wirklich!

Seitdem ist Huntelaar in 17 Pflichtspielen für Schalke aufgelaufen – und hat dabei sensationelle 19 Tore erzielt, hübsch verteilt auf die drei Wettbewerbe Bundesliga (8), DFB-Pokal (5) und Europa League (6) – dazu kommen vier Tore in vier Spielen für die niederländische Nationalelf. Wo würde Schalke in dieser Saison ohne Huntelaar stehen? In die Gruppenphase der Europa League wäre S04 wohl gar nicht eingezogen, wenn Huntelaar beim 6:1 im Play-off-Rückspiel gegen Helsinki nicht viermal getroffen hätte. In Karlsruhe wäre das Pokalspiel ohne Huntelaar in die Verlängerung gegangen – Ausgang ungewiss. Bei fünf von sechs Schalker Saisonsiegen in der Bundesliga traf er entweder zur Führung oder erzielte das wichtige Anschlusstor.

Huntelaar läuft zehn Kilometer pro Spiel

Die Schalker Verantwortlichen wissen deshalb gar nicht mehr, wie sie den teuersten Einkauf der Vereinsgeschichte (14 Millionen Euro) noch loben sollen. „Er hat eine besondere Qualität. Du siehst ihn das ganze Spiel nicht – und dann ist er da“, sagt Trainer Huub Stevens. Manager Horst Heldt setzt eins drauf: „Klaas-Jan Huntelaar ist weltklasse in der Box.“ In der Box – gemeint ist: im Strafraum. Dabei hält sich Huntelaar nicht nur dort auf. Er läuft im Schnitt über zehn Kilometer pro Spiel.

Ungewöhnlich viel für einen Spielertypen wie Huntelaar. Der will übrigens nicht unbedingt Torschützenkönig werden, obwohl er im Privatduell mit Bayern Münchens Mario Gomez zwar in der Bundesliga zurückliegt (8:10), aber in Pflichtspielen deutlich führt (19:14). „Das ist weit weg. Ich schaue nur auf das nächste Spiel. Und will so viele Tore schießen wie möglich“, sagt der „Hunter“ (übersetzt: der Jäger).

Vertragsverlängerung möglich

Wie lange noch für Schalke? Bis 2013 läuft sein Vertrag. Er kann in seinem Heimatdorf Angerlo in den Niederlanden mit Freundin Maddy und den kleinen Söhnen Seb und Axel wohnen – das ist nur knapp 100 Kilometer von Gelsenkirchen entfernt. Von seinem Vater lässt er sich zum Training chauffieren. Huntelaar verdient sehr gut, spielt international, wird von den Fans geliebt. Weg wollte er bei aller Kritik nie.