Gelsenkirchen. Der Hamburger SV hat nach einem 3:0-Erfolg im Finale gegen den VfB Stuttgart den T-Home-Cup in der Veltins-Arena gewonnen. Schalke 04 wurde nach zwei Niederlagen nur Letzter - auf Trainer Felix Magath wartet noch viel Arbeit.
Eine Sorge dürfte Felix Magath nach seinem ersten Wochenende als "Hausherr" in der Arena schon mal los sein: Die Befürchtung, dass die Euphorie rund um das neue Schalke überhand nimmt und von ihm als Meister-Trainer sofort Wunderdinge erwartet werden. Denn Schalke zahlte beim Vorbereitungsturnier um den T-Home-Cup noch Lehrgeld und belegte nach Niederlagen gegen den VfB Stuttgart (0:1) und Bayern München (1:2) nur den letzten Platz.
Magath war nicht unzufrieden
Dennoch war Magath unterm Strich mit seiner Mannschaft nicht unzufrieden. "Ich freue mich, dass wir gegen einen so starken Gegner gespielt haben. Da sieht man mehr als bei einem Test gegen eine unterklassige Mannschaft", sagte Magath nach der Niederlage am Samstag gegen den Vorjahres-Dritten VfB Stuttgart (Torschütze Sebastian Rudy). Schalke hatte im ersten Spiel die gegenwärtig vielleicht beste Mannschaft aufgeboten. Am Sonntag im Spiel um Platz drei gegen Bayerns B-Elf experimentierte Magath mit zahlreichen jungen Spielern. Für die Bayern, die die erste Partie gegen den Hamburger SV mit 0:1 verloren hatten (Torschütze Piotr Trochowski), trafen am Sonntag vor 38.820 Zuschauern Breno (13.) und Schalkes Benedikt Höwedes per Eigentor (26.); Schalkes einzigen Turnier-Treffer markierte Halil Altintop mit einem Kopfball (29.).
Besonders bitter für Schalke: Mittelfeldspieler Ivan Rakitic schied am Sonntag gegen Bayern mit Verdacht auf Bänderriss im rechten Knöchel aus: Der kroatische Nationalspieler wurde sofort ins Krankenhaus gebracht und wird wahrscheinlich einige Wochen ausfallen. Nach Jermaine Jones (Haarriss im Schienbein) und Christian Pander (Reha nach Knieverletzung) schon der dritte Stammspieler, der zum Saisonstart in knapp drei Wochen fehlen wird.
Der 21 Jahre alte Rakitic gehörte bisher zu Magaths Kern-Mannschaft; am Samstag gegen Stuttgart stand er an der Spitze der Mittelfeld-Raute mit den jungen Neuzugängen Jan Moravek (19) und Lewis Holtby (18) auf den Halbpositionen sowie Nationalspieler Heiko Westermann auf der defensiven Nummer sechs. Erfrischend jung, gewagt offensiv. Magaths Urteil: "Ich war zufrieden, aber man hat gesehen, dass es nach vorne noch etwas holperig läuft." Es fehlte ein Chef im Mittelfeld - ein Typ, an dem sich die anderen orientieren und aufrichtigen können.
Am Sonntag experimentierte Magath mit Stürmer Jefferson Farfan auf der Position des Spielmachers, doch auch dies war keine Offenbarung. Durch den Ausfall von Raktic wird es nun zumindest nicht besser werden, und die Mittel, um kurzfristig noch einen erfahrenen Spielmacher wie etwa den Brasilianer Lincoln fürs Mittelfeld zu holen, hat Schalke nach Magaths Angaben derzeit nicht. Kein Geld in der Kasse - also muss sich Schalke in Geduld üben und auf den Talentschuppen setzen.
Bestes Beispiel dafür ist Lewis Holtby. Der von Alemannia Aachen geholte Blondschopf macht schon jede Menge Spaß, versprüht Spielfreude und ist auf dem Platz jederzeit in Bewegung. Aber nach dem Spiel gegen Stuttgart warnte Magath vor zu hohen Erwartungen: "Gegen eine Spitzenmannschaft der Bundesliga ist er noch teilweise überfordert. Bei aller Freude über ein großes Talent: Es reicht momentan noch nicht, um Bundesliga-Spitze zu sein." Auch dies sei eine "gute Erkenntnis", sagte Magath. Schalke weiß jetzt, wie schwer es noch wird.
Hoeneß prophezeit Platz unter den ersten Fünf
Dabei hatte Bayern Münchens Manager Uli Hoeneß am Sonntag vor dem Spiel um Platz drei noch prophezeit: "Ich denke, dass Schalke in dieser Saison wieder unter den ersten Fünf landen wird und mit diesem Trainer gute Chancen hat, wieder die Champions-League-Qualifikation zu schaffen." Würde Magath dies im ersten Jahr gelingen, wäre es viel mehr, als man derzeit erwarten kann. Doch nach Wunderdingen stand nach dem T-Home-Cup niemandem der Sinn. Am wenigsten Magath selbst: "Ich kann heute noch nicht exakt sagen, wie das Leistungsvermögen der Mannschaft sein wird", erklärte der Meister-Trainer: "Wir sind in einem Prozess, und der dauert länger als die Saisonvorbereitung - der kann sogar ein Jahr dauern." Für alle anderen Prognosen hatte Magath nur eine knappe Einschätzung parat: "Jetzt ist das alles Kaffeesatzleserei".