Gelsenkirchen. Der Sportdirektor steht derzeit vor der Mammut-Aufgabe, Schalkes aufgeblähten Kader zu reduzieren. Erste Fortschritte sind gemacht, doch knifflige Aufgaben warten. Sportlich feierten die Königsblauen einen geglückten Start in die Saisonvorbereitung.
Der bisher schwerste Job? Horst Heldt muss einen Moment überlegen. Natürlich, sagt Schalkes Manager, sei es nicht ganz einfach gewesen, den Vertrag mit Gerald Asamoah aufzulösen. Schließlich ist der 32-Jährige ein Schalker Urgestein, und nach seiner Rückkehr vom FC St. Pauli hatte „Asa“ auf Schalke noch einen Anschlussvertrag, der bis 2016 eine Tätigkeit als „Teambotschafter“ vorsah – was auch immer man sich darunter vorstellen muss. Doch letztlich ist man überein gekommen, dass dieser Job derzeit noch nichts für Asamoah ist, und so wurde am Samstag ein Stück königsblaue Geschichte beendet: Asamoah und Schalke gehen künftig getrennte Wege – der Ex-Nationalspieler will nun in Ruhe überlegen, ob er seine Karriere irgendwo anders fortsetzt. Oder ob er heimlich, still und leise einen Schlussstrich zieht.
Horst Heldt hat auf jeden Fall schon vor dem ersten Saison-Testspiel am Sonntag (10:0 gegen eine Bergbau-Auswahl in Datteln) seinen Job gemacht. Einen Job, der kein einfacher ist: Denn Schalkes Manager muss den Kader, der in der vergangenen Saison auf über 40 Spieler angewachsen war, abbauen. Asamoah war am Samstag Spieler Nummer 14, bei dem dies geglückt ist. Manchmal geht es nicht ohne Komplikationen: So wie bei dem Chinesen Hao Junmin, für dessen geplanten Wechsel zu Hangzhou Greentown Schalke zwar schon einen unterschriebenen Transfervertrag mit dem chinesischen Klub hat – aber noch nicht die Zustimmung des Spielers. Hao fliegt deswegen an diesem Montag auch erst einmal mit ins Schalker Trainingslager auf Rügen.
"Kader ist überschaubarer"
Und manchmal geht es auch nicht ohne Schmiermittel: So hat Asamoah für seine Vertragsauflösung noch einmal eine Abfindung in Millionenhöhe erhalten, und auch Nicolas Plestan hat seinen Kontrakt nicht ohne Gegenleistung zurückgegeben. Wie hoch die Abfindungen insgesamt sind, will Heldt nicht beziffern. Letztlich fällt seine Zwischenbilanz aber positiv aus: „Der Kader ist jetzt schon mal überschaubarer. Wir haben vieles umgesetzt, sind aber noch nicht am Ende.“
Zumindest offiziell kein aktueller Verkaufs-Kandidat mehr ist der zuletzt an die Blackburn Rovers ausgeliehene Jermaine Jones, der bis zum Wochenende mit der US-Nationalmannschaft unterwegs war und nach seinem Urlaub auf Schalke zurückerwartet wird. Heldt ist mit Trainer Ralf Rangnick mittlerweile überein gekommen, dass Jones in Schalke noch einmal den Konkurrenzkampf aufnehmen soll: „Wir planen fest mit ihm.“
Auf der Verkaufs-Liste stehen andere Spieler: Wie etwa der erst im Januar verpflichtete Anthony Annan. Und selbst vor fast schon vergessenen Profis macht Chef-Verkäufer Heldt nicht Halt: Nach dem Trainingslager will er das Gespräch mit Albert Streit suchen, um zu erfahren, ob der seinen bis 2012 datierten Vertrag wirklich aussitzen will.
Das wird dann aber wirklich sein schwerster Job...
10:0 gegen Bergleute
Schalke 04 ist mit einem Kantersieg in die Vorbereitung gestartet. Die Königsblauen schlugen in einem Benefizspiel zugunsten der Erdbebenopfer in Japan eine Bergbau-Auswahl 10:0. Vor 7000 Zuschauern im Dattelner Ostringstadion trafen Jose Manuel Jurado (3), Joel Matip (2), Philip Hoffmann (2), Lewis Holtby, Marco Höger und Christian Fuchs.